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Dienstag, 11. März 2014

Erkenntnis durch Autorität (1)

In einer Zeit der aufgelösten Bindungen klammert sich der Mensch, der sich im Tiefsten in der Menschheit selbst, in seiner Umgebung, in der Familie gegründet weiß, der er sich verdankt - an die er durch das natürliche System der Autorität (das aus Abhängigkeit, Zuordnung der Dinge zueinander entsteht, man vergesse nicht: das Primärerleben des Menschen ist immer das völliger Abhängigkeit! als Analogie zur Abhängigkeit vom Sein, von Gott also) gefügt war - in solcher Zeit also sucht er verzweifelt nach dem, was Autorität verheißt - Mehrheit, Behauptung, Gewalt und (scheinbare) Kraft. Deshalb schützt der Geist der Zersetzung, der in sich keinen Bestand weil keine Substanz hat, immer diesen Zugang, durch Aufweis der Mehrheit, durch Beweis der Autorität ("alle Wissenschaftler", etwa). Er behauptet Autorität, als Köder, mit dem die Menschen die Saat der Zersetzung schlucken.

Getrieben und im wahrsten Wortsinn verblendet durch die trotzige Behauptung, daß der Gedanke, der in ihm entsteht, "sein eigener" wäre dem Inhalte nach, daß er selbst sich also die Inhalte gebe. Nicht wissen wollend, daß die Arbeit des Denkens eine des Herzens, der Sittlichkeit selbst ist, eine Arbeit AN den inhaltlichen Bildern, Zeichen, Symbolen, die seine "Gedanken" letztlich ausmachen. 

Denn das verspricht man dem Menschen von heute ja: ihm eine Welt zu schaffen, in der ihm seine eigentliche Arbeit der Selbstwerdung abgenommen wird. Und verbirgt, daß der Mensch die Wahrheit immer empfängt, als einzige Autorität, an der er sich festmachen kann (und: will!), denn menschliches Leben heißt wie alles Seiende: Sich im Bestand halten, sich also selbst, aus dem Empfangenen heraus inhaltlich zusammengesetzt, ergreifen und in die Welt ausstrecken. 

Damit spaltet sie ihn in sich, reißt sein Bewußtsein los, und dreht es durch die Mangel, schließt es durch behauptet logische Schlußsätze ab. Denn ohne diese Zentrum der festen Verwurzelung in der Schöpfung, im Allernächsten und Fleischlichen seiner nächsten Umwelt der Beziehungen, ist der Mensch hilflos ausgeliefert.

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Der an sich nicht unbedingt überwältigende Film "Beautyful mind" hat eine Stelle, deretwegen den Film anzusehen doch lohnt. Eine Stelle, die recht am Anfang fast nebenbei vorbereitet wird, und den Wahn, in den der Proponent dann verfällt, eigentlich bereits erklärt: "Meine Mutter hat mir immer gesagt: Du hast zwei Gehirne, aber nur ein halbes Herz." Ihr folgt später im Film eine völlig unsentimentale Stelle, und nur so muß man sie auch lesen: Als John Nash endgültig in seiner Welt der Wahnideen verlorenenzugehen droht. Als ihm seine Frau in einer letzten Anstrengung gegenübersitzt, und mit ihrer Hand seine Wange berührt: "Das ist Realität," sagt sie, nimmt dann seine, führt sie an ihre Wange: "Und das ist Realität. Vielleicht mußt Du aufhören, die Realität in den Gedanken zu suchen, sondern da ..." Und sie legt ihre Hand auf sein Herz. Und so, in dieser Verankerung, die auch der Schwerkranke noch fühlt, weil er ja noch seine Sinne hat, vermag er sich letztlich so weit wieder zu fassen, indem er sich an seinen Sinnen immer wieder aufzieht, daß er sein Leben wieder aufnehmen kann, auch wenn die Wahnbilder nicht aufhören. Aber er kann sie aus dieser Verwurzeltheit heraus von sich ablösen, muß ihnen nicht mehr folgen. Es tut es selbst, mit starkem Willen, indem er sich immer wieder an diese Stimme des Seins erinnert.

Dann ist auch erhellend, was sich an einer Stelle des Film im Gespräch Nashs mit einem angesehenen Mathematiker äußert. Wo er angesichts eines fulminanten Erfolgs eingesteht: "Um ehrlich zu sein: Ich wußte das Ergebnis BEVOR ich es berechnet habe." Und der (ältere) Kollege antwortet: "Mir ist es nie anders gegangen."

Hier zeigt sich, daß das Wesen von Beziehung nicht "Beziehung an sich" ist, sondern ihre Güte im Zielpunkt liegt, auf den hin Beziehung sich ausrichtet - als Urteil. Als Ja, auf dem dann auch das Ich sein Selbst entfaltet. Und das ist eine Frage ... der Autorität, die man über sich bestimmen läßt, indem man sie aufnimmt. Dann erschließt sich auch der dahinterstehende Logos. In der Autorität, die hören läßt.

Denn von dort kommt das Sein, und nur darauf kann sich Denken beziehen. Jede Beziehung aber ertrinkt in der Relativität, wenn sie nicht auf Gott, das Sein, mit Autorität ausgerichtet ist. (In diesem Punkt, übrigens, offenbart sich auch die letztlich nur halbe, letztlich verzweifelte Aufarbeitung der Thematik im Film.) Dem ersten und letzten, aus dem und in dem alles ist. Hier aber zeigt sich auch, daß der Mensch alleine aus Gedanken heraus (im Rationalismus also) nicht zu diesem Ziel kommt. Daß er daran zugrundegeht. Weil ihnen die Ordnung fehlt.



Morgen Teil 2) Gut gedacht, aber in der Darstellung gescheitert - "A Beautyful Mind"




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