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Mittwoch, 17. Dezember 2014

Aus den täglichen Heften

Nun würde aber dem hermaphroditischen Menschen, dem Androgyn, jenes Element fehlen, das seine Spezifizität, das im (Gott, dem Sein selbst als Akt analogen) Grundstreben der Schöpfung als Selbsterhalt, im Bestand aus Eigenem gründet, erst zur Gestalt führen könnte. Und das ist die Selbsthingabe, die Selbstüberschreitung. 

Die Polarität des Geschöpflichen, als Puls aus Wärme und Kälte vorstellbar, als Rhythmus aus Selbstauflösung ins Alleine und reiner Form, aus der sich im Grunde die gesamte Physik und Chemie erklärt, kann nur so - im Vereinen der Geschlechter - zum Analogon des Göttlichen werden. 

Durch Selbstüberschreitung auf das andere hin, als Handeln an ihm (ihm gemäß, nur durch Selbstvergessenheit möglich) wird das ihm Wesensgemäße (je Polare) zur Gestaltwirklichkeit "gehandelt" - die Liebe, die sohin alles zur Gestalt bringt, die die Schöpfung zutiefst begründet.

Fehlt dieses im Ergänzen zum Ganzen werdende, äußerst sich dieses Streben nach Selbstheit in hier einem Erkalten als tote, ordnungslose Endform (wie bei einem Kometen), und dort als Zerfließen in der Wärme des Rückstrebens ins Alleine, das Licht und Wärme selbst ist, die aber noch keine Form hat. Der Verstand als Persönlichkeitskonstituens erstarrt in der Mechanik der Logizismen, in der Kälte somit. Das menschlich "Warme" hingegen zerfließt in bestimmungslosem, indifferentem Verglühen als eben auch nicht Liebe, sondern Auflösung. Denn beide verfehlen die Liebe, beiden fehlt das Herz. 

So sehr beiden Teilen das ursprüngliche, aus tiefsten Seinsanalogien kommende Streben nach Einheit eingeschrieben, nie ganz auslöschbar ist. Der im kalten Verstand erstarrte Mensch versucht die Evokation von Wärme (als psychologischer Selbsttäuschungsvorgang, der eine Wahrnehmung imitiert), der in indifferenter Wärme zerfließende Teil aber rechtfertigt diese Wärme durch gedankliche, rationale Absicherung, die lediglich Schild zur Gegenwehr ist, weil er immer gefährdet ist, von anderer Form überwältigt zu werden.

Strebt das Eine Indifferente aber zur Besondertheit, die gerade in seinem Besondertsein des Indifferentseins besteht (Geist), so das Besonderte ins Eine Universale (Geist), an dem es im Maß (des selbstüberschreitenden Vollzugs, als Schritt auf das Zentrale, in gewissem Sinn, hier, indifferente Eine zu) seiner Besondertheit teilhat bzw. sich eint - aber nur ALS Besondertes.

Das nur in der Gesamtordnung besteht, sonst in sich zusammenfällt und erkaltet und tot und wirr durchs All schießt.

Und in dieser Polarität der Streben wirkt das eine als Schwere, das andere als Leichte. 

Wie es in der Erde, auf einer grundsätzlicheren Stufe betrachtet, selbst erkennbar ist, allem Erdhaften, Erdzubehörigen damit innewohnt. Die aus der Hitze des zum Besonderten Auseinanderstreben des geschmolzenen Kerns (immer mit einem gewissen Eigenlicht aus Selbstbestand) zum Differenzierten Erkalteteren an der Erdoberfläche - im Licht (bei der Sonne: als Licht) - steigt, in dieser Bewegung aber gleichfalls pulst. Sich aber in einem unermeßlichen, niemals teilhaft festhaltbaren, wirklich separierbaren Ineinanderwirken dieser Grundstrebungen wiederfindet. Niemals separierbar, niemals quasi bausteinartig vom Separierten, Aspekthaften her aufrichtbar, wie es eine mechanistische, immer dabei reduktive Weltauffassung versucht.

Wie im Weltall die je besonderten, aber nirgendwo zu einem Ganzen wie bei der Erde in sich zusammengeführten Teil- und Einzelelemente existieren. Hier, im Kern der Erde also das (alles Seiende heraustreibende) Eine, Indifferenzierte, dort, als Gegendarstellung, das Besonderte aller jener Einzelelemente, die auf der Erde im Geist zur Ordnung der Gestalt und des Lebens - als alles im Bestand Erhaltende - geführt sind.

Während im Unorganischen die Welt noch in je Einzelaspekte auseinanderfällt, so sehr alles zueinander in Beziehung steht*, faßt sie der Organismus, je nach Höhe, mehr und mehr zusammen, um schließlich im Menschen die Einheit zu repräsentieren, und als Analogon (Gleichnis) zu Gott zu "sein". Und TRITT in Beziehung, führt in Beziehung, ordnend, als Selbstvollzug als Gestalt.

Als kosmische Nachbildung im Kult (der ja bis ins Brauchtum als quasi "kleinere Liturgie", ja selbst bis in jede, wirklich jede menschliche Handlung geht, deren Sinn sogar ist) vollzogen. Weshalb jede Kultur - als der menschlichen Lebensform selbst - im Kult beginnt. Denn alles Handeln, das ein Bewegen ist, geht von einem Symbol aus, ja das menschliche Innere ist letztlich selbst ein geistiges unbildliches Bild, das in der Bewegung zum Symbol wird, in dem sich Geist und Materie zur geschöpflichen, welthaften Gestalt verbinden. Teilhaft in seinen Aspekten, aber zum Ganzen geeint, noch sie selbst, aber in ein größeres Selbstsein eingefügt und untergeordnet als einzelne Organe, Nervensysteme in ihren Stufungen, Muskeln etc.

Denn im Menschen finden sich sämtliche Bedingungen des Kosmos wieder und vereint, und er wird in der Wahrheit (die weit mehr ist als bloße Ratio - sie ist personalisierter dreifaltiger Geist, im Menschen aber nur als Analogon, als Ähnlichkeit möglich) zum universalen In- und Wesensbild der gesamten Schöpfung selbst, ja zum Gestaltträger des Kosmos. Woraus sich sein höchstes Ziel - Gottähnlichkeit in Einheit wie Besondertheit, im Atem des Geistes - erfassen läßt.




*Es ist dieses Streben, diese Bezüglichkeit, die einerseits als Eigenschaft der Welt empirisch wahrnehmbar ist, anderseits aber, falsch gewichtet, zum Irrtum einer "Entwicklung aus sich heraus" (Evolutionismus) führt, Indem es dieses Streben (das gewissermaßen ein Inkarnationsaspekt des schöpferischen Geistes ist), eben entgeistet (Geist bleibt damit psychisch/psychologisch material). Oder, vom Personalen getrennt, zur (damit wiederum geistlosen, lediglich rationalen) Gnosis führt.

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