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Freitag, 3. Oktober 2014

Wo der Bartel den Most holt

Wie könnte es anders sein, stellt nun eine deutsche Studie fest, als daß die Digitalisierung für 70 % der deutschen Mittelstandsunternehmen "keine Rolle" in ihren Plänen spielt. Und das, während die Kanzlerin doch so vehement den Ausbau der dititalen Einrichtungen im Lande fordert, als hinge sein Überleben davon ab. Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu 5 Millionen Euro haben (weitere) Digitalisierung ihrer Geschäftsgebarung nicht nur nicht auf der Agenda, sondern fürchten sie (mit 90 %) sogar eher. Selbst bei Unternehmen mit Umsatzgrößen bis zu 125 Millionen Euro ist  aber (zu 50 %) keine Absicht zu bemerken, Geschäftsbelange (weiter als bisher) auf digitale Vorgänge auszulagern.

Das Anliegen einer weiteren Durchdringung der Lebens- und Geschäftsvorgänge auf digitale Technik spielt offenbar nur bei jenen Unternehmen eine so große Rolle, daß sich das ganze Land zu Milliardeninvestitionen genötigt sieht, wo aufgrund ihrer Größe das reine Kapital die Führungsrolle übernommen hat, wo der Zusammenhang Unternehmer (als Person) - Arbeit (als persönliche Aufgabe) - Leistung (als persönliche Hervorbringung) - Ertrag (als persönlicher Verdienst) bereits zerrissen ist. Wo Unternehmen nur noch die Rolle von mathematischen Gleichungen spielen, die umso besser funktionieren, je höher der Überschuß auf der Habenseite zu stehen kommt. Für die Kapitalgeber wie für den Staat. Ihnen gelten aber, und das ist immerhin bemerkenswert, hauptsächlich die Augen und Ohren der Staatslenker und ihrer Institutionen. In ihnen ist rasch einmal eine einzelne Einheit nämlich "systemrelevant".

Und da rennt rasch die Politik auf allen Ebenen zur Höchstform auf, wenn eine Niederlassung eines Konzerns in Duschkirchen an der Funzel aus Kosten-Nutzen-Rechnungen, die von Managern in irgendeinem SiliconValley angestellt wurden, geschlossen und 500 oder 5000 verlorene Jobs eine ganze Region ins Nichts stürzen. Die mit einem persönlichen Unternehmer schon lange nichts mehr zu tun hatte, die für Staat und persönliche Lebensrechnung schon lange nicht mehr mehr als Lieferanten eines Kontoüberhangs waren, der zur Führung des eigentlichen Lebens - NACH oder NEBEN dem "Job", der ist nur nötiges Übel - halt benötigt wird. Und für die Politik, natürlich, die dann mit großzügigen Hilfen einspringt. Ob da nun Seife oder iPod-Teile hergestellt werden, nichts hat mit Land und Leuten zu tun, das deckt nur seine (in breitestem Sinn) humane Verlustbilanz. Man denkt eben heute "global".

Vielleicht hat es aber doch tiefere Gründe, warum die große Stärke der deutschen Wirtschaft - Innovationskraft (und das ist weit mehr als technkische Entwicklung, da ist ein unersetzbares schöpferisches, also persönliches Element drin), Verantwortungsbereitschaft der Arbeitnehmer, Leistungswille - die eigentliche Stärke des Mittelstands ist, wie sich immer wieder herausstellt. Der nicht so einfach bereit ist, die Beherrschung, der Selbstbesitz, die persönliche Qualität ihres Tuns aufzugeben, weil damit der Sinn seines Tuns in Frage gestellt wird. Für den noch breitere, noch schnellere Datenautobahnen und die Kommunikation beherrschende Computerprozesse keinen nachvollziehbaren Sinn ergeben.

Der aber jener breite finanzielle Rücken, ja die tragende Basis der deutschen Volkswirtschaft (und nicht nur dort) sind, auf dem sich "großdenkende Visionen", die auf den eingespielten Videos und Schautafeln bei internationalen Kongressen und Treffen auf Minister- und Beamten- und Managerebene so richtig schneidig aussehen,  gerne austoben. Sodaß der digitale Ausbau gesellschaftlicher, wirtschaftlicher Vorgänge vielleicht nur einem dient: einer technizistischen Utopie als Umbauprogramm für ein ganzes Volkswesen, das woanders hin will, als das immer noch lebendige Fundament, auf dem dieses Volk steht. Dessen Politiker so "weit voraus" denken, WEIL es diesen breiten Buckel immer noch gibt. WEIL diese Leute, diese Personen, gar nie aufgeben KÖNNEN. Nichts sonst als ihre eigene Lebensentfaltung trägt sie nämlich. Man nennt das übrigens seit langem Demokratie.





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