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Dienstag, 7. Juli 2015

Man muß die Griechen lieben

Zwar ist der VdZ schon lange der Auffassung, daß Griechenland aus dem Euro austreten und endlich, endlich wieder zu einer eigenen Währung zurücksteigen müsse. 

ABER wollen die das überhaupt? Nein, sagen auch die Nein-Bejaher. Sie wollten doch ohnehin beim Euro bleiben? Na das glauben wir gerne.

Denn es ist amüsant zu sehen, weil so außerordentlich typisch für linke Geisteshaltung, daß ein NEHMER abstimmt, ob und unter welchen Bedingungen der GEBER weiter zu geben habe, weil er sonst noch mehr geschädigt würde, aber natürlich indem er weiter gibt sowieso weiter geschädigt wird, weil kein Mensch daran denkt, daß Geliehenes so irgendwie auch wirklich einmal zurückbezahlt werden sollte, weil der Geber eigentlich das Gegebene SCHULDET.

Ein Geber, dem bisher nämlich erzählt wurde, er gebe nicht, sondern leihe, und der das berne übernahm, weil er allen vormachte, er leihe, und in Wahrheit wußte, daß er gebe. Nur zu Illustration: Die EU hat Griechenland seit 2005 das DREIFACHE eines Bruttoinlandsprodukts, also sämtlicher Einkommen in einem Land während eines Jahres, geliehen.

Und die Griechen haben es tatsächlich geschafft, daß sich nun ein gespaltenes Europa den Kopf zerbricht, warum es so unmoralisch sei, nicht noch mehr zu geben, weil ein Volk unter der Rückzahlung des bereits Genommenen so leide.

Nur so nebenbei: Warum kam Griechenland erst zur EU, und dann zum Euro? Weil es die geostrategischen Überlegungen der USA nicht vertrugen, daß dieser - den Meereszugang zum Mittelmeer mit beherrschende, den Suez-Weg absichernde - Eckposten Europas im Kalten Krieg nicht beherrscht werden könnte.

Denn am sympathischesten und treffendsten war eine unlängst bei Jauch (?) getätigte Aussage - und der VdZ ist ein großer, sehr großer Liebhaber der Griechen! - daß nämlich die Griechen den ökonomischen Stand eines Entwicklungslandes hätten, aber wie ein Industrieland leben wollten

Ist das nicht Alexis Sorbas, wie er leibt und lebt?  

Oh, man muß die Griechen aus ganzem Herzen lieben. Poetischer geht es nicht.


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Einmal mehr dürfte die Argumentation von Hans-Werner Sinn die Angelegenheit am realistischen abbilden. Seine Argumente sind schlüssig. Der da meint, daß Griechenland aus dem Euro austreten MUSZ, will es sich wirtschaftlich je erholen. Ein neue, eigene Währung könnte Griechenland einige Jahre zumindest die Wechselkurse floaten lassen, zuerst natürlich mit enormer Abwertung. So kann sich die griechische Wirtschaft nach und nach wieder in ein realistisches Verhältnis zum Euroraum herantasten, abhängig von den realen Wirtschaftsverhältnissen. Die durch die enormen Kredite, die Griechenland seit dem EU- und Eurobeitritt erhalten und verbraucht hat, ohnehin schwer verfälscht worden ist. Man kann eben (es ist immer wieder dieselbe Logik) rein durch zugeührtes Geld KEIN Wirtschaftssystem, keinen Wirtschaftsraum wirklich retten, oder ihn substantiell verbessern. Das hat sich immer wieder in der Geschichte bewahrheitet.

Ein Wirtschaftsraum, eine Währung ist immer und ausschließllich nur so stark, wie die Leistungsparitäten in diesem Raum es sind, die eine Währung nur ausdrückt, nicht schafft. Mehr formales Geld heißt damit immer nur mehr Leistungsversprechen, die aber nicht einzulösen sind. Geld muß sich immer im Verhältnis je persönlicher Eigentumsmacht bewegen, das heißt: Der Mensch kann und soll immer nur so viel besitzen, als seiner Persönlichkeit entspricht, die jene Dinge integriert haben muß, die man als Eigentum bezeichnet. Denn Dinge sind ausgelagerte Persönlichkeit.

Was heißt, daß die über 300 Mrd. Euro Auslandsschulden nun auch offiziell und wohl fast restlos auszubuchen wären. Damit kommen auf jeden Bewohner des Euro-Raumes, vom Baby bis zum Greis, 1.000 Euro Steuerbelastung zu. Daß diese Schulden der Griechen praktisch schon lange wertlos waren, wußte ohnehin jeder. Der Euro würde also gestärkt, weil dem Markt signalisiert würde, daß es sehr wohl um die reale und realistische Bedeckung der Währung geht, Staaten also nicht bliebig Schulden machen können, die Euro-Zone ihre eigene Währung ernstnimmt. Die (Nicht-)Reaktionen des Devisenmarktes von voriger Woche zeigen, daß Griechenland längst "eingepreist" war.

Deshalb ist die Argumentation von Robert Misik im Standard nicht nachvollziehbar, weil sachlich nicht richtig. Der da dem österreichischen Finanzminister Schelling vorwirft, er hätte durch seine Parteinahme für "einen scharfen Kurs" Griechenland nicht nur in den Orkus zu stoßen mitgeholfen, sondern dem österreichischen Steuerzahler "letzte Woche" sieben Milliarden gekostet. Die nun abgeschrieben werden müßten - sonst wäre dieses Geld als Buchgeld vorhanden geblieben. Erstens ist dieses Geld bereits "weg", es wurde also nichts verspielt, sondern bestenfalls NUN realisiert, was bereits vor etlichen Jahren ausgegeben wurde. Wir haben es durch höhere Steuern, vor allem durch die kalte Steuerprogression, bereits abgedeckt. (Hätte die Politik nicht immer noch mehr durch sonstige Posten ausgegeben als eingenommen, sodaß die Staatsverschuldung Österreichs trotzdem in den letzten fünf Jahren von 65 % auf mittlerweile 85 % des BIP gestiegen ist, wobei ein Teil davon - wie die Schulden durch den Hypo-Alpe-Adria-Crash - auch nur eine Realisierung zuvor nicht ausgewiesener, aber bereits getätigter Ausgaben war. Es scheint in Österreich Prinzip geworden zu sein, eingegangene Verpflichtungen erst durch nachfolgende Regierungen realisieren zu lassen.)

Diese sieben Milliarden hat (s.o. die Reaktion der Finanzmärkte) der Österreicher durch immanente Geldentwertung IN ÖSTERREICH bereits klammheimlich BEZAHLT. Das österreichische Geld (als Teil des Euroraumes ein fiktiver weil im Währungskollektiv enthaltener Wert) war diese 7 Milliarden schon bisher WENIGER WERT, salopp formuliert. So, wie die 90 Mrd. Deutschlands.*

Nun geht es darum, sogar noch weitere Milliarden in ein System zu pumpen, das sich durch Geldzufuhr niemals erholen kann. Für diesen Fall alleine sähe dann der VdZ eine punktuelle, sehr konkrete solidarische Hilfeleistung durch Europa (und sei es durch Waren- und Leistungslieferungen) angebracht, um dem Land die Übergangsschwierigkeit zu überstehen zu helfen.



*Diese Enscheidung ist bereits VOR FÜNF JAHREN getroffen worden, als man Griechenland erstmals "rettete". Selbst wenn man berücksichtigt, daß diese damalige Rettung auch, aber nciht ausschließlich, eine Rettung deutscher und französischer Banken war, deren Kredite an die Griechen mittlerweile von der Allgemeinheit übernommen wurden. Sonst hätte man vor fünf Jahren diese Banken retten müssen weil sie die Ausfälle nciht mehr verkraftet hätten. Was pekuniär vorerst aufs selbe hinausgelaufen wäre. Alles das übrigens als Folge des bereits langjährigen Deals zwischen Staaten und ihren Banken. Denn immerhin finanzieren diese schon lange die Politik, und gehen dabei die allergrößten Risiken ein - wie im Falle Griechenlands, dem Geld geliehen wurde, obwohl die Bonität nicht vorhanden war. Hier zu behaupten, es wäre die Privatwirtschaft, die die Politik unter Druck setzte, ist also auch sachlich falsch. Es war und ist ein Kuhhandel.

Der VdZ war schon damals anderer Meinung, der Meinung daß man es darauf ankommen hätte lassen müssen, man die Banken also in die Pleite hätte gehen lassen müssen. Mangels Wirklichkeitserfahrung schreckt die Politik zu leicht vor Krisen zurück, weil sie die Regenerationsfähigkeit eines Systems deutlich unterschätzt. Akzeptiert heute aber auch die Argumente, die der Politiker Edmund Stoiber jüngst vorbrachte, daß vor fünf Jahren AUCH Portugal, Spanien und Irland in Bedrängnis waren. Ein Schock, samti diesen Bankenzusammenbrüchen, hätte den Euro damals höchstwahrscheinlich kippen lassen. Heute - verträgt er es, weil es momentan nur noch um Griechenland geht.



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Am Fall Griechenland wird erstmals auch erlebbar, daß die Euro-Gemeinschaft tatsächlich eine Schicksalsgemeinschaft ist, in der jeder für jeden stellvertretend haftet - und zwar automatisch. Weshalb solche Gemeinschaft nur möglich ist, wenn alle sich an denselben inhltichen Zielen orientieren, und dies verbindlich und verläßlich.  Wenn sie das nicht tun, schädigen sie - wie in einem Raubverfahren, denn es ist dann auch Diebstahl - die übrigen Mitglieder. Warum der VdZ das sagt? Weil man natürlich nun die griechische Politik enorm unter Druck gesetzt hat. 

Angesichts der Konsequenzen, die nun drohen - in dem Referendum vom vergangenen Wochenende hat Griechenland genau das ja verweigert: es hat gesagt NEIN, wir wollen diese gemeinsamen Inhalte s.o. NICHT, könnte die griechische Regierung "genötigt" sein, Maßnahmen zu setzen, die diesen Vereinbarungsrahmen explizit sprengen. Indem es Euros selber druckt! Denn die Konsequenzen, die Griechenland hier abgelehnt hat, kommen IN JEDEM FALL, auch und gerade durch dieses Nein, nur auf andere - meinetwegen: würdevollere - Weise. 

Solches Geld wäre dem Sinn nach einfach perfektes Falschgeld, das vom Euro überall sonst nicht zu unterscheiden wäre. Mit der Konsequenz für den übrigen Euroraum, diese innere Geldentwertung durch verwässernde Leistungsverringerung pro Euro tragen zu müssen. Und das könnte nun wirklich an eine politische Grenze führen. Denn wie wollte man Griechenland diesen Betrug, der als Notmaßnahme gewissermaßen sogar gewisse Folgerichtigkeit hätte, verbieten, wie sollte man das verhindern? Durch Militärintervention? In der sich Griechenland plötzlich ganz neue, überraschende Hilfestellung suchen könnte, ja vermutlich würde. Vielleicht in China, das hier sehr klare geopolitische Interessen - strategisch bedeutende Stellung zum für China lebenswichtigen Öl im Golfraum - hat?



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