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Mittwoch, 16. April 2014

Wider das Betulichkeitsgewäsch

Ein wunderbarer Satz von Akif Pirincci: "Kinder passieren einem einfach. Sie sind wie das Leben."

Erst wenn man dem Leben seinen Charakter zurückgibt - und das ist die Kraft der Überraschung - gewinnt es seine Vollgestalt des Schöpferischen. Denn niemand kann Leben geben, niemand kann es machen, niemand kann es beherrschen. Versucht man es, flieht es wie ein Vogel, dem man die Flügel bricht, weil man ihn festhält.

Man kann es nur einladen, und man kann es nur zulassen, und mit offenen Armen empfangen. Das Leben selbst ist es, das seine Gesetze auferlegt, und andere Gesetze gibt es nicht, denen der Mensch nachzugehen hat. Der Weg zu ihm kann nie umgekehrt laufen. Wer das versucht, wird es verjagen.

Verjagen aber muß einer das pausenlos andrängende Gewäsch der Betulichkeiten, des Mißtrauens gegen das Leben selbst - dem doch jeder alles verdankt! - des Ganzkörperkondoms zum Schutz vor der Infektion damit, das eine Generation der Muttersöhnchen uns übergestreift hat, mit dem wir uns selbst umgeben. Als Rundum-Airbags, die sofort aufgehen (und das verstehen wir unter Politik), sobald das Leben aufprallt.

Nur eine Schuld gibt es noch - die, das Leben zuzulassen. Da greift auf einmal nichts mehr. Da zählt das Gesetz des Dschungels, gibt es plötzlich wieder Vogelfreie. Wenn wir heute an Schulden ersticken, und das Ausmaß ist uns ja gar nicht bewußt, dann nur aus einem und einzigen Grund, dem Generalnenner der Zeit: Weil wir das Leben schulden. Weil wir versprechen, daß irgendwann einmal jemand diese Schuld aus ausgesperrtem Leben bezahlen weil einlassen wird müssen. Bis dorthin aber hoffen wir, erreicht zu haben, worin wir uns täglich einüben - tot zu sein.







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