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Sonntag, 14. Juni 2015

Die Frage nach dem Warum (2)


Teil 2) Die Frage nach der Wahrheit der Religion




Und hier kommt die Frage nach der wahren Religion ins Spiel, die nur in ihrem Verhältnis zur Vernunft beurteilt, nicht quasi religionenintern beantwortet werden kann. Nur so ist auch die Frage nach dem Sinn des Leidens dann beantwortbar (und tief vernünftig, wenn auch nicht immer leicht verstehbar, weil eben kein simpler logischer Prozeß, sondern ein Akt ... der Vernunftfähigkeit, zu der die Sehnsucht, den Schmerz abzulegen, nicht gerade disponiert: dazu muß man quasi aus dem Schmerz aussteigen, sich darüber erheben, der Welt sterben ... im Geist Gottes, dem Geist der Vernunft, der Wahrheit, dem Heiligen Geist, in dessen Atmen die Vernunft erfahrbar wird.)

Die Wahrheit des Katholischen leitet sich direkt daraus ab: in Jesus Christus ist die Wahrheit selbst erschienen; Gott als die Vernunft selbst. Und das koinzidiert mit der Grunderfahrung des Menschen im Welterfahren. Wo immer im Katholischen Raum Unvernunft auftritt, sind deren Vertreter auch nicht mehr katholisch. Jedes katholische Dogma ist nur eine Gestalt der einen Vernunft, die aber nur im rechten Geist erfahrbar wird.**

Aber sie geht wie jede Religion davon aus, daß die defintive Vernunft die Offenbarung braucht. So, wie schon dem Kind der Aufbau von Vernunft nur gelingen kann, wenn es Wahrheiten über die Welt erfährt und übernimmt. Die sich, salopp formuliert, als erhellend über die Welt herausstellen. Und so muß der Mensch auch die Wahrheit über die Vernunft selbst, die abslute Vernunft, empfangen. Deshalb kann auch nur jene Religion wirklich den Zugang zur Vernunft herstellen, die aus dieser absoluten Vernunft ihre Offenbarung empfängt. Das kann nur Gott selbst bewerkstelligen, das geht nicht über subjektivistischen Zugang oder persönliches Bemühen oder Methodik oder Technik, denn dann läge ja gerade das wieder in der Verfügbarkeit des Menschen selbst, ein Widerspruch. Und Gott hat es in Jesus Christus, seinem Sohn, gemacht. Die Frage nach dem Ich, dem Bestand der Person, hängt also direkt nicht nur an "einem Gott", sie hängt direkt an Jesus Christus, an den zu glauben an diese göttliche, absolute Vernunft erst anschließt und daran teilhaben läßt.

Damit steht und fällt jede Moral, jede Ethik, jede menschliche Würde mit der Geschöpflichkeit des Menschen, und nur wenn der Mensch sich so begreift kann er jene Haltung ergreifen, in der er für diesen Geist empfänglich wird. Seine eigene Würde und Vernunftverankerung kann nur absolut sein, wenn sie von einem Auftrag des Absoluten her - als eigene Wesensform nämlich, als "Natur" (passivum; "geboren zu") - verstanden wird. Wenn also der Mensch den Maßstab seines Daseins aus Gott ableitet. Und damit läßt sich auch menschliche Freiheit nur aus der Freiheit Gottes rechtfertigen - aus der absoluten Freiheit eines Ursprungs, der seinem Abbild diese Eigenschaft ALS MÖGLICHKEIT (zur Wesenserfüllung) mit eingeschaffen hat, die er in der Liebe und Vernunft bzw. Erkenntnis - nur so ist Person in sich stehend möglich - aktuieren kann und muß, um er selbst zu sein.

Deshalb ist der Mensch nur aus Gott er selbst, wie auch das Judentum geglaubt hat und glaubt, aber seine Aktuierung zum Selbstsein (in der Teilhabe; dimensional weit über alles Gesetz hinaus) ist eine Frage des Erlösers - des menschgewordenen Sohnes Gottes, in dem sich absolute Übernatur und Natur verbunden haben. Das ist ein erstes, nicht weiter rückführbares Faktum, und ein Geheimnis, das sich aus rein innerweltlicher Logik nicht mehr erschließt, das aber einleuchtend wird und von dort her die menschliche Vernunft erhellt. Die real zu beobachtende Vernunftkrise der Gegenwart - man beachte die Verzweckung des Denkens, die Methodisierung von Lebensvollzügen, das Herunterbrechen von Vernunft auf lineare Information, der Ausweg in die Irrationalität anstelle des Geheimnisses, etc. - ist direkt eine Krise des Glaubens AN Jesus Christus.

Eine sehenswerte Zusammenstellung von Statements aus dem amerikanischen Raum, wo die Frage nach Gott im öffentlichen Raum sehr präsent ist. 








*Damit ist auch klar, daß die Sprache an sich dem Menschen vorausgeht, nicht von ihm "gemacht" worden sein KANN. Wie natürlich dem Evolutionismus als einziger Ausweg zu sagen bleibt - aber das kann aus logischen Gründen schon so nicht sein, da muß man kein "Creationist" sein. Gemacht sind nur die SprachEN, zumindest weitgehend, und damit drückt sich in ihnen auch die faktische Charakterhaftigkeit in diesem Verhältnis zur Vernunft aus. Nicht aber gemacht kann die allen Sprachen zugrundeliegende Sprache selbst sein. Und diese ist - die Darstellung, der Körper, das Herz der Vernunft. Jeder der menschlichen Sprachen geht also das Wort - der logos, der Sinn - als Grundlage der gesamten Welt voraus.

**Man begehe aber nur nicht den Fehler, das Wort Vernunft mit irgendeiner Form kleinbürgerlichen Kalküls gleichzusetzen, die im Volksmund auch häufig aber falsch als "Vernunft" bezeichnet wird.





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