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Freitag, 13. Februar 2015

Laßt den Alten weit weg sein (1)

Was aber heißt das: "sentire cum ecclesia"? Heißt es, mit beißenden Ohren am Twitterapparat zu sitzen und die in unglaublicher Fülle ausgegossenen Wortspenden des Bischof von Rom aufzusaugen? Geht man dann mit der Kirche, wenn man jede noch so belanglose Botschaft "befolgt", jeder noch so dahergequasselte Aufforderung nachgeht?

Der Papst ist der Bischof von Rom. Aus. Aus, sonst nichts. Er hat als solcher lediglich einen Vorrang, und dieser Vorrang ist in höchstem Maß auf die (gewissermaßen) "Nahtstelle" zum Übernatürlichen begrenzt. Hierein ankert aber die reale Anwesenheit Christi unter uns Menschen - und die findet in den Pfarren, den unzähligen kleinen und großen Kirchen, in den Bischöfen, den Priestern statt. SONST NIRGENDS.

Kirche gibt es nur lokal, regional. Und wo sie das nicht ist - ist sie NICHT.  Nur dort liegt der Ort der Christusbegegnung. Alles andere ist Illusion, Folgeerscheinung aus Medienmißbrauch wegen Wirklichkeitsflucht. Denn es ist Mißbrauch, sich auf eine universalistische Ebene zu hieven, um daraus die Selbstvergewisserung zu beziehen, man würde "mit der Kirche gehen", weil man dieselben Worte zukünftig benutzt wie der Papst. 

Kirche ist kein ideologisches Gebäude, das die Wege der Wirklichung für die gesamte Welt festlegen könnte. Sie bestimmt nicht einmal den Glauben, den sie nämlich gar nicht von sich hat, denn sie bezeichnet ihn nur, empfängt ihn aber selber - von Gott. Die Art, wie sich Kirche in der Welt verwirklicht, hat aber genau so viele Gesichter wie Menschen, und so viele Orte wie unter den Füßen eines jeden Getauften Platz hat.

Man lebt nicht ein Yota christkatholischer, wenn man sich plötzlich für Flüchtlinge vor Sizilien oder Muslime in Paris interessiert und Protestmails an die UNO abschickt. Im Gegenteil, meist sind solche Dinge in einer maßlosen Selbstüberhebung, Selbstüberschätzung begründet, in der Selbstvergewisserung "gut zu sein", das man in Einzelphänomene gliedert, in "universale Taten". Sie sind meist nicht mehr als Teil des Symptoms der heutigen Überhebung des Menschen, der da meint, die ganze Welt ginge ihn etwas an, und er würde selbst bis nach Birma und Hawaii wirken.

Während das wirkliche Gutsein ganz woanders liegt: keine zwei Millimeter vor der eigenen Nase, in einer jeden Augenblick neuen Gestalt und Aufforderung, dort liegt es!

So gigantisch diese Scheinwirklichkeit mittlerweile geworden scheint - sie ist irrelevant für das Heil, und sie ist NICHT der Weg der Kirche. Wer dieser Täuschung verfallen ist, der ist es, der auf jeden Fall herausfällt aus dem "sentire cum ecclesia", der niemals ein Weg der ZENTRALSTEUERUNG der Lebens- und Verhaltensweisen im konkreten Leben sein KANN, sofern er sich nicht in einzelnen verbindlichen dogmatischen Äußerungen niederschlägt. Und die sind nicht nur höchst selten (weil notwendig), sondern sie sind gleichfalls nur Ausdruck dessen, woran die Kirche und der Katholik ohnehin immer glaubt und geglaubt hat, und das explizit oder auf neue Art zu befestigen aus irgendwelchen Gründen notwendig scheint.

Was der Alte Mann in Rom sonst an Lebensratschlägen und weiß der Deibel was noch von sich gibt - es hat für den Katholiken in Funzeldorf oder Berchtesgaden nicht den Funken von Relevanz, es hat bestenfalls den Unterhaltungswert einer Talkshow. Man sollte also besser weghören, um nicht die wirkliche Bedeutung des Papstamtes aus den Augen zu verlieren, und ihn mit dem Saufkumpel aus der Kneipe gegenüber, oder mit einem Filmstar zu verwechseln, dessen Bart wir charmant finden. 

Man lasse sich auch nur nicht ins Bockshorn jagen: Die Verweigerung der päpstlichen Dauerberieselung hat mit "Mangel an Katholizität" nicht das geringste zu tun, sondern IM GEGENTEIL. Weghören ist erlaubt. Selbst, wenn da oder dort etwas "Richtiges" gesagt wird. Es ist auch nicht "nicht-katholisch", wenn Sie finden, daß er Unsinn quatscht. Den Papst persönlich nicht mögen hat nichts mit inhaltlichem Widerspruch zu tun. Denn er ist nicht Ihr Nächster, sondern IN JEDEM FALL Medienzirkus, denn was will man persönlich lieben, sympathisch finden - auf dem Bildschirm, in 500 Metern Entferung am Petersplatz, oder meinetwegen auch vom Kurzeindruck während einer Audienz? Diese "Liebe" hat denselben Rang wie der, Brad Pitt oder Laetitia Casta anzuhimmeln. Mit dem Rang eines - vielleicht! - da und dort klugen Menschen, wie ihn viele andere auch haben und verdienen. Mit dem Rang eines Symbols. Als Mensch darf er völlig uninteressant bleiben.

Deshalb (noch einmal) - einigen Lesern vor allem sei es gesagt, die sich an den VdZ wandten -  ist man keineswegs weniger katholisch, weil man meint, daß der Papst regelmäßig Verwirrung stifte. Das geht nicht nur diesen so, sondern vielen, ja der VdZ behauptet: allen, nur heucheln die meisten das Gegenteil vor. Fast alles, was die Schreibstube oder vor allem den Mund dieses Papstes verläßt ist außerordentlich unklar und sogar widersprüchlich, fast alles wirkt regelrecht unreflektiert, mit unklaren Begrifflichkeiten, gar nur so dahergesagt, und innerhalb weniger Sätze sagt er gerne mal so - und gleich wieder anders.


Morgen Teil 2) Der Katholik braucht keinen Papst zum Seligwerden



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