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Sonntag, 29. November 2015

Harmonischer Übergang, nicht Widerspruch

Ja, es stimmt, schreibt Hans Urs v. Balthasar in der Hinführung zu seiner "Herrlichkeit", daß eine beträchtliche Anzahl theologischer Entwürfe, und darunter tiefste wie die des Johannes vom Kreuz, Bonaventura oder Dionysius vom Areopag, nicht dem entsprungen sind, was man heute als wissenschaftliche Theologie, deren Kriterien denen der Naturwissenschaft sogar entnommen sind, bezeichnet. Aber sie können ihr gleichermaßen nicht widersprechen, der Übergang ist fließend - und homogen. Die gewissermaßen natürliche Theologie des habitus fidei vivae, der sich durchaus nur an der Schönheit orientiert, geht fast unmerklich in das donum Spiritus Sancit intelligentiae und scientiae über und darin auf. 

Es ist also zwischen der Theologie der dilettanti und der wissenschaftlichen Theologie kein Widerspruch, und auch gar kein Widerspruch möglich. Wer hier einen Konflikt oder gar eine wechselseitige Aufhebung hineinzuzeichnen will hat sich hahnebüchen vergriffen. [Gerade die Mystik ist ja auch die höhere Form des innerweltlichen intellectus, nicht seine Verneinung! sofern sich zum weltlichen Intellekt - bei einem Getauften! - überhaupt eine prinzipielle Unterscheidung treffen läßt; Anm.]

Gerade die größten Theologen wie ein Thomas von Aquin, ein Bonaventura, Anselm oder Albertus sind in ihre Werken sichtlich getragen von der Synthese von Begeisterung und Heiligkeit, der persönlichen Hineingenommenheit in die Schönheit, die aus den Mysterien Christi leuchtet, und dabei in der hellsten, klarsten Logik erstrahlt.

Ihrem historischen Ursprung nach war und ist auch heute Dichtung und Theologie - eins. Die erste Sprache der Menschheit war das Gedicht, der "rim", der bildhafte Reim auf Welt und Wirklichkeit, und das älteste Dokument der Menschheit mit Gewißheit die Bibel als vollkommenstes Werk der Poesie, auch als sie noch nicht oder nicht in dieser Form aufgeschrieben war.




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