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Donnerstag, 17. September 2015

Arabischer Scheinfrühling die Zweite

Der Verdacht, den der VdZ hatte, bestätigt sich immer mehr: Die Rolle der Virtualität, der neuen Medien, des Internet bei der "Flüchtlingsfrage" ist enorm groß. Schlepper arbeiten, wie die Presse in einem lesenswerten Artikel schreibt, bereits weitgehend mit Internet und social media, um ihre Kunden zu aquirieren. Die Flucht in ein Scheinbild eines Paradieses Europa wird teilweise wie eine Abenteuerfahrt angepriesen. Mit online-Info-Hotline über Whatsapp. Flüchtlinge bewerten mit Noten den Service, den Schlepper anbieten. Es gibt auch Kategorien. "Familienfreundlich. Kinder zahlen die Hälfte," preisen manche ihre Ware an. Falsche Pässe - heißer Tip: Syrien; Syrer werden auf jeden Fall in Europa angenommen - und Visa einbegriffen.

Sowohl die Unzufriedenheit (der in die Virtualität abgehobene Mensch kann mit der Realität ja nur unzufrieden sein) mit ihren Heimatländern, wie das oft so befremdlich freche Verhalten (es gibt erschütternde Helferberichte vom Westbahnhof, aber nicht ob der Not; nur werden sie weitgehend totgeschwiegen, denn diesen Menschen ist sehr oft alles bloßes und selbstverständliches, verachtetes Mittel zum Zweck) den europäischen Gaststaaten gegenüber, aber auch die surrealen "Bewegungen des Mitleids" in Europa selbst - oft genug purer Selbstzweck - finden so viel Erhellung.

Die Rolle der iPhones erklärt sich ebenso, wie die große Anzahl von jungen Männern unter den "Flüchtlingen". Auf allen Ebenen werden völlig irreale, scheinwirkliche Welten geweckt wie bedient. Scheinwelten, die mehr sind als Illusionen oder Täuschungen: ihnen liegen gar keine realen Welten mehr in Urteil und Verhalten zugrunde. Auch in den Zielländern. Quer über mehrere Kontinente arbeiten die Reiseveranstalter, die als einzige noch die Realität kennen - und Milliarden abschöpfen. Denn Propagandisten, gute Propagandisten dürfen selbst nicht an ihre Propaganda glauben, sonst werden sie untergehen. 

Wirkliche und untragbare Not und Perspektivlosigkeit werden zur Beitat, die "auch" vorkommt. Wirkliche Fälle, wirkliche Nächstenliebe und Hilfe, wird zur Marginalität, zur verirrten Wirklichkeit inmitten eines Fiebers der Zweitwirklichkeit. Und ist doch nötiger Aufhänger, um die Maschinerie der Zweitwirklichkeit in Europa anzukurbeln, die der halben Öffentlichkeit die Gehirne von Vernunft freibläst. Schreckensbilder, wie jenes des kleinen Buben am Strand, Schreckensberichte über Ertrunkene werden zur geschäftsfördernden PR, weil die die Erfolgsquote - "bedingungslose Aufnahme" - beträchtlich erhöhen, ja Staaten dazu bringen, ihr eigenes Rechtswesen zu umgehen und Virtualitätshazard zu spielen.

Offenheit für das immer Neue?

Politiker auf nationaler wie EU-Ebene lallen stattdessen wie im Fieberwahn von "sofortigem Zugang zum Arbeitsmarkt" und "Arbeit für alle", die es nicht gibt und absehbar nicht geben wird*, präsentieren Traumbilder von Aufgaben für Ärzte, die es unter den "Flüchtlingen" gar nicht gibt**, sprechen von "einem Platz in unserer Mitte", während ein Fünftel der Zuwanderer sogar Analphabeten sind und kein Wort der Sprache der Gastländer verstehen, und lösen wie in einem Lottospiel durch Millionen Zuwanderer fremder Kulturen und fremder Sprachen und fremder Religionen Entwicklungen aus, über deren Wirkungen Besonnenere nur sagen können: sie werden Europa und unsere Gesellschaften ohne jeden Zweifel rasch und dramatisch verändern, werden die Grundfesten unserer Staaten als Solidargemeinschaften zur Makulatur machen.

Ist das also die berühmte Offenheit für das Neue, das doch jeder Tag bereitet? Ist das das so überaus richtige, immer wieder geforderte Loslassen von Gewohntem, Vertrauten, von dem der Christ spricht? Nein. Denn was wir heute erleben ist unglaubliche Vermessenheit, auch in sogenannten christlichen Kreisen. Denn niemals darf der Mensch die Verantwortung für sein Tun abgeben, indem er aufhört, seine Vernunft zu gebrauchen, Realitäten zu ignorieren. Dann wird auch die Nächstenliebe zu einem"so tun als ob", denn Liebe gibt es nicht ohne Wahrheit. Offenheit für das Neue der Vorsehung braucht, ZUVOR bereits IN DER VORSEHUNG zu stehen.

Das heißt: vernünftig zu handeln. Diese christliche Offenheit als Ergebenheit in die unergründliche Vorsehung Gottes ist nur ein demütiges Akzeptieren der Unergründlichkeit dessen, was am Morgen kommt - WENN MAN AM VORTAG VERNÜNFTIG GEHANDELT HAT, wenn die Nacht alle Wesen zu ihren Ursprüngen und Urbildern zurückrief, die im ordo Gottes begründet liegen. Aber wer gegen die Vernunft handelt, zu der er zuerst (!) aufgerufen ist (dann erst kann man von "unergründlich Neuem, Schöpferischem" sprechen), handelt vermessen und vor allem: verantwortungslos. Handelt bewußt irrational und fordert Gott heraus, weil er nicht in der Lage, oder willens ist, zu erkennen und zu tun, was ihm möglich ist.

Das Internet (dem die social media als Seitenarm zugehören) und seine Virtualität zeigt an diesem konkreten Fall erstaunlich klar seine wahre Dimension und Wirkung als Masseninstrument, zeigt seine entsittlichende, von jeder Verantwortung ablösende Wirkung in voller Breitseite. Es gibt kein Christsein ohne Verantwortung, es gibt kein Menschsein ohne Verantwortung - denn die Verantwortung ist es, die zur (immer sozio-kulturellen) Identitätsgestalt ruft. Die nie vergegenständlichende, in absolute, starre Bilder zu gießende Verantwortung beginnt aber beim nächsten Stein vor dem Fuß. Nicht in Syrien oder Nigeria. Dennoch so zu tun, als wäre dem so, bedeutet eines baldigen Tages tatsächlich, aus einer Nacht aufzuwachen, und vor völlig veränderten Aufgaben zu sehen. Das nennt man dann "Veränderung".  

Es ist, als würde man derzeit mit geschlossenen Augen eine neue Welt wählen, die man gar nicht kennen will - nur, um dieser quälenden Langeweile der bestehenden Welt zu entkommen, die man nicht mehr versteht, die vor allem mühsam und hochkomplex ist, und die man deshalb loswerden will.

Neues Spiel - neues Glück!

So und nicht anders verhalten wir uns derzeit. Ist das die neue Verantwortung, zu der wir gerufen sind?

Stell Dir aber vor, alle Menschen lebten in ihren Vorstellungen in einer Welt, die es gar nicht gibt!*** Die  nur in sich logisch ist, aber nicht real! Und stell Dir vor, wir diskutieren über diese Scheinwelt, als wäre sie echt - dabei geht es um etwas völlig anderes! Das Flüchtlingsproblem gehört deshalb zu weiten, vielleicht zu allergrößten Teilen also zur selben Problemkategorie, wie apokalyptische Weltklimauntergangsängste und Vorstellungen über neue Wertewelten, in denen wir zu leben hätten.

Was aber niemand berücksichtigt: Die Zweitwirklichkeit ist immer eine reale Belastung der realen, wahren, wirklichen Welt. Und sie kann diese nicht nur verwirren. Sie kann sie erdrücken. Dann wird die Welt, in der wir leben, zu einem unbeherrschbaren Moloch ständiger Überraschungen und alternativloser, letzter Auswege.



*Während die diesjährigen Gespräche in Alpbach auf die noch viel zu wenig rezipierte, dabei bereits sehr nahe und unausweichnliche "vierte industrielle Revolution" hinweisen, in der der Faktor Mensch außer für qualifizierte Überwachungsaufgaben nicht mehr vorkommt.

**Das Arbeitsmarktservice ("Arbeitsamt") brachte dieser Tage - erstaunlich, daß solche Dinge überhaupt veröffentlicht werden - einen Bericht, in dem es nüchtern schildert wie "schwierig" (also eigentlich: unmöglich) es ist, "Menschen mit Asylstatus" (etwa aus Syrien oder Afghanistan) in großem Ausmaß "am Arbeitsmarkt zu integrieren". Minimaler Akademikeranteil, allgemein bescheidener Ausbildungsstand, wenn nicht Analphabetentum, kombiniert mit Unkenntnis der Sprache, sind ein unüberwindliches Hindernis auf einem Arbeitsmarkt, wo derzeit in Österreich selbst schon 400.000 Menschen (bei 40.000 offenen Stellen) keine Beschäftigung finden. Kommt noch dazu, daß Asylwerber mit guter Ausbildung mehrheitlich nach Deutschland wollen, nicht nach Österreich.

***Das ist übrigens der fundamentalste Kritikpunkt an der Amtsführung des derzeitigen Papstes. Bei dem so gut wie alles zweitwirklich - pure "Vortäuschung von Wirklichkeit" - zu sein scheint. Die Unreflektiertheit so gut wie aller seiner Aussagen ist dafür ein Beleg, denn subjekti mag es gar nicht unreflektiert sein - aber es ist das Ergebnis einer realtitätslosen Reflexion, das richtige Ergebnis im falschen System sozusagen. Was ihn in erstaunliche Widersprüchlichkeiten vor dem Hintergrund des "depositum fidei" treibt. Das zeigt sich etwa in der Verwendung von überkommenen Schlüsselbegriffen, die er mit neuem Inhalt zu versehen versucht. ("Barmherzigkeit", "Liebe" etc.) Der also in einer gar nicht vorhandenen Welt der Vergegenständlichungen, der Phänomenologisierung (meinetwegen: "richtig") lebt und denkt. Und der 1,2 Milliarden Katholiken verführen, ja dazu treiben will, in eben diese (letztendlich narzißtische) Zweitwirklichkeit (endgültig; denn die Tendenz gibt es ja schon lange sehr massiv) abzudriften. 




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