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Sonntag, 4. Januar 2015

Einbruch der Zeit

Man kann oder muß das Drama aber auch unter anderem Aspekt sehen, unter dem es nicht nur deutlich, sondern auch in seiner Wirkgeschichte faßbarer wird: Denn es ist als Einbruch der Zeit charakterisierbar, die zu ordnen dann der Fortlauf des Dramas bewältigt. Und so die Zeit und ihre Strömungen auf das Ewige hin läutert. 

Es ist das Aktuelle, das in einer Zeit an der Oberfläche Schwimmende, sie scheinbar (bzw. in den Augen des Publikums) charakterisierende, das einen historisch gewachsenen Zustand je neu aus der Ruhe bringt, und so jede Handlung als Fortschritt weil Treibsatz zur Wirklichkeitsoffenheit in genau diesem Bemächtigungsprozeß erkennen läßt. 

Bemächtigung durch ein allmähliches Aufgreifen aller Fäden des faktischen Lebens, um so zum Herrn der Zeit zu werden. Der man erst wird, je mehr man in dieser Zeitlosigkeit steht. Aber nicht durch Flucht, sondern durch Ordnung. Ordnung aber gibt es nur aus ewigen, absoluten Gedanken und Haltungen heraus.

Von nicht geringer Bedeutung ist deshalb die Entfremdung. Denn in direkten aktuellen Bildern dargestellt, entfacht man zu sehr, zu direkt die aktuellen Festhaltungen im Publikum, und macht das Stück allzu leicht zum Teil eines figuralen, aktuellen Disputs, zum "Argument". Das Wesen des Denkens und Sehens einer Zeit ist aber eben, daß es identitär verwoben ist. Somit würde ein offenes Betrachten, Verfolgen, Identifizieren direkte existentielle Wirkung haben.

So aber, bei entfremdeter Handlung (durch andere Zeit, historisches Geschehen, u.ä.), hat der Zuschauer die Möglichkeit, das Gesehene als fern von ihm zu behandeln. Und es deshalb ruhig auf ihn wirken zu lassen, um die Rückschlüsse auf die Gegenwart selbst zu ziehen.




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