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Sonntag, 6. Oktober 2013

Freiheit als Maß der Objektivität

Der geistige Keim ist also in dem Innenraum verborgen, der von der Ichgrenze umschlossen ist. In dem was außerhalb der Ichgrenze liegt, ist er nicht. Auf daß die Außenwelt objektiv erkannt werde, ist es notwendig, sie von ihrer Abhängigkeit von der Subjektivität zu befreien. 

Aber diese Befreiung geschieht nicht dadurch, daß die Subjektivität gewissermaßen "abgeschafft" wird, sondern nur dadurch, daß sie im Subjekt im bergenden Schutz der Ichgrenze reift, daß die sich verwirklichende Freiheit der Seele mehr und mehr Subjektivität - d. h. Identifikation von Bewußtsein und Gegenwart - in Objektivität - d. h. Erkenntnis des Gegenwärtigen als eine Anderen, aber dem Bewußtsein Zugeordneten und lebendig mit ihm Verbundenen - verwandelt. 

Ist die Potenz zur Verwirklichung der Freiheit dergestalt nur im Innen, so ist doch die Freiheit, insofern und in dem Maß, als sie verwirklicht ist, ebenso wie die objektive Wirklichkeit dieselbe für Innen und Außen.

[...] Es ist das Wesen des Kreuzes [als Struktur der Erkenntnis, Knotenpunkt des Met'empirischen mit dem Empirischen; Anm.] nichts auszuschließen, aber auch, indem es einbezieht, nichts zu vergewaltigen, sondern alles zur eigenen Wirklichkeit zu befreien. Je wirklicher die Seele, desto wirklicher auch die Außenwelt, desto wirksamer deren reale Einwirkung auf den weiteren Fortschritt, so daß dessen Wesen eben in der fortschreitenden Integration und Durchdringung von Innen und Außen besteht. Je größer die Durchseeltheit des Außen, desto größer die objektive Wirklichkeit des Innen.

Matthias Vereno, in '"Vom Mythos zum Christos"




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