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Dienstag, 24. Dezember 2013

Ins Höhere hinaufgeholt

Es ist eine in der gesamten Schöpfung zu beobachtende Grundbewegung, in der sich alles Höhere dem Niederen zuneigt, um es in seine (höhere) Sinndeutung - bis hinein in den Geist - heraufholt. Ohne es aber auszulöschen! Das Untere ist gerade durch sein Eigensein alleine dazu fähig. Sondern indem das Höhere es überhöht, in einen neuen Sinnzusammenhang stellt und ordnet.

Ob es die Aufnahme der Minerale durch die Pflanze ist, das Fressen der Pflanze durch das Tier, oder das Essen (nur bei ihm wird Fressen zum Essen) durch den Menschen, das Hinneigen des Kindes zu den Eltern, oder das Heraufholen des Minerals durch Schmelzen zum Glas und damit zu höherem Sinn.

Das Untere ist aufnahmebereit für das Höhere*, als seine Grundeigenschaft und Grundpotenz und Grundneigung. Diese Neigung ist nur im Menschen ihm selbst unterstellt, seiner Freiheit unterworfen. Denn erst in ihr wird er zum wirklichen Abbild Gottes. Ihm ähnlich (wenn auch nicht gleichen Seins).

Dem korrespondiert das Herabneigen alles Höheren, um seine (größere) Seinsfülle mitzuteilen. Der Sonne zur Erde, des Menschen in seiner Kulturarbeit. Analogie zur Herabneigung Gottes zu seiner Schöpfung.**

Es ist also das Gesamtwerk der Schöpfung, der "Welt", das sich in- und füreinander in einem großen Dialog mit Gott selbst im Bestand hält. In der Krone, dem Menschen, dem Geistbegabten, der in die Sphäre des reinen Geistes - Gott - hinaufragt, dafür offen ist, ja danach strebt, als Antwort auf das Herabneigen Gottes.

Aus dieser Warte läßt sich das "descendit de coelo" der Incarnation Gottes nicht nur verstehen, sondern findet sich als Antwort auf diese Grundbewegung der Welt. Und als Wesen ihrer Ordnung - in der Hierarchie. An deren Spitze das Sein selbst steht. Gott. Der im Herniedersteigen alles zu sich heraufholt, und ihm damit unvergänglichen Anteil am ewigen Sein zu geben vermag.



*Es muß hinzugefügt werden - weil es das ontologische Argument gegen die Unmittelbarkeit der Gleichheitsfaselei der Gegenwart ist: Es geht um das Nächste, das Benachbarte, und nur in diesem Rahmen passiert diese Annäherung "von beiden Seiten", als Teilhabe am schöpferischen Einen(den). Die Natur zeigt, wie sehr sich diese Grenzen von beiden Seiten her annähern, sodaß das "Neue" in der Potenz der Begegnung bereits empfänglich liegt. Es ist also ein prinzipieller Fehler mit gravierenden Auswirkungen, Instanzen zu "überspringen". Diese Tatsache entfaltet ihre volle Wirksamkeit gerade auch in der Betrachtung der Stellung des Gläubigen im Organismus der Kirche, der hier wahrhaft "Organismus" ist. Eine Stufe zu "überspringen" bringt also nicht die Angleichung an die übernächste Stufe in beiderseitigem Hinneigen. Die Schöpfung ist ein Stufenbau. Das hat enorme Bedeutung bei der Analyse des Wesens und der Wirkungen der Medien!

**Es ist damit ein "Sein durch Abstand", eine "Annäherung durch das Anderssein als Selbstsein". Erst in diesem - darin KEUSCHEN - Selbstsein ist die Welt "einander". Nicht durch Verwischen der Grenzen, nicht durch Verwischen des Andersseins, nicht durch Verwischen der Hierarchie, sondern genau durch das Gegenteil: durch starke Selbst-re-präsent-anz.




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