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Sonntag, 29. Dezember 2013

Von den geeigneten Werkzeugen

Dem Verfasser dieser Zeilen wurde gelegentlich gesagt, er setze mit seinen Gedanken viel zu tief an. Das sei für viele nicht nachvollziehbar.

Dem hält dieser freilich entgegen, daß das einerseits stimme, aber anderseits den ganz realen, alltäglichen Gegebenheiten der Gegenwart entspreche. Denn genau das ist ja das Problem, daß den Menschen Entscheidungen und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die sie in ihrer Tiefe und Tragweite gar nicht erkennen. Also ist einer der Grundzüge - einer der tragischen Grundzüge! - der Gegenwart, daß mit kindlichen Legofiguren vermeint wird, dem Geheimnis des Weltenbaus entsprechen zu können.

Damit bleibt auch das Problemlösungsverhalten auf erschreckende Weise peripher, das was als Gedanken und Lösungsansätze präsentiert wird (auch von der Politik, die betrifft es fast am meisten) den Kern der mit dem Verhalten wirklich tangierten Probleme gar nicht entspricht. Das heutige Gesprächsgeräusch, das vor allem als mediales Stimmengewirr erscheint, ist deshalb zu allerweitesten Teilen völlig irrelevantes Gewäsch, das an der Wirklichkeit der Gegenwart völlig vorbeigeht.

Wer einen Berg zum Einsturz bringen will, kann nicht mit Kinderschaufeln ans Werk gehen. Auch wenn das heute allen weisgemacht wird. Es geht nicht. Wem so viele Dinge zur Entscheidung gestellt werden, wer gezwungen wird, sich zu so vielem eine Meinung zu bilden, das seinen Horizont um Dimensionen übersteigt, der muß sich auch die Mühe machen, diese Dimensionen zu erkunden.

Man kann eine Welt nicht über Bord kippen, die man gar nicht verstanden hat. Man kann eine Gegenwart nicht reformieren, die man überhaupt nicht versteht. Und man kann nicht dieses "Nicht mehr verstehen" der Gegenwart einfach zum Indiz dafür erklären, daß sie unsinnig ist.

Wir tun heute gerne so, als hätten wir eine neue Weltsicht gewonnen, die uns berechtigte, die alte zu entsorgen, die sich bestenfalls um des Kaisers Bart streite. Ein fataler Irrtum! Wer die Welt verstehen, wer also große Entscheidungen treffen will, muß auch große Gedanken tragen können. Sonst sollte er in seine Sandkiste bleiben, weil er nur Chaos und immer weitere Irritation anrichtet.

Der Verfasser dieser Zeilen behauptet damit nicht, daß er diese Werkzeuge hat. Aber er WEISZ, daß die allermeisten, die in Haltung der Borniertheit pubertierender Jugend heute behaupten, diese Werkzeuge zu besitzen, sie schon bei oberflächlichster Nachschau ganz sicher nicht haben. Sie sich - welch Grundzug allen Handelns der Gegenwart! - stattdessen darin üben, möglichst viel von Dingen zu tun, die sie gar nicht verstehen wollen, weil sie zu kennen (und man kann nur verändern, was man kennt) zu mühsam wäre. 

Frei nach dem Qualtinger-Motto, das man als große Tafel über unsere Zeit hängen könnte: "Ich hab zwar keine Ahnung wo ich hinfahre, aber dafür bin ich schneller dort." (min. 1,35)

Um aber zu wissen, wo das Einzelne hinführt, um es beurteilen zu können, muß man das Ganze kennen. Die Funktionsweise des Vergasers zu verändern hat nur Sinn, wenn ich weiß, wohin die Reise geht.









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