Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 9. Juli 2014

Von heutigen Furchtbarkeiten

Es hat etwas Tragisches, aber noch mehr: Furchtbares um das, womit man heute immer häufiger meint - in Wien sind nicht einmal mehr die Hälfte aller Einwohner getauft, und der Prozentsatz bei Neugeborenen geht auf die 10 Prozent zu - die Taufe zu ersetzen. Denn das unbewußte Wollen und Suchen nach Riten, nach Inititationen, ist dem Menschen untrennbar eigen. Denn der Mensch gründet sich selbst im Kult. Sein ganzes Leben ist alleine als Emanation der Grundbewegung des Lebens selbst verstehbar.

Eine dieser Formen nennt sich "Willkommensfeier". Sie ist in Deutschland bereits verbreiteter als in Österreich, aber auch hier im Kommen. Das Tragische daran ist, daß darin das Kind auf die menschliche Umgebung alleine zugewiesen wird. Und das ist auch das Furchtbare daran. Denn was bleibt dann noch am Menschen?

Selbst in tiefsten Heidenzeiten wurde (und wird) aus natürlichem Verständnis heraus jeder Neugeborene Gott oder den Göttern überantwortet. (Der Heldenkult als Kult von Quasi-Göttern hängst ja direkt damit zusammen.) Was sich im Sakrament noch einmal - und zwar: zur Realität, nicht nur zur "Meinung" - vertieft hat. 

Und das drückt sich ja nicht zuletzt in der Namensgebung aus, denn im Namen wird der Mensch den geistigen Dynamismen überschrieben, die in diesem Namen zum Ausdruck kamen, die man deshalb kennt. Es ist also der Name, aus dem heraus sich ein Mensch entwickelt, und auf den zu er sich entwickeln soll, um das bereits Bekannte weiter zu bereichern. 

Der Name also drückt die geistige und religiöse Haltung der Menschen aus, und darin ihre Haltung zur Welt. Er ist zeitlebens der innerste Anspruch. Leben kann als "sich einen Namen machen" bezeichnet werden, denn durch das Leben wird der Name mit Bezügen, mit Inhalten gefüllt und damit zur Dynamis, die einem Menschen sehr wohl vorausgeht. Die Namensgebung ist also direkt mit dem Religiösen nicht nur verbunden, sondern der erste Akt des Menschen (vgl. die Genesis) der Welt gegenüber. Und weil verstehen, und damit Sprache (Vorsicht - das ist nicht dasselbe wie "Erkennen"), das Beziehen eines Begriffes auf einen anderen ist, führt sich alles Verstehen und alle Sprache auf Namen, und alle Namen auf einen zurück - den des Seins selbst. Die Welt als Zueinander von Dingen ist also auf einen Namen gegründet ...

In einer Willkommensfeier wird aber das Religiöse - als verantwortlicher Bezug auf das Transzendente - bewußt eliminiert. Der solcherart "Empfangene" wird dem rein Innerweltlichen übergeben. Was sich darin also ausdrückt ist nicht Heidentum, denn kein Heide ist und war je a-religiös. Das so zu umschreiben ist schönfärberisch und unwahrhaftig.

Es zeigt die Furchtbarkeit des Nihilismus. Und sein Ritus entstammt dem Akt der Verzweiflung, dem Innerweltlichen doch Seinstiefe, die durch hervorzubringende, voluntaristische emotionale "Tiefe" überdeckt wird,  die zum Inhalt erklärt wird, abtrotzen zu wollen.




***