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Montag, 14. Oktober 2013

Renaissance des Arianismus

Man  muß auch hier die Encyclopedia Britannica bemühen, um zu so einer knappen, klaren und dabei scharfsinnigen Beschreibung zu kommen, wie sie deutschsprachige Kompendien verweigern*. Es geht um den Arianismus.

Er wurde am Konzil von Nicäa ausgeschieden, wo die "göttliche Substanz" Jesu konstatiert wurde. (Von dummen zeitgeistigen Stimmen als Vergöttlichung oder Gotteserhebung Christi bezeichnet. Denen die wahre Natur menschlichen Denkens fremd ist. Das ein Hinweisen ist, kein "Schaffen". Sodaß sie lediglich die Natur ihres eigenen Denkens damit offenbaren.)

Der Arianismus, der ab dem 3. Jhd. auftauchte und bis ins 6., ja 7. Jhd. als größere Bewegung fortlebte, sieht die Person Jesus als gleichermaßen geschaffenen Menschen. 

Die EB zeigt nun klar, daß er "virtual" heute (wieder) weit verbreitet ist. Das Jesus-Verständnis der Zeugen Jehovas nennt sie konkret, und zahlreiche esoterische Bewegungen tun es ihnen gleich. Jesus ALS GOTT (einer Substanz, eines Wesens mit dem Vater, "gezeugt, nicht geschaffen") aber wird heute selbst unter Katholiken in einer erschreckenden Mehrheit abgelehnt. So wird von ihm als "Lehrer", oder als "Religionsstifter" (in einer Reihe mit Buddha, Mohammed etc.) gesehen. 

Dabei hat der heutige Arianismus viele versteckte Formen, denen im Einzelnen nachzugehen wäre. Etwa, daß er eng mit Pantheismus und Pan-Entheismus zusammenhängt. Und damit sogar mit der praktischen Gestalt der reformierten katholischen Liturgie, die ihre Spitze im jetzigen Papst findet. Wo das Faktische des Subjektiven zur Analogie des Göttlichen** wird. Eine reale Haltung, die ihre erste Breitenwirkung ... im 11. Jhd. gewann, wir haben darüber bereits berichtet: als der homus novus, der Emporkömmling, der mit seinem Sein nicht Zufriedene, der in Funktion Abgleitende seine gesellschaftliche Hauptrolle übernahm.

Diesem Denken fehlt seine wirkliche Dimension, seine Urteile sind auf der Banalität einer in ihrer Analogie falsch gedeuteten Welt gegründet. Es bleibt weltimmanent, und damit in sich unlösbar, wie Gödel - man arbeite doch seine Beweisführung wirklich einmal durch! Nicht nur er, jeder Denkende kann nicht verstehen, warum seine Leistung in der Realität so unterging! Warum und wie sich die rationalistische Sprachphilosophie nach dem 2. Weltkrieg so durchsetzen konnte! - so großartig nachwies.

Aber wir haben es heute mit einer - "virtual" - Renaissance dieses Arianismus zu tun. Der im Jahre 325 im Konzil von Nicäa abgelehnt und verurteilt ("anathema sit") sowie am Konzil von Konstantinope 381 darin bestätigt wurde. Jeder, der real in die Wirklichkeit Gottes eintaucht, weiß, daß das so sein muß. Daß hier kein Glaube "erfunden" oder "konstituiert", sondern das Wahre, das Erfahrene (ja: Erfahrbare!) nur bestätigt wurde (und wird).

Daß die Germanen (der spätrömischen Zeit, der sogenannten Völkerwanderung) im besonderen anfällig für diese Sichtweise waren, korrespondiert mit der Tatsache, daß die Germanen als Volk keineswegs als "junges, kraftvolles Zukunftsvolk" anzusehen sind, wie es manche Sichtweisen absichtsvoll darstellen wollten (und viele es bis heute glauben), sondern als Kultur zu sehen sind, die am Ende war. Nicht zufällig ist das Auffälligste an ihnen ihre fast grenzenlose Assimilationsneigung. (Dazu mehr in Kürze auf diesem Blog.)

Der moderne Arianismus hat aber noch  mehr Parallelen. Er ist generell in einer Welt des Niedergangs entstanden, reitet also auf ihrer Geisteshaltung. Und DESHALB ist er auch heute mächtig und verbreitet. 

Die interessanteste Frage dabei also ist, aus welchen Defekten der Sittlichkeit (in der Kultur) sich welche Blindheiten der transzendenten Wirklichkeit gegenüber ergeben.

Denn daß das so ist, ist ohne Zweifel.




*Der Verfasser dieser Zeilen gesteht offen, daß er deshalb britische Historiker überaus schätzt. Denn den Briten haftet eine Objektivität an, ein Realismus, dabei eine weltumspannende Perspektive, die deutschen oft schwerfällt (wenn auch dennoch noch oft da ist), französischen noch mehr, aber amerikanischen generell fehlt, die in ihren Sichtweisen lächerlichen Halbstarken gleichen. (Wahrscheinlich sind sie deshalb so populär.)

**Damit aber genau das Transzendente ausschließt - es bleibt nur Weltimmanentes.





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