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Sonntag, 28. Juni 2015

Our enemies are WE (1)

Was kennzeichnet Verschwörungstheorien? Sie greifen einen oft auch durchaus richtigen Zusammenhang heraus, und erheben ihn zur geplanten Welttheorie. Davon klar abzugrenzen sind aber geistige Grundzüge, die sich über menschliches Verhalten und Ereignisses legen lassen. Und zu denen gehören auch Neurosen und Psychosen einer Zeit. Unter Berücksichtigung dieser immer nötigen Distanz, ist dieses Video durchaus interessant. Denn wenn es auch einen Touch von Verschwörungstheorien hat, so zeigt der Sprecher doch ein Geschehen auf, das auch in den Augen des VdZ für die politische Situation des Westens kennzeichnend war: Angst ist ein Mechanismus, mit dem sich die Menschen kontrollieren lassen.

Das stand hinter den Bedrohungsszenarien des Kalten Krieges, der maßgeblich ein Propagandakrieg war, weit weniger eine realistische militärische Auseinandersetzung. Als die USA sahen, daß sie selbst ihre militärische Macht deutlich überschätzten, als die Ereignisse in Vietnam mehr und mehr zeigten, daß die USA diese ihre stärkste Trumpfwaffe sogar zu verlieren drohten, überlegte man, wie sich diese Machtsituation mit anderen Mitteln wiederherstellen ließe.

Und man kam auf ... die Umwelt. Dieser Problematik entkommt niemand, sie betrifft rein gegenständlich jeden. Der prinzipielle, auf so vielen psychischen Konstellationen außerordentlich passende Moment war dabei, daß man den Menschen selbst zum Feine seiner selbst erklärte. Das begann systematisch seit den frühen 1970er Jahren das Denken der Menschen zu beherrschen. Wenn es aber zutrifft, was der Redner so formuliert - "Our enemies are WE!" - so ist die logische Folge, daß das Handeln des Einzelnen außer seiner eigenen Verfügung und Entscheidung zu stehen kommt. Wie aber sind Menschen leichter zu lenken, zu beeinflussen, ihrer eigenen Entscheidungs- und Urteilsbasis zu entheben, als in dem Moment, wo sie daran glauben, daß sie selbst nur Unsinn, ja ihren eigenen Untergang anrichten? Wenn man ihnen das Vertrauen nimmt, daß sie in er Lage wären, ihr Leben selbst zu gestalten, weil die Wirkmechanismen, unter denen sie stehen, gar nicht ihrer Verfügung unterstehen? Mit dem Ökologismus, der seither in immer mächtigerer Gestalt die Welt umfängt, läßt sich selbst in den kleinsten, intimsten Handlungsbereich des Menschen eingreifen. Ja - in sein Verhältnis zu Gott. Denn der Ökologismus ist der Griff nach dem Gegenüber des Menschen - dem Du in Gott, dem Sein - in Gestalt der "Umwelt".

Die Ähnlichkeit mit religiösen Grundhaltungen, mit Haltungen Gott gegenüber, mit Wahrheiten über den Menschen und die Welt, sind also keineswegs zufällig. Nicht einmal die Aussage, daß der Mensch "die Krone der Schöpfung" ist, wird dabei beseitigt, sie wird nur in den Untergrund, ins Heimliche verdrängt. Denn wer alles im Insgesamt besser machen KANN, der ist ganz genau dieser Herrscher über die Welt. Die gesamte katholische Anthropologie, die gesamte Offenbarung, wird durch die politischen Maxime buchstäblich pervertiert. Das ist am leichtesten beim zweifellos höchsten Wert der Menschheit erkennbar, bei den sogenannten göttlichen Tugenden: dem Glauben, der Hoffnung, und am leichtesten erkennbar: bei der Liebe. Kaum ein Begriff ist derartig zerstört.

Und der Ansatzpunkt ist die Sprache, und ihre Stellung im Wesen des Menschen. Nimmt man einem Menschen die Sprache, entwertet man sie. Denn DAS erfährt ja der Mensch: daß die Begriffe zunehmend mit seiner eigenen Welterfahrugn in Widerspruch geraten, sie nicht mehr bergen, fassen, er die Welt und vor allem sich über Sprache und damit über Denken nicht mehr in Besitz nehmen kann. Die Sprache wird nominalistisch, von einem Bezug zum Wesen der Dinge und der Welt abgetrennt. Damit wird ein Mensch aber wirklich beherrschbar, weil die Sprache zu "einem Ding für sich" wird.

Sämtliche dieser ökologisch-politischen Thesen sind also in ihrem Wesen schizoid. Sie sind Äquivokationen, Umdeutungen von Wahrheit, die aus ihrem Seinsbezug (der persönlichen Welterfahrung) herausgelöst und auf eine nominalistische Ebene gehoben wird. Damit wird die Sprache wert- weil inhaltslos, damit das Denken zur bloßen Sophistik, weil die Begriffe leer werden.

Die Begründungsgerüste für diese nunmehr verkündeten Thesen sind meist sogar wörtlich deckungsgleich mit religiösen Prinzipien und Erkenntnissen. Aber - sie SIND jene NICHT. Sie sind trojanische Pferde, die andere Inhalte einschleusen, gerade WEIL sie dieselben Worte verwenden. Man lügt eben, wie hier schon mehrfach dargestellt, nicht durch "falsche Fakten". Man lügt durch Sinnzusamenhänge. Man lügt durch richtige Details, denen man wortwörtlich nicht widersprechen kann.*

Vieles der heutigen Grundhaltung läßt sich mit dem amüsanten Satz zusammenfassen: "Warte lieber Gott, erst müssen wir die Welt retten, dann kommst du wieder dran!" Wenn also Vernunft von Glaube und Gnadenlicht, wo vor allem aber Wort von Sinn, von Wirklichkeit getrennt wird.

Damit, genau damit reißt man ja erst Menschen aus ihrer grundlegendsten Verankerung - in der sie sich als Ich aus dem Du des Anrufs Gottes begreifen. In dem alles Sein in der Vorsehung Gottes geborgen ist, in dem die menschliche Vernunft durch das übernatürliche Licht überhaupt erst zur Vernunft wird. Damit hat Gott mit weltlich wirkendem Handeln, mit der menschlichen Vernunft, nichts mehr zu tun. Das vermeintliche Bedrohungsbild verdrängt buchstäblich Gott - durch Nachahmung. "Der Teufel ist der Affe Gottes."

Man muß nicht davon ausgehen, daß wir "Opfer" einer Verschwörung sind, Opfer eines geplanten Vorhabens. So weit muß  man gar nicht gehen. Auch das Gelingen eines Vorhabens ist nicht dem Menschen selbst anheimgestellt, gerade Verschwörungstheoretiker oder gar Verschwörer überschätzen so gut wie immer ihre eigenen Möglichkeiten, und zwar fundamental. Außerdem folgen geistige Gestalten einer ganz eigenen Dynamik.

Aber es kann erhellend sein zu sehen, welche Grundzüge das politische Handeln weltweit heute tatsächlich dominieren. Und da liegt Coffman in vielem sehr richtig, wenn man ohne noch der Frage nach Verursachung nachzugehen (erst dann haben wir es ja mit Verschwörungstheorie zu tun) Grundzüge der weltweiten Politik der Gegenwart erkennt.






*Morgen - Anmerkung: Dieselbe Perfidie in der Kirche





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