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Samstag, 23. August 2014

Angriff auf die Fundamente des Wohlstands

Kurzfristig erstragsorientiert gegen langfristig bestandsorientiert - auf diese beiden Pole läßt sich die Diskussion um die Besteuerung von Erbschaften reduzieren. In einem lesenswerten Artikel bringt die Welt die Standpunkte des Hamburger Volkswirtschaftsprofessors Thomas Straubhaar, die das Thema im Kern gut trifft. 

Nur wer generationenübergreifend denkt handelt auch nachhaltig. Nur wem es ein Anliegen ist, daß das Erwirtschaftete, das Vermögen auch nachfolgenden Generationen bleibt, investiert und handelt nach zeitübergreifenden Kriterien. 

Außerdem wird vergessen, daß Vererbtes aus einer Spar- und Verzichtshaltung kommt. Diese Haltung zu brüskieren, indem man nach dem Ableben enteignet, zieht schwere Schäden in der Sittlichkeit der Gegenwart nach sich. Zukünftiges Vermögen für Erben ist dabei selbst ein starker Handlungsmotivator, der den Aufbau von Werten bewirkt. Vermögen in einer Familie lebt etwa, was völlig vergessen wird, von einer Verzichtshaltung aller Beteiligten. Über das Erbe werden also Haltungen, Werte und Sitten weitergegeben. Erbteile und Eigentumsschutz sind also Eckpfeiler der Kontinuität und des Weiterbaus einer Kultur.

Von Widersprüchen gar nicht zu reden: Denn gerade in Familienbetrieben herrscht oft eine selbstverständliche  Eingliederung auch weiblicher Personen in das Berufsleben, und nirgendwo sonst wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie so gelebt, ohne daß es gesetzlicher Regelungen bedürfte. Nun aber will man die einen funktionierenden Strukturen zerreißen, um andere - vorgeblich - aufzubauen.

Insgesamt sorgt also die Freiheit, zu vererben, für die Kontinuität des Wohlstand eines Landes, der maßgeblich von Vermögensunterschieden lebt. Nur so ist die Diversität einer Wirtschaft gewährleistet, nur so entsteht Vielfältigkeit in Bedarf und Produktion, und zwar vor allem in höherwertigen Segmenten:  Vermögen ist ein maßgeblicher Antrieb für Qualitätssteigerung, für Leitprodukte, deren Qualitäten dann in untere Marktsegmente weiterwirken.*

Wohlstand, der in einer freien Wirtschaft entsteht, und auf einem zu schützenden Eigentum beruht. Erbschaftssteuern sind ein Zugriff auf diesen Eigentumsbegriff, der aber maßgeblichen Kitt einer solidarischen Gesellschaft darstellt. Umverteilt bringt er nichts an Gleichheit, auf die der Gerechtigkeitsbegriff eingedampft wird. Stattdessen wird eine Mentalität gefördert, die Eigentum von der eigenen Persönlichkeit trennt und zu einem Allgemeinanspruch macht, der ohne eigenes Zutun zusteht. Erbe und Geschichte werden auseinandergerissen, und damit auch die eigene Geschichte für obsolet erklärt. Gesellschaften ohne Erbe werden zu mehr Konsum und geringer Sparneigung, zu kurzftistigem Denken, statt zu Nachhaltigkeit, auch und gerade im Verhältnis zur Umwelt.

Neben oft fatalen Folgen für Unternehmen, die für die Übernehmer oft nur dadurch überhaupt zu erhalten sind, als sie Unternehmensteile veräußern müssen, um die Steuern zu bezahlen. Nur solcherart zusammengehaltene Unternehmen und Vermögen können aber eine Volkswirtschaft auch in Krisenzeiten stabil halten. Weil eine Enteignung von Erbe ein generelle Kreditwirtschaft begünstigt. Nur reales Vermögen, das in den meisten Fällen nur durch Erbe entstehen kann, vermag auch so zu investieren, daß die Zukunft nicht auch noch die Tilgung des Erwerbs zu bewältigen hat, sondern weiterbauen kann. Und es betrifft in erster Linie den Mittelstand, das, was wir "bürgerliche Gesellschaft" nennen. 

Eine Erbschaftssteuer bedeutet also in jedem Fall ein starke Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten. Die sogenannten guten Gründe für Erschaftssteuern, so Straubhaar, verdecken hingegen in der Regel nur eines: den Neid.


*Wie konkret sich das auswirkt kann jeder erfahren, der versucht, in den ehemaligen kommunistischen Ländern hochwertige Produkte, hochwertige Handarbeit zu finden - man suche etwa einen guten Schneider, oder Schuhmacher. Vor allem gediegene Handarbeit ist in diesen Ländern so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Mit direkten Auswirkungen auf die Qualität der Massenprodukte, die auffällig häufig ohne Know How, ohne Liebe zum Produkt selbst, pfuschartig entstanden sind. Der geneigte Leser möge einmal mit Ungarn (als Beispiel) reden, die lieber selber nach Österreich einkaufen fahren, wo sie um die bedeutend höhere Qualität der Produkte, meist sogar zu niedrigeren Preisen, wissen. Nur wo Unternehmen sich sehr an österreichischen Standards (und Kunden) orientieren, ist auch die Qualität entsprechend. Aber das alles macht nicht wundern, denn es gab Jahrzehnte für hochwertige Produkte keine Kunden. 




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