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Samstag, 5. September 2015

Stellvertretung als Identitätssicherung

Das Fortdenken des Begriffs der Stellvertretung als Kern des kirchlichen Erlösungsverständnisses führt natürlich viele Daseinsebenen zusammen, und das spricht für seine Zutreffendheit. Dorothee Sölle schreibt deshalb wohl zu Recht, daß es nur die Stellvertretung ist, die überhaupt Identität sichern kann. 

Machen wir es konkret am Beispiel Eltern - Kinder fest. An dieser Stelle wurde ja bereits der Gedanke des "Hauses" ausgebreitet, er erfährt hier eine weitere Bereicherung: Den Platz für den anderen freihalten - durch die Eltern, die in der Welt verankert und verflochten sind - an der einen Stelle ist Bedingung, daß dem Kinde eine Identität übergeben wird. An der anderen Stelle muß das Kind diese "Haus-Identität" stellvertretend übernehmen, sich darauf hin überschreiten, um sie so zu wahren und für sich fruchtbar zu machen. Und zieht sich auch in alle Ebenen weiter, die das familiäre Haus noch einmal übergreifen, auf die hin sich z. B. das Haus (in seinen Angehörigen, auch auf sachlicher Seite, ja vor allem auf sachlicher Seite begreifbar am "Haus Österreich", wo also diese Ebene dem "Haus" selbst zubehört, und erst, ja vor allem dadurch wirklich monastische Kraft erhält) selbst noch einmal transzendiert, bis hin zum Staat.

Gleichzeitig - auch darauf weist Sölle hin -  ist so der Umschlag von Dienst in "Macht" und von Verzicht auf "Härte" verhinderbar, weil die Quelle des in der Stellvertretung wahrgenommenen, ja sichtbar bewahrten Platzes vom rein Subjektiven in die Sachlichkeit hinein, auf die hin sich alle Seiten transzendieren, losgelöst, ja an die Liebe gebunden wird.



*050915*