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Montag, 23. Februar 2015

Schlägt den Sack und meint den Esel (1)

Nun hat der VdZ zwar noch nicht seine Ansichten dahingehend vertieft, als er die Vermutung hat, daß man beim Islam gar nicht (mehr) von einer Religion sprechen kann. Was ja gar nicht selten ist, denn in gleicher Weise ist es unsinnig, beim Hinduismus von einer Religion zu sprechen, und nicht weniger beim Buddhismus. Zumindest nicht in pauschaliserender Art. Der Hinduismus etwa ist ein Sammelsurium an privaten religiösen Vollzügen, der im Grunde in so viele Religionen zerfällt, als es Hindus gibt, oder eventuell größere Gemeinschaften, Familien, Sippen, Dörfer, die dieselbe Religion praktizieren. Es lassen sich speziell beim Hinduismus, schreibt der Indologe Paul Hacker nach intensiven Studien, bestenfalls einige Generallinien feststellen. 

Beim Islam dürfte es zum einen nicht viel anders sein, zum anderen könnte er sich bereits so weit verweltlicht und zu einer Ideologie entwickelt haben, daß der religiöse Überbau zumindest weitgehend Zuckerguß ist. Religiös war er vielleicht in den ersten Jahrhunderten. Diese Ansicht teilt der VdZ sogar mit nicht wenigen Islamreformern, die man manchmal fast als Erfinder einer neuen Religion sehen muß.

Aber eines läßt sich sagen: Vieles, wenn nicht das meiste, was man dem Islam (v. a. in seinem Übergang zum sogenannten "radikalen Islam", dem Salafismus etc.) vorwirft, trifft fast unverändert auch auf die Katholische Kirche zu. Der einzige Unterschied ist, daß die Kirche es nicht mehr wagt, sich eindeutig zu positionieren. Darin zeigt sich auch, daß der Islam sich aus Judentum und Christentum herausentwickelt hat, in gewisser Weise als christliche Häresie verstanden werden kann.

Wenn man aber sagt, daß sein Frauenbild verquer sei, um ein Beispiel herauszunehmen, oder seine Radikalität anprangert, indem man zum Kriterium macht, daß ein Muslim bereit sei, für seinen Gott zu sterben, wenn man, zusammenfassend, sagt, daß der Muslim sich in Gegenposition zur Gesellschaft verstehe - dann müßte man dies in gleicher Weise vom Christen, vom Katholiken sagen. Die Handstände, in der die Kirche täglich neu versucht, ihre Kompatibilität mit Ideologien zu beweisen, vor denen sie sich fürchtet wie das Kaninchen vor der Schlange, sind ja bemerkenswert. Sie zieht sich lieber darauf zurück zu zeigen, daß sie in Wirklichkeit doch ganz anders wäre als der Islam. 

Und schüttet nicht selten das Kind mit dem Bade aus, wenn sie eifrig bekennt, daß sie selbstverständlich Mann und Frau "gleich" sähe, und dabei nur noch murmelnd hinzufügt, wenn überhaupt, daß diese Gleichheit der Würde (als Mensch) sich genau in einer Unterschiedlichkeit des Zueinander der Geschlechter ausdrückt, die fast wörtlich mit dem Islam übereinstimmt. Aber darüber spricht man lieber nicht. Wer wagt denn überhaupt noch, von den wahren, tief metaphysischen Hintergründen der Bindung der Priesterweihe an den Mann zu reden, nein, überhaupt noch darüber nachzudenken? Man versteckt sich lieber hinter den paar Worten und Taten Christi, die sich dahingehend interpretieren ließen, und begibt sich dabei auf so dünnes Eis, daß sie ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.*



Morgen Teil 2) Der Unterschied liegt wenig in Sichtweisen, sondern in der Art, 
wie Gottes Wirken gesehen und erlebt wird.


*Vor kurzem hat der VdZ einen vorgeblich als Dokument über die Gefährlichkeit des Islam aufgezeichneten Film gesehen, in dem als Beweis für seine Bösartigkeit von einem der Proponenten Koransuren zitiert wurden, in denen die Frau sich dem Manne zur Verfügung zu stellen habe. Und den Zuhörern im Film lief es sichtlich kalt über den Rücken. 

Ist aber denn niemandem bewußt, daß Ehe nach naturrechtlichem Hintergrund die Übereignung des Leibes an den Ehepartner bedeutet, worin sie überhaupt keine christliche Erfindung ist, sondern das schlichte, immanente, meist nur nicht explizit gemachte - weil eben so selbstverständliche - Eheverständnis sämtlicher Kulturen ist? Daß die Zuordnung von Mann und Frau als Haupt und Leib keine Spinnerei des Christentums ist, sondern eine Analogie des innergöttlichen Lebens, und damit eine Grundverfaßtheit der Welt und Schöpfung ist, und deshalb mehr als abstrakte Aussage, sondern "Idealbild" ist, aus dem heraus sich je nach gradueller Abweichung Bestand oder Zerfall ergibt, das also gar keine Alternativmodelle zuläßt? Und sich selbst schon in den aristotelischen Gedanken im Verhältnis Form-Materie (als jedes Seiende kennzeichnende, ja begründende) wiederfindet, das selbst in der Quantenphysik einen Erhellungswert hätte, der staunen machte, würde er mutiger rezipiert?

Man könnte den Islam also auf eine Weise sogar "dekonstruktivistisch" sehen, darin wäre er hochmodern: Als positivistische Rekonstruktion dessen, wie es von der Natur der Dinge her eigentlich gemeint sei, aber in der faktischen Welt untergeht.




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