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Dienstag, 17. November 2015

Sühne an der Schuldverstrickung der Zuwanderer (1)

Es ist ein besonders spannendes Thema, und sagt viel, daß niemand darüber nachzudenken scheint. Aber gerade dem christlichen Abendland sollte klar sein, daß sich ein Gastgeber, ein Gastland, mit den Schuldverwicklungen seiner Zuwanderer - freiwillig! - belädt. Pars pro toto - Alle für einen. Und einer für alle, in Stellvertretung. Diese Realien wirken in der Diskussion in einer Wucht mit, die wohl niemandem mehr bewußt ist, deren Wirklichkeit aber unzweifelhaft ist.

Zum einen müßte das gerade Christen bewußt sein (wenn auch alle davon betroffen sind)? Immerhin hängt doch ihr gesamter Erlösungsglaube an dieser Stellvertretung, wo sich einer - Jesus Christus - für alle zum Sühnopfer gemacht hat, und wir umgekehrt an dieser Solidarisierung, an dieser Stellvertregung, wo der Stellvertreter anstelle (nicht als Verdrängung, sondern gewissermaßen als "Platzhalter", sodaß seine Tat für den Belasteten gilt) von uns Schuldigen das Erlösungsheil gewinnt. Denn christliches Leben ist letztendlich ... Sühne. Und dem anderen in Liebe zu begegnen heißt, ihm seine Last abzunehmen, sie mitzutragen. Das ist in einem viel tieferen Sinn zu verstehen, als wir oft glauben. Wenn aber ein Christ Zuwanderung - Menschen, die er an Kindesstatt aufnimmt gewissermaßen - begrüßt sollte er sich also erinnern, daß nunmehr Ja sagt zum historischen Verstrickungsblut der Migranten, das weit weit in die Zeiten der Väter zurückreicht. 

Salopp, aber sehr wahr formuliert: Sobald ein Türke sich hier integriert, unter unser Dach kommt, sühnen wir an der Armenierverfolgung mit. Sobald ein Iraker sich hier niederläßt, sühnen wir an den Verstrickungen seiner Beduinenvorfahren. Sobald ein syrischer Alewit in Wien seine Zukunft fortsetzt, werden wir die spirituellen Verstrickungen seiner abergläubischen Vorfahren mitzutragen haben. Und wenn der Vater eines Zuwanderers egal woher einen Mord beging, der auf gewisse Weise in der Familie Belastung schuf, wird er diese Belastung mit an den Reuterplatz in Berlin mitnehmen, und dort die Anwohner betreffen. 

Was hier geschrieben ist, hat nichts mit Esoterik zu tun, wie mancher einwenden wird, der bereits so rationalistisch ist, daß ihm religiöses Empfinden bereits sehr weitgehend fehlt.³ Hier ist von Geist die Rede. Und es ist deshalb tief katholisches, metaphysisch erfaßbares Geistesgut. Das aber kaum noch wo bewußt ist, obwohl es für das Christentum so fundamental ist. Doch ist Geist auch in der Kirche bereits Mangelware geworden.

Daß es so in Vergessenheit geriet hat seine Wurzeln in einer historisch verortbaren Entscheidung gegen den Katholizismus - im Nominalismus, wie er seit der Renaissance, seit Descartes immer mehr unser Zeitleben zu bestimmen begann. Mittlerweile tun wir überhaupt so, als gäbe es diese Zusammenhänge in Univeralien gar nicht, weil das Begreifen des Geistes völlig verloren ging (und wie in Esoterik oder Charismatik groteske Scheinformen annimmt). Was auch jede Religiosität austrocknet wie der Wüstenwind den Aralsee.**

Daß diese Zusammenhänge sehr real wirksam sind, ist den Zuwanderern aber ohnehin deutlich mehr präsent, selbst wenn sie es nicht denken, also aussprechen können. Doch zeigt es sich schon alleine in dem, was wir naiv-bütterlich "höherer Stellenwert der Familie"* nennen. Denn es ist mehr, es ist ein den meisten dieser Völker und Volkschaften noch weit mehr präsenter Zusammenhang des Blutes und im Blute (denn der Akt der Annehme, Hereinnahme, Bejahung steht in diesem gewissermaßen urtümlichen, in uns aber nicht weniger wirksamem weil eine Universalie betreffenden Zusammenhang, über der physischen Abstammung.)***

Denn Sie suchen ja Flucht aus Verstrickungen in Kollektive, die ihnen zu schwer zu tragen wurden, oder die sie aus nicht so lauteren Gründen nicht weiter tragen wollten. Auch die, sogar durch diese Flucht zusätzlich erwachsene Schuld haben die Menschen in jenen Völkern zu tragen, die sie aufnehmen, und sich damit in jedem Fall (sic!) solidarisieren. Die Zuwanderer erhoffen ja durch die Zuwanderung, durch das Eintreten in einen neuen, anderen Univeralien-Zusammenhang (nun werden sie "Österreicher", "Deutsche", "Schweden" etc.) ein besseres, also leichteres, glücklicheres Leben. Das ihnen von jener Sühne für ihre Herkunfstkollektive abnimmt, die sie umgekehrt auf unsere Schultern legen.

Die das tun, was man jenen tut, die man liebt.


Morgen Teil 2) Na jetzt gibt es aber ziemlich Butter bei Fisch ... - 
Wirklichkeiten, die keiner mehr auf der Rechnung hat, die jeder bezahlt - 
Starker Tobak, nicht nur als Anmerkungen ausgeführt



³Esoterik ist das Heruntertransformieren des Geistigen in eine Welt des Ungeistigen, gelangt also nie zum Geist selbst, sondern immer nur zu einer technizistischen, weltgebundenen Vorstellung, in die sie Geist bannt. So, wie auch der Rationalismus (eigentlich auf dieselbe Weise der Kategorien-Deprivation wie die Esoterik; Rationalismus bleibt deshalb immer materiell-material, sein "Geist" ist nur weltimmanenter "Gedanke") ungeistig ist, ist auch die Esoterik ihrem Wesen nach ungeistig und muß sich deshalb eine materiale Vorstellung von Geist machen. Hier ist aber von Geistigem die Rede.



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