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Dienstag, 9. Juni 2015

Von Sinn, Autorität, Hörigkeit und Gehorsam

Werden die Dinge nur auf sich selbst reduziert betrachtet, so bleibt nur der Bereich des Zwecks. Aber diese vermag etwas nicht im Bestand zu halten, und im Bestand halten heißt, über es hinauszugreifen - in den Sinn. Im Sinn wird ein Ding von einem Höheren um- und einbegriffen, sodaß alles Geschöpfliche der Welt nur ist, weil es in ein je Höheres einbegriffen IST. Reißt sich etwas aus dem Sinn los, fällt es ins Nichts, es zerfällt, auch physisch/physikalisch (1. thermodynamisches Grundgesez der Entropie). 

Das gilt von den Wesensstufen der Welt - Anorganisches, Pflanze, Tier, Mensch - genauso in ihrem kategorialen Übergängen (also: Anorganisches erfüllt sich zu dem ihm selbst Mglichen, also als Erfüllung angelegten, in der Höhe des Pflanzlichen), also auch innerhalb dieser Seinsstufen, durch die Hierarchien. Denn es gibt nichts, das nicht in einen Ort innerhalb einer Hierarchie eingefügt ist. 

Das betrifft natürlich genau auch den Menschen, der immer in einem Verhältnis zu einer Autorität steht - immer! - und deshalb von dem belebt wird, woran er durch diese Autorität in einem Übergreifenden teilnimmt, beim Menschen: nicht ohne die Zustimmung (die sich im Gehorsam quasi fleischlicht*). Das je Niedere befindet sich also dem Sinn, dem Höheren in einer Position der zu befruchtenden Materia, und empfängt (im Eros) die Befähigung zur Wiederspiegelung des Bildes des Höheren. Autoritätsverhältnisse sind sui generis Zeugungsverhältnisse! In denen sich sogar die unfruchtbare Natur (des Anorganischen) in die Befruchtung zum Höchsten hin (erst über die Pflanze etc.) hineinhebt. Im letzten - im Bild der Sonne, als das alles ab ovo belebende Prinzip. (Christus - das Licht, das vom Vater ausgeht, und in der Leiblichkeit in ihn zurückgeht!)

Und damit ist es das Leben selbst, das in solchem Autoritätsverhältnis einströmt. Der Tod korreliert direkt mit der Unfähigkeit, sich durch ein Oberes (Lebens-/Seinsvermittelndes)*** beleben zu lassen (Entropie!) Oder - wenn alles Entfaltbare entfaltet ist, die mögliche Vollkommenheit (deren Grenzen die materia vorgibt) erschöpft ist.

Leben hat also etwas mit der Fähigkeit "zur Infektion" zu tun. Der Vernunftprozeß des Menschen als Selbstbesitz ist deshalb kein Abschotten gegen Infektion - dann wäre er das, was man etwa mit "Kleinbürgerlichkeit" und Rationalismus bezeichnen könnte. Sondern er ist das genaue Gegenteil: Er ist die sichere (gattliche) Wahl des Befruchtenden als Willensbeschluß, der durch die Treue (im Beschluß) zum Wesen wird.****

Aber diese Wahl ist eine Wahl zu sterben, eine Wahl des Todes (siehe: Intitiationsriten!). Das neue Leben tritt erst ein, wenn das vorangegangene gestorben ist. Das jeweils "Untere" ist das, was des Todes ist - das, was der Schlangenzertreter zertritt, weil es sonst kein neues, und das ist nur höheres Leben gibt.

Mehr noch: Es ist das von oben Kommende, das (in diesen Sinn hinein - aus diesem heraus) organisiert. Schon bei der Sonne in allem Anorganischen und Pflanzlichen am deutlichsten sichtbar. (Alles was es gibt "ist" in gewisser Weise, physikalisch, Licht. Es muß also das einströmende, belebende Prinzip als Eigensein wiederspiegeln, je nach seinem Vermögen, dann IST es.) Deshalb wird es im Menschen personifizierend - das Wort, die Geiststufe des Lichts, ruft zur Person. Darin liegt auch die wahre Bedeutung der Taufe - als definitive Einbindung in die Übernatur, erst so zur Vollgestalt des Menschen. Das KANN nur von Gott kommen - und muß REAL (Ritus!) sein weil das Fleisch real prägen.***** Keine "gute Meinung" kann das mangels Dimension ersetzen.



*Rosmini definiert den Gehorsam als die freiwillige Einstimmung in eine Führerschaft durch einen anderen, auch wenn dessen Entscheidungen falsch sein sollten - im Verzicht, das zu prüfen; sonst wäre es ja kein Gehorsam, sondern man würde immer nur sich selbst folgen. Ohne Gehorsam gibt es aber keine Höherführung, ja, nicht einmal die Erhaltung des eigenen Bestandes, ja diese schon gar nicht. Das Wesen aber, an dem ich teilhabe, in dem ich gehorsam bin, ist nicht in die faktische Daseinsqualität hineingebunden, sondern ergibt sich aus dem SINN dieser Beziehung. Im Gehorsam stimme ich also dem Sinn zu, nicht der faktischen Person, die immer auswechselbar ist. Und dessen Schwächen und Fehler im Untergebenen jene Läuterung bewirken, sie ihn von sich noch freier zum Sinn hin macht. Die Welt ist ein Sinngefüge - logos! - und nur daraus lebt und besteht sie. Den faktischen Träger dieser Autorität muß ich aber deshalb lieben (wenn auch nicht: mögen), weil sich NUR IN IHM und DURCH IHN (in seiner realen Faktizität) dieser Sinn zugängig macht, das ist nicht zu trennen.

Gehorsam ist deshalb auch etwas völlig anderes als Hörigkeit. Denn in der Hörigkeit belade ich das Faktische des anderen mit einer vermeintlichen Verantwortlichkeit (die eine Selbstentschlagung von Eigenverantworgung ist), die sich nicht auf den Sinn des Autoritätsverhältnisses bezieht, ja sogar diesen in seinen Besitz bringen will, weil der andere bewegt werden soll, davon zu lassen. Hörigkeit ist deshalb auch keine "überzogene Form des Gehorsams", sondern das genaue Gegenteil: sie stammt aus Ungehorsam. Wer reale Erfahrung mit Hörigkeit hat wird deshalb bestätigen, daß Hörige die nur scheinbar widersprüchliche Seltsamkeit zeigen, "im Namen der Autorität" (die ihnen gar nicht zubehört!) als diese nicht nur ersetzend, sondern deren faktischen Träger (!) verdrängend (nihilierend) zu sprechen, und zwar in einer durchaus "eigenen" Interpretation. 

Vom Hörigen hört man also nie, was die Autorität (der Sinn) eigentlich sagt. Sondern eine ganz eigene Variante und Interpretation. Deshalb bleibt die Fruchtbarkeit des Sinns (der sich dem Gehorsamen erschlösse) dem Hörigen immer vorenthalten, er zerfällt. Und fühlt sich aber dem Träger, "dem er hörig ist", überlegen, weil er diesem Gehorsam vortäuscht - um ihn aber aus dem Sattel zu stoßen, nur auf unmerkliche Art. Die Grundhaltung der Hörigkeit ist also - Hochmut, Überlegenheitsgefühl, weshalb der Hörige immer die Schwäche des "Gehörten" fördert um ihn in Sicherheit zu wiegen.

Wer etwa quasi als prototypisch bekannte Hörigkeitsverhältnisse hernimmt - man denke an die Verhältnisse am "Friedrichshof" der Kommune des Otto Mühl - und ehemalige Betroffene kennt wird deshalb feststellen, daß diese sich HEUTE NOCH als ... "Otto Mühl" verstehen, und zumindest heimlich, aber prinzipiell gutheißen, was da passiert ist, den Kern der Anschauungen, die zu diesem perversen Experiment geführt haben, noch heute vertreten. (Da lasse man sich von symbolischen Abstandserklärungen über sexuellen Mißbrauch, Gewalt etc. an jenem Friedrichshof nicht täuschen; die liefern hier sogar bequeme Distanzierungsrituale.) Das war auch der Kitt, warum dieses absurde "Experiment" so lange "funktionierte", und es funktionierte nicht zufällig vor allem über die Frauen.

**Nicht wenige Naturwissenschaftler haben auf die verblüffenden Parallelen zwischen Zeugungs- und Infektionsprozessen hingewiesen.

***Darin gründen die verwirrenden - weil falschen - Denkfolgen des mechanistischen Atomismus, der in Zersetzungs- wie Auferbauungsprozessen lineare Entwicklungen ansetzt. Solche Prozesse haben aber immer progressiven und sogar sprungprogressiven Verlauf. Das macht heute übliche "Zeitangaben" über kosmische Gegebenheiten weitgehend irrelevant, weil Zeitläufte prinzipiell niemals absehbar sein KÖNNEN - sie sind im Einzelnen immer chaotische Verhältnisse, weil wir es bei der Welt immer mit unsteuerbaren komplexen Systemen zu tun haben. Die ernstzunehmende Kritik an Einsteins "'Relativitätsgesetzen" setzt genau übrigens dort an - sie "stimmen" in gewissen Beobachtungsbereichen, aber dann nicht mehr. Darüber half man sich dann mathematisch mit der Einführung von immer mehr "Dimensionen" hinweg, die kategoriale Seinssprünge simulieren und berechenbar machen sollen.

****Irrtum ist immer ein persönliches Defektgeschehen. Und er ist die Empfängnis durch einen "falschen" Zeugenden. Das ist das Problem der heutigen Erziehungs- und Bildungskatastrophe, die eine Katastrophe der Autorität (und Identität) ist.

*****Wie tief diese Wahrheit im Menschen (d. h. in jedem Menschen, konstitutiv weil ontologisch) verankert ist zeigt das Bedürfnis der heutigen Generation, die Taufe (an die zu glauben es fehlt) wenigstens durch die immer häufiger werdenden "Begrüßungsfeiern" zu simulieren. Auch dem VdZ begegnen sie immer häufiger. Aber das Höhere, der Name, kann nur in und damit von Gott dem "ganz anderen" (und damit nicht menschenverfügbaren) in den Geist heben. Gnade bricht immer herein, sie kann nie weltimmanent sein. Die Proponenten solcher Feiern erheben sich also selbst buchstäblich zu Göttern/Gott, und sie müssen sich so sehen, sonst würden sie sich diese Handlungsvollmacht (an deren Ausreichendheit sie ja glauben müssen) gar nicht zugestehen. Das macht die Blasphemie solcher Feiern aus.


(dat. Christi Himmelfahrt 2015)





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