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Montag, 13. Juli 2015

Eine Welt unbegreiflicher Ordnung

In sich aber ist in der Welt nichts chaotisch, sondern von überwältigender Klarheit, wenn auch nicht mehr einfach anschaulich.

Ein Vortrag von Werner Heisenberg zum 100. Geburtstag von Max Planck mit einem auch einem physikalischen Laien gut nachvollziehbaren Überblick über die Entwicklung der Quantenphysik in der ersten Hälfte des 20. Jhds. und ihr Verschmelzen mit der Philosophie.

Ausgangspunkt dafür war die seltsame Beobachtung. Denn man ging - sichtbar beim Schmelzprozeß von Eisen - bis dahin davon aus, daß die Zufurh von Energie in die Materie dieses zum Selbstleuchten bringe. Was bis in den ultravioletten Berich gehen müßte, der für den Menschen nicht mehr sichbar ist. Warum aber bleibt Eisen, so heiß man es auch macht, dennoch sichtbar?

Weil sich die Transformation nur in bestimmten "Sprüngen" vollzieht, die innerhalb der dinglichen Welt bleiben. Und diese Transformation wird durch Licht bewirkt, das sich über seine materialen Bestandteile - den Photonen - in den Kreisen der Elektronen den Elektronen zufügt. Aber nur in bestimmten Quanten, dem "Planck'schen Wirkungsquantum", einer der (drei) Konstanten der physikalischen Welt. Ein Annahme, ja ein Notgriff Plancks, mangels anderwärtiger Erklärungsmöglichkeiten, die sich im Experiment als immer gewisser herausstellte (an die Planck selber aber nie glaubte.)

Vielleicht ist aber der wesentlichste Satz dieses einstündigen Vortrags des v. a. in seinen philosophischen Überlegungen (bzw. Büchern) so interessanten Heisenberg:  Daß anders als bei Plato heute klar ist, daß die Welt nicht aus geometrisch vorstellbaren Figuren zusammengesetzt ist, also keine "starren Bilder" (Plato: Dreiecke) die Welt zu dem sein lassen, was sie ist, sondern durch "Gesetze", also: durch Beziehungen. Das ist wichtig, wenn man sich vom in diesem Blog so oft verwendeten Begriff  "Idee" eine "Vorstellung" (nämlich: genau das ist sie nicht) machen will.

Idee - Sinn - Logos ... auf etwas hin ausgerichtet, auf etwas hin sich bewegend, zu etwas unterwegs (man beachte die Etymologie des Worts, die bis zu "gesendet" zurückgeht, wie in "Gesinde"). Aus einer Kraft heraus, die nur noch von einem physikalisch nicht mehr erfaßbaren "Willen" (die Physik kann nur noch mit Wahrscheinlichkeiten rechnen, warum wohl?) als prinzipiell unerfaßbare Gerichtetheit getragen ist.

Ein Atom ist kein (beobachtbares) "Ding". Die Vorstellung des Demokrit (die im plumpen Materialismus des 18.-20. Jhds. so vorherrschend und fatal war), daß die Welt ein materialer Aufbau von Teilen ist, ist nicht haltbar. Als viel analoger mit der physikalischen Erkenntnis hat sich die Philosophie des Heraklith herausgestellt, der dem "Feuer" (der Energie, die baut und verwandelt) alles zuschrieb. In dieser feinsten Grundlage der Welt ist jene Kausalität nicht mehr vorhanden, die in der Welt der "Dinge" (Newton) - in der Welt des Menschen, der Namen, gewissermaßen - allerdings gilt. Vielmehr beginnt in dem, was die Welt aufbaut, auf und aus dem sie besteht, eine Welt der bloßen Beziehungen.

Solange der Mensch nicht involviert ist, können diese kleinsten Teilchen der Welt in vielen Zuständen gleichzeitig sein. Sobald der Mensch sie aber benennt (und das tut er mit jedem Akt der Wahrnehmung, die nämlich ein subjektiver, ja schöpferischer Akt des Empfangens im spendenden Tun ist) - "auf daß er den Dingen Namen gebe" - ist es diese Benennung (die Messung selbst ist eine Vorentscheidung über das Gemessene, und damit über die Art des erst zu Beobachtenden - schöpferisch), die das Unbestimmte zu einem Ding der Welt macht. Denn die Schöpfung ist auf den Menschen hin ausgerichtet. 

Er ist das Geschöpf, in dem sich Geist und Materie verbinden - zu einer Welt, die sich im Geist (im kultural-sittlichen Gesamtgefüge) im Bestand hält. Als Wirklichung einer Ordnung der Ideen aus dem Ursprung, die allesamt wiederum Ausdruck eines Sinns, eines Bewegens auf eine Idee zu, sind. Eine Welt, die sich also in sich durch sich - aus dem Sinn, im Sinn, auf den Sinn zu, auf den hin alles ausgerichtet ist und sein muß, als Prinzip des Seins als Ding - im Bestand hält.

Eine Welt, die alle Ähnlichkeit mit den Äußerungen eines ... Personalen als Weltengrund hat. Oder, wie Max Planck es einmal formulierte: Wer auch nur etwas nachdenkt, erkennt, daß er in der Untersuchung der physisch-physikalischen Grundlagen der Welt auf einen uns nicht mehr begreiflichen Gott als Urheber von allem stößt. In den Grundlagen der Welt wird die Bibel wahrer, selbst in der Beschreibung der physikalischen Vorgänge, als jede Naturwissenschaft es aus prinzipiellen, dimensionalen Gründen je sein kann.








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