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Sonntag, 13. Oktober 2013

Auslösung durch Verlust des Wesensbezugs (2)

Teil 2) Der Papst als Obergenderist




Der menschliche Wille braucht also ein Nicht-Ich, sonst kann er sich gar nicht verwirklichen. Aber vor allem kann er nur so erfasse, daß seine immer historische Erkenntnis der Welt immer auch relativ ist, einerseits, und anderseits immer unvollkommen, weil er selbst diesem Wesen nicht entspricht. Nur wenn er es GANZ wäre (oder ist), ist er frei, weil sein Wesen und sein Wille eins in der realen Wirklichung sind. Der Antrieb zu dieser Wesenswirklichung liegt also im Antrieb und Willen zur Freiheit als Grundberufung des Menschen. Die Selbstverwirklichung de Menschen vollzieht sich also im wahrsten Sinn INNERHALB eines Mysteriums in der Selbstüberschreitung. Und wird mehr und mehr zur selbstlosen Liebe, die von Freiheit nicht zu trennen ist: Freiheit als Potenz, Liebe als Akt.

Diesen transzendenten Bezug aber lehnt das Gendering, das sich damit als zutiefst marxistisch ausweist, ab. Damit aber bereitet es den Weg zur Auflösung aller Dinge. Aller Dinge, nicht nur der Identitäten. Weil auch in JEDEM Ding dieser transzendente Bezug seine konstituierende Rolle spielt: aus dem heraus, auf den hin es als Ding besteht.

Woher aber werden die Wesensbilder erkannt?** Aus zwei Richtungen: Einerseits aus der Verfaßtheit des Menschen selbst, in dem die elementaren Sinnbezüge (man erkennt nur, was in einem ist, was einem gemäß ist) vorhanden sind. Er erkennt also GEMÄSZ diesen Verfaßtheiten, deren Inhalte er nur indirekt, aus den Wirkungen etc. ablesen kann. Und zum zweiten: wird dieses Wesen in seiner Vollkraft nur dann berührt, wenn sich der Mensch in eine Situation hinein transzendiert, also nicht auf Befindlichkeiten achtet, sondern (in seinem Maß - siehe was zur Reife gesagt wurde) versucht, ihnen gemäß "sachlich" und dynamisch zu agieren. 

Das geht natürlich nicht, wenn er das Transzendente prinzipiell ablehnt. Dann agiert er wie jemand, der sich die Schlüssel zur Wirklichkeit mehr und mehr selbst aus der Hand schlägt, sodaß er in der sich selbst nährenden Spirale der Weltauflösung landet. Das immer noch in seinen realen Auswirkungen - bereits ganze Generationen werden sogar in den Schulen, kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen dahingehend neurotisiert - unterschätzte Gendering ist deshalb tatsächlich ein Werkzeug des Nichtenden, böse aus seiner Natur heraus.



Das Ich verwirklicht sich in der Sprache (zum Selbst als Gestalt). Gendering vermag nun nicht, ein neues Konzept des Selbst zu verwirklichen. Denn alles Sein hat nur Bestand, wenn und soweit es am Sinn (am logos) teilhat, also am Transzendenten, an der göttlichen Ordnung (in Jesus Fleisch geworden) selbst. Es gibt kein a-metaphysisches Alternativkonzept des Selbst, das nicht automatisch weltimmanent und damit positivistisch, voluntaristisch, ideologisch und damit unfrei würde. (Das marx'sche Konzept des Menschen ist ja genau das: weltimmanent und absolut-relativ.) Wir brechen uns damit also die schöpferische Dimension im Lebensvollzug der Menschen und neurotisieren sie (im eigentlichsten Sinn). Es verwirklicht sich mit der Inclusivsprache kein neues Weltgefüge, sondern  es löst das Weltgefüge an sich auf. Und steht gegen die Grundverfaßtheit der Welt.***

Aber es ist das Gendering nur ein genereller Zug der Gegenwart, der auf der längst im Habitus verfleischlichten Weltsicht beruht. Der derzeitige Papst ist damit gleichzustellendes Symptom. Auch er hat diesen Wesensbezug nicht, ja löst ihn auf, und reduziert sein "Papstsein" sowie das kirchliche Amt generell auf seine persönliche, aktualistische, momentane und faktische Erscheinung. Daß er so gut "ankommt", und zwar gerade bei einer ansonsten linken Gesellschaft, ist also überhaupt kein Wunder. Er nimmt diesen Menschen das ab, was überhaupt Lebensmühe des Menschen ist: die Antwort auf die Angesprochenheit durch ein transzendentes Wesensbild. Wo jede Subjektivität schwindet, und das heißt: die Identifikation mit den momentanen Zuständen. 

Dieser Papst verdreht deshalb die Tatsachen in seinen billigen, populistischen Aussagen. Denn er ist es, der das Amt als subjektiver Willkür unterworfen betrachtet, und es ist (wir nennen es beim Wort:) Sittenlosigkeit, aus der heraus das (nur zu übernehmende, historische!) Amt als vorausliegendes, imperativisches Wesensbild und Mysterium abgelehnt wird. Er verwechselt genau das, was das Gendering betreibt: Er nimmt konkret, was aber nur transzendent zu verstehen ist. Nicht J. M. Bergoglio IST Papst, sondern er muß zeigen, was DAS PAPSTAMT ist. Denn IN DEM liegt die Unfehlbarkeit, nicht in seinen Meinungen. In dem, was ein Herr Bergoglio jeden Tag aufs Neue NICHT IST.

Der gesellschaftliche Habitus weltweit tendiert zum selben, wir wissen das: zur völligen Identifizierung mit seinen Zuständen. Aber damit überwindet der Mensch die Sünde (als Defekt der Selbstwirklichung und Freiheit´) nicht mehr, sondern bleibt in ihr verhaftet. (Gnade wird damit zum Sopranaturalismus, zur von der Welt getrennten Gnadenwelt, nicht zur einer Vervollkommung der realen Natur.) Er stellt damit nicht mehr die Wahrheit dar, sondern läßt sie zum Abklatsch einer (noch dazu: naiven) Vorstellung degenerieren. Ein Persönlichkeitsmanko, dem im letzten Mangel an Liebe zugrundeliegt. Keine Spielart der Interpretation.




**Dieser allen Dingen zugrundeliegende Bezug zu einem ihnen vorausliegenden "Wesen", auf das ihre gesamte geschichtliche Gestalt Bezug nimmt, ist u. a. darin erkennbar, daß jedes Ding, und schon gar jedes Lebewesen, nach bestimmten Regeln agiert (grosso modo: das was man "Gesetze" nennt). Das ist die analoge (sichtbare) Seite dieser geistigen Realität. Bei lebenden Dingen ist direkt ersichtlich, daß sie nicht gegen ihr Wesen agieren können - dann sterben sie,  fallen ins Formlose, entstalten sich. 
Der Materialismus versucht ja konkret, diese Gesetzlichkeiten aus der Welt selbst, also immanent zu erklären. (Wobei er bestenfalls die Ursprünge der Dinge weiter zurückschiebt, aber natürlich nie aufhellen kann. Auch der ausgebuffteste Materialismus endet irgendwann - in einer Entscheidung der Transzendenz, und sei es durch Schaffen von nicht weiter Erklärbarem, die zu Mythologemen werden.)

***Daß selbst die Kirche längst auf diesen Zug aufgesprungen ist (man beachte vor allem den von Laien bedienten Apparat), ist deshalb nicht nur verabscheuenswürdig und erschütternd bösartig, sondern hochgradig zynisch, weil sie nun versucht, über Verhaltenszwänge und Erlebenssurrogate eine Schweinwelt des Guten aufzurichten.




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