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Mittwoch, 29. Oktober 2014

Verengte Blickwinkel

Sehr lesenswerte Artikel zu physikalischen Themen fand der VdZ erst jüngst im Netz, zumindest nach der Lektüre zweier davon zu schließen. Sie stammen aus der Feder von Peter Heller und sind auf dem ScienceScepticalBlog zu finden. Lesenswert, weil Heller sehr klar, nachvollziehbar und offensichtlich fachlich fundiert argumentiert. Etwas, das sich der VdZ ja nicht an den Hut steckt, seine Perspektive bezieht sich auf allgemeinere, grundsätzlichere Eigenschaften von Lebenserscheinungen.

Mengen an chemischen Elementen in der Erdkruste, und ihr Verbrauch
In dem einen räumt Heller mit der plakativen Aussage auf, daß die Erde "begrenzt" sei, und deshalb logisch sei, daß wir zu einer Recyclingwirtschaft gelangen müßten, weil sonst "alles ausgehe". Das würde zwar prinzipiell stimmen, so Heller, aber ist deshalb Unfug, weil eine solche Aussage sich auf die absoluten Werte beziehen müßte. Denn betrachtet man die chemische Zusammensetzung der Erdkruste, so ergeben sich statistisch - und auch eine gegenläufige, das "Ende der Rohstoffe" prophezeiende Aussage kann ja nur statistisch sein - folgende Zahlen (lt. nebenstehender Graphik):

Heller demonstriert, was er meint, am Beispiel einer Silbermine im Schwarzwald. Die vor einigen hundert Jahren aufgelassen wurde, obwohl sie nach den damals modernsten Methoden des Abbaus exploriert wurde. Nicht das Silber aber war ausgegangen, sondern die Methode, mit der es abgebaut wurde, reichte nicht, um es weiter wirtschaftlich sinnvoll abbauen zu können. Nichts anderes läßt sich zu den Rohstoffen der Erde sagen: Denn rein theoretisch reichen sie in ihrer absoluten Menge, stellt man diese dem Bedarf und Abbau gegenüber, selbst bei den knappsten Rohstoffen (wie Chlor) für viele viele Millionen, ja Milliarden Jahre. Hier von einem "Ende der Rohstoffe" zu sprechen wäre, als hätte man damals, nach dem Aufgeben des Silberbergwerks im Schwarzwald, davon gesprochen, daß das Silber auf der Erde zu Ende geht. Unabhängig von anderen Überlegungen (wie: nichts geht verloren, es ändert z. B. nur seinen Ort, seine bezüglichen Umwelten etc., wie bei Eisen, das als Rost letztlich im Meer landet) zeigt es eine seltsame Blickverengung, die Verfügbarkeit von Rohstoffen an bestimmten Abbau- und Nutzungsmethoden zu verabsolutieren.

(cit./) "Die Wiederverwertung von Wertstoffen ist ein durchaus anzustrebendes Ziel. Wir sollten an einem echten Recycling arbeiten und nicht nur das derzeit etablierte profane Downcycling optimieren. Auch gehe ich mit Professor Faulstich überein, wenn er die industrielle Wertschöpfung als Basis für unser Gemeinwesen hervorhebt und insgesamt auf weiter wachsenden Wohlstand setzt. Der Versuch allerdings, auf diese Weise Innovation und Ökologismus miteinander zu verheiraten, ist zum Scheitern verurteilt. Denn Fortschritt entsteht nicht, weil man Grenzen erfindet, in denen man sich zu bewegen habe. Die Zukunft gewinnt nur, wer gegenwärtige Grenzen hinausschiebt. Innovationen lösen eben keine Probleme. Sie schaffen neue Möglichkeiten. Die Optionen der Rohstoffnutzung zu erweitern, erweitert eben auch die Optionen zu ihrer Gewinnung. Die Reichweite der Rohstoffe hängt nicht von der Größe der Erde ab, sondern von unseren Fähigkeiten, sie zu gewinnen. Dieser Zusammenhang wird aus Unkenntnis oder Ignoranz kaum beachtet. Wir leben nicht im Zeitalter knapper Ressourcen, wir leben im Zeitalter verengter Perspektiven." (/cit.)

In einem weiteren Artikel argumentiert Heller, daß man natürlich von einem Treibhauseffekt auf der Erde sprechen muß, das läßt sich physikalisch aufweisen, und zwar aus den inneren physikalischen Verhältnissen von Körpern. Er erfolgt aus der Eigenstrahlung von Materie, die selbst wiederum aus der Aufladung mit (Wärme-)Energie begründbar wird. Aber genau deshalb ist er kein geschlossenes System, das die Erde quasi statisch umgibt, sondern steht in dynamischem Ausgleichsverhältnis zu seinen Umgebungsbedingungen. Ohne ihn (und ohne diese Dynamik, in der Luftschichten etwa ihre Höhe verändern) wäre ein Leben auf der Erde gar nicht möglich. Aber es ist physikalisch Unsinn davon sprechen zu wollen, unter welchen Bedingungen sich welche Veränderungen wie auswirken. Das gleicht der Vorhersage der Lottozahlen, nur weil man die Einzelteile der Lotto-Ziehungsmaschine kennt. Vielmehr haben wir es bei der Atmosphäre, ja der Erde insgesamt, in ihrem Energiehaushalt, mit einer hoch komplexen Interaktion zu tun, in der ein Teil mit und auf den anderen interagiert und reagiert. Wir haben es nämlich mit einer gigantischen Fülle von in sich stabilen Systemen zu tun, die jeweils mit der Tendenz ihre Zustände zu erhalten reagieren. Was am Ende herauskommt, ist unvorhersagbar. Sowohl so - wie so.*


(cit./) "Die abstrakten Modelle der Physik beziehen ihren Wert aus der Eigenschaft, zu zeigen, „was ist“, ohne zusätzliche „wenn-dann“-Annahmen zu benötigen. Modellrechnungen zur künftigen Klimaentwicklung hingegen haben einen völlig anderen Charakter. Die digitale Repräsentation einer analogen Umwelt ist eher eine Spielwiese für Mathematiker und Informatiker als für Physiker. Dem Verständnis für Zusammenhänge dient sie nicht. Die Natur kann auf vielfältige Weise auf eine Erwärmung reagieren. Vorherzusagen, was geschehen wird, gleicht dem Versuch, aus der Kenntnis der Mechanik einer Ziehungsmaschine die Lottozahlen zu prognostizieren. Mehr als die Aussage „es wird eine Kombination 6 aus 49 gezogen“ kann kein Computer der Welt liefern. Ganz ähnlich, wie die Ziehungsmaschine keine konkrete Kombination bevorzugt, determinieren auch die irdischen Rahmenbedingungen, von denen der Treibhauseffekt eine ist, keine bestimmte klimatische Entwicklung. Eine Erwärmung der bodennahen Luftschichten bei einer Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration ergibt sich erst einmal nur, wenn sich sonst nichts ändert. Es wird sich aber etwas ändern. Manche Folgewirkungen können die Erwärmung verstärken, manche können sie vermindern. Die “-18 Grad” als Randbedingung hängen schließlich von der Rückstrahlfähigkeit der Erde (Albedo) ab. Man stelle sich vor, die Erwärmung führe zu einer verstärkten Wolkenbildung, die gleichzeitig die Menge an solarer Einstrahlung erhöht, die nicht absorbiert, sondern reflektiert wird. Man beachte dazu auch die Texte von Günter Heß hier und hier. Aus den “-18″ könnten ganz schnell “-20″ werden. Der Temperaturgradient in der Atmosphäre verschiebt sich entsprechend und am Boden wird es wieder kälter. Die Natur nutzt alle ihre Optionen, und dies auch noch gleichzeitig. Was sich in der Summe ergibt und wie es sich im Zeitverlauf entwickelt, zeigt sich nicht, bevor es geschieht. Hieraus Indizien gegen den Treibhauseffekt zu konstruieren bedeutet aber, Ursache und Wirkung zu verwechseln.

Die Gleichsetzung von Treibhauseffekt und Klimakatastrophe ist also die eigentliche Perfidie, an der Skeptizismus ansetzen sollte. Eine Erwärmung gefährlichen Ausmaßes ist nicht zwingend Folge einer Erhöhung des Kohlendioxid-Gehaltes in der Erdatmosphäre. Und was als „gefährliches Ausmaß“ bezeichnet werden kann, ist von uns abhängig. Der Alarmismus in der Politik ist auch eine Beleidigung der Bürger, denen man scheinbar nicht zutraut, mit einer wärmeren Welt zu leben und die Veränderung zum eigenen Vorteil zu nutzen. Statt seinen gesamten Einsatz auf eine Zahlenreihe zu konzentrieren, könnte man ihn ja auch auf alle denkbaren Kombinationen „6 aus 49“ verteilen."(/cit.)






*Übrigens hat der VdZ auf ähnliche Weise, und mit demselben Aussageziel, hier bereits argumentiert. Und wenn er auch a.a.O. Autoren angeführt hat, die meinen, daß es keinen "Treibhauseffekt" gebe, so hat er das in der Weise Hellers verstanden: daß sich daraus physikalisch keine Erwärmung der Erde ablesen ließe.






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