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Donnerstag, 2. Oktober 2014

Abhängigkeitsstreben und Ausverkauf

Es berührt schon etwas seltsam zu beobachten, was Europa derzeit betreibt, um sich intern in ein fragwürdiges Ungleichgewicht zu schieben. Ausgehend von den Betrachtungen zum Staat der Edith Stein stellt diese den Punkt eindringlich dar, daß Staaten im wirschaftlichen Ausgleich miteinander darauf achten müssen, daß sie sich in einem Gleichgewicht des Bedürfens befinden. Das heißt, daß der Austausch der Staaten untereinander (wobei der Staat die nicht mehr weiter überbietbare menschliche, konkret gewordene Gemeinschaftsgestalt ist) nur dann die Existenz der Partner nicht gefährdet, wenn ein ungefähres Gleichgewicht an Bedarf vorhanden ist. Ist das nicht der Fall, benötigt der eine den anderen mehr, so entstehen unzweifelhaft Ungleichgewichtsverhältnisse, die an sich den Bestand des Bedürftigeren als Staat gefährden, langfristig sogar sicher aushebeln.

Grundsätzlich, dem Prinzip der Ergänzung folgend, können also Staaten, die unterschiedlich in ihren Leistungspotentialen sind, besser miteinander harmonieren, als Staaten, deren Wirtschaften sich gleichen, die also in Wahrheit Konkurrenten sind. Harmonie kann es hier nur in Über- und Unterordnungsverhältnissen geben.

Betrachtet man nun das, was mit den westeuropäischen Sanktionen gegen Rußland geschah und geschieht, so muß man feststellen, daß - als "Strafe" - Westeuropa Rußland Lieferungen dort edurfter Güter vorenthält, anderseits aber keine Alternative zum Eigenbedarf an Rohstoffen und Energielieferungen hat. Das führt zu dem seltsamen Schluß, daß Europa sich zunehmend (!) ABHÄNGIG von Rußland macht, denn dieses sucht natürlich weltweit Ersatzlieferanten, andere Staaten, die diese von Europa verweigerten Lieferungen ersetzen. Days wird zwar nie das Gleiche sein, aber Rußland wird sich damit eben etwas anders entwickeln. Und zwar von Europa weg.

Aber was macht - in fünf, in zehn Jahren - Europa, das aus der Harmonie des Bedarfs mit Rußland ausschert, indem es dessen Bedarf nicht mehr decken will, umgekehrt aber der Güter Rußlands bedarf? 

Nach Edith Stein: Es schafft sich ... Abhängigkeit, die in ihrer Einseitigkeit die eigene Souveränität gefährdet. 

Und damit werden ganz neue politische Notwendigkeiten und Schwerpunkte entstehen. Etwa die Bedeutung des Nahen Ostens (als Energielieferant) steigen. Dessen Probleme werden noch weit stärker als bisher in die Politik (ganz) Europas hineinspielen, und dort zumindest mit den vitalsten Interessen Chinas und Japans kollidieren (denn diese Länder sind energietechnisch sehr stark von dieser Region abhängig). Ob das der bessere Weg ist?

Amerika hätte damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es hätte Europa zum Hüter seiner eigenen strategischen (nicht: energietechnischen!) Interessen im Nahen Osten gemacht. Den die USA als Gängelband für Asien braucht. Während sich zwischen China und Rußland eine neue wirtschaftliche Parität in der Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse und Fähigkeiten herausbilden wird, könnte sich bei weiterer Entwicklung derzeitiger Tendenzen nur noch eine EUSA herausbilden, die ein großer Ozean trennt. Wo Europa seine Produktionsstätten in die USA auslagert, denn die haben diese Leistungsharmonie am eigenen Kontinent. Ein Ausverkauf hin zu einem Europa des Konsums - und der militärischen Grenzposten, dessen zentrale Nervenschaltstelle aber in Washington liegt. Und das von einem Energielieferanten abhängt, der Europa nicht mehr braucht. Während sich das Problem des islamischen Kulturkreises in Europa noch stärker melden wird.




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