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Mittwoch, 13. November 2013

Welt ist Gestalt

Im (einfachen) Aufgreifen eines alten, einfachen Gedankens - es ist die Form, die ein Trinkglas zum Trinkglas macht. Wobei seine Materie ohne Form (=gestaltgebendes, organisierendes Prinzip) überhaupt nicht vorstellbar ist. Denn formlose Materie tritt überhaupt nie auf, sie "gibt es nicht". Eine formlose Welt gibt es also nicht, vielmehr geht ideell (nicht zeitlich vorzustellen) die Form der Materie voraus. Und damit - der Welt. Denn die Welt ist nur Welt, weil sie eine Welt der Gestalten (Form und Materie) ist.

Im Trinkglas hat damit Materie eine bestimmte Qualität, die in der Form steht. Ja, es ist diese Qualität, die wiederum die Form bestimmt weil heraustreibt. Ohne apriorische Qualitätsbestimmung wird keine Form geschaffen, und damit keine Gestalt. Die bereits differenzierte Form eines Trinkglases beruft sich hinwiederum auf eine immer weiter reduzierbare Urform - und damit Urqualität als Weltgestaltungselement. (Erkennbar daran, daß auch andere Dinge als Trinkgefäß - freilich nicht als TrinkGLAS - dienen können.)

Es ist die Qualität, die die Dinge unterscheidet, und damit überhaupt zu Dingen macht. Die nur aus dieser Qualität heraus nicht den Raum des anderen einnehmen, also Raum (den es nur als bedingten, qualitätsbezogenen Raum gibt) "schaffen".

Damit ist aber Welt überhaupt nur durch Form, und damit durch Qualität. Qualität ist also nur durch Form erfahrbar. Somit ist die Welt ein Zueinander von Qualitäten, und in diesen ist wieder eine Rückführung auf immer weniger Grundqualitäten möglich. Diese sind es also, die die Welt heraustreiben (man fertigt Dinge nur an, um Qualitäten darzustellen, und je besser diese dargestellt wird, desto mehr teilt sie Qualität mit), während die Welt immer ein Maß von (geschichtlicher) Spezifizierung darstellt. Die Welt wäre aber  nicht Welt OHNE diese historische Spezifizierung, sie ist also immer eine Welt der Ausfaltung. In der Ausfaltung wiederum wird die Fülle der Qualität der Grundqualität(en) erfahrbar, also diese selbst erfahrbar.

Weil nun Grundimpuls dieser erste(n) Qualität(en) offenbar die Ausfaltung in ein konkretes Ding (Trinkglas, Weinglas, Rotweinglas ...) ist, in dem sich die Qualitäten in ihrer Ausfaltung entsprechen, um jeweils ihre Spezifikationen noch weiter ausfalten zu können (die Blume eines Burgunder-Weines wird erst entfaltet, wenn er in einem entsprechenden Glas geschwenkt wird), ist Welt an sich ein Ausfalten der Urqualität(en). Welt gibt es also nur als Qualitätenvielfalt, und das ist offenbar auch die Erfüllung ihres allergrundlegendsten Wollens (bzw. Sollens.)* Ohne Gestalt - keine Welt.

Wer Gestalt als Träger von Qualität ablehnt, lehnt die Welt ab. Qualitätserfahrung ohne Gestalt ist hingegen nicht möglich. Während Grundqualitäten ohne Vergleich von Gestalten (und Zusammenfassen in der Abstraktion) ebenfalls unerkennbar bleiben, weil damit ihre Allgemeinheit unerkennbar bleibt.




*Die Welt wird also nicht qualitativ besser, wenn auf Teilqualitäten verzichtet, sie auf Grundqualitäten gestalthaft reduziert wird. Im Gegenteil! Je spezifischer die Dinge sind, je gestalthafter, je in sich unterscheidbarer, desto mehr wird die allergrundlegendste Qualität(en) zur Darstellung gebracht und damit erfahrbar. Wie gut ein Wein "sein kann" wird also erfahrbar, wenn der Burgunder in einem Burgunderglas genossen wird. In einer Sektflöte oder einem Zahnputzbecher wird seine Qualität gar nicht entfaltet, und damit die Grundqualität der Welt in ihrer Potenz gar nicht erfahrbar. Erst im Spezifizieren der Gestalten also (und das ist Kultur) wird die aller Welt zugrundeligende Verfaßtheit erfahrbar. Während Entstaltung der Dinge die Welt selbst zum Verschwinden bringt.




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