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Donnerstag, 29. Januar 2015

Ein üblicher US-Kriegsfilm - Kriegsverbrechen und der Weg des Guten (1)

Die Rede ist vom Film "Herz aus Stahl", mit Brad Pitt in der Rolle eines Panzer- und Platoonsargeant, der zum Helden wird. Die Handlung ist eher rasch erzählt, sie ist nicht das Wesentliche an dem Film. Episodenartig strebt sie in einer Linie ohne dramaturgische Feinheiten auf das Ende zu. Der Film soll wohl auch eine Aussage treffen, die man aber ambivalent zu betrachten hat. Denn sonst fällt sie in die problematische Kategorie, daß Krieg generell schlecht und zu ächten wäre. Mit den USA als große Friedensbringer, die eigentlich nur eines wollen: gar keinen Krieg. Und dafür führen sie einen nach dem anderen, der freilich eines nie ist: Krieg. Denn er ist Kampf gegen das Böse. Und dafür ist alles gerechtfertigt. Wenn auch nicht unbedingt "schön".

Denn was sich über alle diese Episoden zieht, die sich zum Finale steigern, ist genau das: Zu zeigen, daß das Böse im Krieg zwangsläufig kommt. Und es steckt in jedem, auch - den Amerikanern! Es fällt also hier wie in so vielen amerikanischen Kriegsfilmen auf, daß das Kriegsverbrechen zum Krieg gehört, ja daß Krieg nur so zu gewinnen ist. Deshalb ist es gerechtfertigt, wenn auch die Helden meist darunter leiden, daß sie sich so verhalten "müssen". 

Das Böse wird in "Herz aus Stahl" auch tatsächlich greifbar, das ist die gelungenste Seite dieses Films. Sieht man von den interessanten, offenbar sehr sachkundig inszenierten waffen- und kampftechnischen Details ab, die den Film fast zu einem Lehrfilm über Panzerkampftaktik im 2. Weltkrieg (als Taktik verbundener Waffenkategorien) machen. Und es wird bei den Amerikanern, den Haupthelden, am deutlichsten, weil in der menschlichen Ambivalenz und Brüchigkeit verankert. Den an sich Guten traut man auch alles Böse zu. Aber wie gesagt: Sie leiden darunter, wollen nicht so sein.

Es ist durchaus schade, daß der Feind - Deutschland als Nazideutschland - so schematisch bleibt. Das macht aber schon eines der Inserts zu Beginn des Films klar, in dem von einem "verzweifelten Hitler" die Rede ist, der zum letzten Mittel greift, indem er jeden Deutschen, jedes Kind, jede Frau, zum kriegführenden Subjekt macht. Den Berichten nach ist daran wahr, daß die Amerikaner mit diesem Gefühl nach Deutschland eingedrungen sind. Dieses Gefühl, daß jeder und alles zur Bedrohung werden kann, war ja der Deutschen Kriegsführerschaft oft durchaus recht. Aber es hat umgekehrt die Massenvernichtungswaffen - den Bombenkrieg - endgültig ausarten lassen. Dieser Aspekt wird im Film zwar angedeutet, mit dem Bild einer brennenden Stadt im Hintergrund, aber er sagt wohl nur den Kundigeren etwas. Mit diesem Insert wird aber auch der Charakter des Films bereits deklariert: Er ist eine Moritat, die die Bedingungen willkürlich festlegt. Sieht man ihn so, kann man historische Schieflagen leichter verkraften.

Anderseits ist es doch sehr typisch amerikanisch, was hier passiert, also eher immanent, "passiert", denn als dramaturgischer Kniff schöpferisch geplant. Denn den Amerikanern - und das könnte man durchaus als Aussage des Films sehen - kämpfen immer gegen "das Böse selbst". Jeder Feind ist deshalb auch die Emanation des Bösen. Und diese Sichtweise wird hier lückenlos durchgezogen. Mit einer kleinen Konzession: Immerhin leiden ja auch die Deutschen, die Kinder vor allem, unter diesem Bösen. Also ist seine Vernichtung allemal gerechtfertigt. So deutlich könnte man das sehen, daß man sich durchaus fragen kann, welche Befindlichkeit der amerikanischen Seele diesem Grundzug so vieler Filme nämlich (man beachte doch nur die zahlreichen Produkte der letzten Jahre, in denen durchaus "kritisch" mit dem Irakfeldzug, Afghanistan, etc. etc. umgegangen wird, von Vietnam gar nicht zu reden.)

Daran schließt etwas an, das beim Betrachten amerikanischer Kriegsfilme ja auffällt: Dieser Gesamtsicht des von ihnen zu führenden Krieges als Kampf gegen das Böse in der Welt, steht nämlich der Gebrauch dieses Motivs gegenüber. Mit dem Kriegsverbrechen gerechtfertigt werden, und ein wenig unter dem Motto "shit happens" steht: Damit man sehe, daß Krieg in jedem Fall schlecht und böse sei. 

Kriegsverbrechen, und zwar eigene, erzählen die Amerikaner ja nicht nur in diesem Film, sondern sogar sehr häufig (selbst in so oberflächlichen Produkten wie "Operation Gold") mit einem Freimut, der verblüffend ist. Oft werden sogar wie im Vorbeigehen "die Bösen" umgesäbelt, auch wenn sie sich bereits ergeben haben. Etwas, wo jeder Krieg ja doch endet. 

Daraus könnte man durchaus die Folgerung ableiten, daß sie ein schlechtes Gewissen treibt, obwohl sie ihre Kriegsverbrechen gar nicht als solche begreifen. Auch in "Herz aus Stahl", wo beispielsweise Kriegsgefangene einfach erschossen werden. Es sind ja Nazis, und entsprechend kämpfen auch Brad Pitt und seine Kameraden nur gegen SS-Truppen. So läßt sich alles leichter rechtfertigen.

Noch ein Detail wird regelmäßig in amerikanischen Filmen auf den Kopf gestellt. Auch hier. Denn selbstverständlich sind die deutschen Soldaten unter das Licht gewisser Einfalt und Dummheit gestellt. Das gehört zum einen sicher in das bereits Gesagte - der Feind ist immer das Böse selbst, sonst kämpft ja kein Amerikaner, und das Böse ist auch dumm und einfältig. Also sind deutsche Soldaten hörige, zackige Massenmenschen, die jeden Befehl ausführen, egal was passiert, deren Menschlichkeit nur dann durchbricht, wenn offenbar wird, daß sie selbst gleichermaßen unter dem Bösen leiden. Was die Dinge natürlich recht mundgerecht vereinfacht, sogar gefährlich, ja tatsächlich: gefährlich vereinfacht, weil so getan wird, als sei "das Böse" so einfach erkennbar.

Natürlich liegt die historische Wahrheit anders. Denn die Kampfkraft deutscher Soldaten ist anerkanntermaßen oft deutlich über der ihrer Feinde gelegen. Und sie hat umgekehrt die deutsche Kriegsplanung zu Leichtsinn verführt. Es gibt einige Untersuchungen über die Gründe dafür, und die Motivation gehört da sicher auch dazu. Sie galt auch in den Kreisen der deutschen Armeeführung als wesentliches Standbein. Aber das ist keine Erfindung von Hitler, auch wenn man ihm gerne alles in die Schuhe schiebt. 

Vielmehr geht sie auf die deutsche Gesamtstrategie zurück, die sich schon unter dem Preußenkönig Friedrich II. aus der Not heraus etabliert hat, und die spätestens nach den großen Reformen unter Scharnhorst und Gneisenau nach den schweren Niederlagen gegen Napoleon (v. a. Jena war hier ausschlaggebend), und endgültig nach der "Einigung durch Preußen" 1865-71 allgemeine Sichtweise war. 

 
Morgen Teil 2a) Ausschweifung, wenn gleich nicht ohne 
Bedeutung für die Aussage der Blognotiz

Übermorgen Teil 2b) Wo das Böse aber herkommt? 
Nicht von dort, wo es die Amerikaner uns weismachen wollen.
 








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