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Sonntag, 19. Juli 2015

Geheimnis Kirche

Die societas perfecta, Grundlage der Welt selbst, aus der sie ihr Sein hat - denn auch im Nicht-Identen ist das Abbild vom Urbild (die leiblich-reale Kirche) enthalten - wird von ganz anderen Kräften bestimmt, als gemeiniglich geglaubt wird. Es sind grundlegende Kräfte der stellvertretenden Sühne* aus Schicksalszusammenhängen. 

Daß wir heute diesen Papst haben wird auch dem VdZ immer begreifbarer, als Endpunkt eines langen Weges, in dem der Leib der Kirche über Jahrzehnte bis zur Entstellung vergiftet wurde. Das Ergebnis, in dem sich dieses Gift zur Gestalt erhob, steht uns heute leiblich gegenüber, hängst wie eine verrutschte Maske am innersten Antlitz der Kirche. Nur stellvertretende Sühne kann (und nur sie wird aber) sie am Leben und als Heilsinstrument wirksam halten. Sie zu begreifen braucht meist einen langen Weg.

Deshalb hat den VdZ etwas an dieser Meldung tief bewegt: Der Obere der Priesterbruderschaft Pius X, Bischof Fellay (der kirchenrechtlich kein Bischof ist - wenn auch in der sakramentalen Weihe, in der er zweifellos in der apostolischen Sukzession steht, die aber widerrechtlich zustande kam - sondern formalrechtlich gesehen den Status eines Laien hat), meinte in einer jüngsten Stellungnahme, daß er besorgt sei. Denn es bestehe das Risiko einer inneren Spaltung seiner Bruderschaft. Manche Mitglieder hätten einen «nicht-katholischen, fast sektiererischen Geist»; das sei aber nur «eine Karikatur von Tradition», schreibt kath.net.

Das berüht nämlich den Kern der ablehnenden Haltung, in der der VdZ der Piusbruderschaft noch vor Jahren gegenüberstand: als Karikatur des Kreuzes, ja Kreuzverweigerung. Denn das Kreuz liegt im Kairos, man kann es sich nicht aussuchen. Aber nur von diesem Geheimnis kommt das Heil. Wo auch immer sachlich berechtigte Kritik auftreten mag, die ihre Gültigkeit natürlich nicht verliert, die bestehen bleibt, ja in ihrer Aufrechterhaltung gar kann der individuelle Ruf zum Kreuz bestehen. Aber sie betrifft dennoch nur die Seite der Klugheit, nicht die des Geheimnisses des Heils. Kirche ist aber zuerst Schicksalsgemeinschaft des Heils. Ihre Erlösungskraft, aber auch ihre Unüberwindbarkeit durch die Hölle, wurde erst in dem Moment vollendet, als Jesus sterbend rief: "Eli, Eli, lama sabachthami!" - "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!" Denn hier wurde die alte Schöpfung erst vollends zur neuen Schöpfung: der Kirche, untergriffen.



*Man muß der Sühne, dem Begriff, endlich jenem Schwulst und Pathos nehmen, in dem die Sühne in den letzten Jahrzehnten "abgesoffen" - und eiderdautz regelrecht verschwunden - ist. Denn sie ist eine (fast möchte man sagen:) normale, alltägliche und außerordentlich häufige Erscheinung des zwischenmenschlichen Lebens, also nicht nur im religiösen oder gar frömmelnden Bereich zu sehen. Wir werden darüber also noch handeln, um das zu zeigen. Denn ohne Sühne gibt es überhaupt keine Zwischenmenschlichkeit, weil die Ordnung der Welt zusammenfällt. Die nur von den Sühnenbereiten überhaupt aufrechterhalten wird. Das ist eine ontologische Tatsache, keine frömmlerische Verklärung.




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