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Dienstag, 6. Oktober 2015

Alltägliche Polygamie

Solche Scheindiskussionen, auf denen die vermeintliche "Auseinandersetzung mit dem Islam" stattfindet, zeigen die Aussichtslosigkeit und Hilflosigkeit, mit denen der Westen Europas im Islam mit ganz anderen Fragen, mit grundsätzlichen ontologischen Fragen nämlich, konfrontiert ist, aber diese Tatsache hysterisch zu vermeiden sucht. 

Und sich dann wie hier auf die Polygamie konzentriert. Daß die landläufige Praxis von Scheidungen und Wieder-Liierungen nichts anderes ist, nur zeitlich anders gestaffelt, wird nicht einmal in Erwägung gezogen. Während man also hier gegen den angeblich bösen Islam kämpft, der Polygamie erlaubt, kämpft man auf der andere Seite FÜR eben diese Polygamie, die auf jeder Ebene als Alltag akzeptiert werden soll. Von der Praxis der Seitensprünge und des Geliebtenwesens gar nicht zu reden.

Oder: Man argumentiert gegen den Islam, indem man sich oft auf eine Gleichheit der Geschlechter bezieht, die dieselben Menschen im Anti-Gendering bekämpfen. Und wundert sich, warum dieser Kampf so wenig bewirkt - weil man die Gegner selbst stärkt, dem man argumentativ gar nicht gewachsen ist, weil man seine Prämissen eigentlich akzeptiert, nur ein wenig mehr Lebensromantik möchte.

Es ist schon so, wie Martin Mosebach einmal gesagt hat: Der anti-islamische Affekt des Westens ist in Wahrheit ein anti-religiöser Affekt aus fehlender Religiosität heraus. Sodaß es nicht verwundert, daß in diesem Sendungsausschnitt der Muslim vernünftiger, realistischer, verständiger wirkt, als die, die auszogen, um ihn zu entlarven. Und so eine nächste Werbesendung für den Islam abführen. Das wenigstens sollte bedenklich stimmen. Denn der Westen ist aus Substanzlosigkeit dem Islam argumentativ nicht (mehr) gewachsen. Das betrifft auch, ja vor allem das Christentum, das sich selbst nicht mehr kennt.







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