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Dienstag, 8. Dezember 2015

Einfache Sichtweisen

In einem abendfüllenden Gespräch meinte Leser V, im übrigen ein gar nicht unbekannter Historiker:

"Entscheidend sind nicht die Details, die sogenannten Informationen. Sie sind wie Köder, der die Mäuse anzieht. Die arbeiten sich daran ab, und ihre Aufmerksamkeit ist gebunden. Sie meinen, damit etwas für ihren Lebensunterhalt zu tun, und das scheint auch der Fall zu sein. Aber so merken sie nicht, daß währenddessen jemand das Dach abbaut, und nun genug Platz hat, seine Leiten und Gerüste aufzubauen. Und während die Mäuse sich sättigen, bemerken sie nicht, daß ihnen bereits das Dach, dann die Mauern, das Haus fehlt."

"Es geht nicht um Details, nicht zumindest in postlogischem Weg. Es geht um die Haupterzählung. Es geht um das Finden der tiefsten Archetypen als Bewegungsmuster des Ganzen. Der gesamte Diskurs bewegt sich nur um diese Archetypen. Und dazu muß man von den Details abstrahieren, Abstand nehmen. Wer diese Archetypen nicht kennt, wird auch aus Details das Gesamtgeschehen nicht begreifen, weil er die Daten nicht zu relevanten Fakten ordnen kann."

"Das grundlegendste Archetyp, und es ist zutiefst wahr, sonst hätte es nicht diese Kraft, ist der Kampf zwischen Gut und Böse. Nur wer sich als den Guten zugehörig sieht, vermag gegen das Böse zu kämpfen. Es ist der tiefste Kampf der Welt. Nicht dieses Archetyp ist aber das Übel! Das zu sagen ist sehr dumm. Es geht darum die Unterscheidung zu finden, was gut, und was böse ist. Das macht begreifbar, warum der Katholizismus von so großer Bedeutung für den Frieden ist. Denn man vergißt, daß ihre eigentliche kultische Handlung, die Messe, mit dem Bekenntnis der eigenen Schuld beginnt. Nur so bleibt die Relativität gewahrt, in der sich das Gute in der Welt findet. Wer ist nämlich gut? Das Übel auch der Politik beginnt dort, wo jemand meint, er sei es unbedingt. Die Brutalität der Kriege als Volkskriege begann in dem Moment, wo der Gedanke in Europa auftauchte - übrigens von den USA ausgehend - daß es absolut gute Menschen gäbe."

"Nur solchen Menschen, nur Menschen mit diesem aberwitzigen Anspruch, können auch glauben, daß Skandale, Aufdeckungen etc. ein prinzipielles Problem aufzeigten. Ja, solche Menschen sind die eigentlich Gefährlichen. Denn sie kennen die Realität nicht mehr."

"Deshalb ist auch der Medienkonsum, die Überflutung mit Informationen, sinnlos, ja irreführend. Das einzige, was sich Menschen merken, sind nämlich im wesentlichen die Archetypen. Und nru das sehen sie auch. Man könnte sich die täglichen Nachrichten ersparen. Die Menschen wisse bereits vorher, was ihr Fazit daraus ist. Nur diese Archetypen, die wie verfleischlichte Ordnungsmaschinen wirken, bestimmen dann auch die Art, in der sie die Welt mit ihren Händen ordnen. Das ist ein jeweils subjektiver, aktiver Akt."

"Das macht am einfachsten nachvollziehbar, wenn ich sage, daß jeder Mensch auch nur die Informationen aufnimmt, die seiner ganz realen, leiblichen Grundlage entsprechen. Alle Bestrebungen der sogenannten Demokraten, die Menschen wie mit dem Caterpilar mit Information zu überziehen, um sie zu bilden, sind deshalb völlig umsonst. Der Mensch nimmt nur auf, was seinem Stand, seiner ganz realen Lebensgrundlage, seinem Platz im Gefüge der Menschen, die ihn umgeben, entspricht. Der Rest ist überflüssiges Dekor. Diese ganzen Internetquellen - sie sind leeres Topfgeklappere. Aber sie sind auch tatsächlich subversiv, und es ist nicht verständlich, daß sich die Staaten diese Form des Internet gefallen lassen."

"Wer glaubt, daß Führung alles offenlegen könne, ist nicht nur naiv, er ist gefährlich dumm und hat noch nie im Leben verantwortlich geführt. Aufdeckung macht nichts besser oder gar transparenter. Es macht nur die Strategien verwickelter, mit der eine Führung, die zu führen ernst nimmt, also mit Verantwortung verknüpft sieht, diese Verantwortung wahrnehmen muß. Selbst wenn jeder aufdeckt und Daten bekannt gäbe - nichts würde damit übersichtlicher. Es wächst nur die Illusion, und zwar: eine gefährliche Illusion, es gäbe Führung als Angelegenheit aller. Fällt denn niemandem auf, daß in direktem Zusammenhang mit dem Ausmaß der sogenannten Demokratisierung und entblößenden Transparenz die Sehnsucht der Menschen nach Führern immer größer wird? Das ist nicht etwas, zu dem zu erziehen wäre - Führung ist das Wesenscharakteristikum jedes Organismus. Wer alles aufzudecken begehrt ist wie jemand, der einen Uhrwecker zerlegt, und sich dann wundert, warum die Stunde nicht mehr schlägt. Demokratie kann niemals so verstanden werden. Dann wird sie zum verordneten Chaos. Kein Aufkärungsjournalismus wird jemals den Kern einer Sache anrühren. Er bleibt ihm prinzipiell verschlossen, weil sich dieser Haltung das Wesen der politischen Probleme verschließt. Die Menschen heute haben völlig falsche, ja lächerlich dilettantische Vorstellungen von Politik. In diesem Verkennen des Wesens liegen die meisten Verschwörungstheorien begründet. Sie sind deshalb Folgen typischer Simplifizierungen. Das Internet produziert sie deshalb am laufenden Band." 

"Wenn heute von Versagen innerhalb der Demokratie gesprochen wird, so hat das praktisch immer mit Illusonen zu tun, die mit dem Begriff Demokratie selbst zusammenhängen. Gerade Politik selbst ist durch die heute verkündeten Ansprüche überhaupt nicht mehr möglich. Wir fordern also auch hier, was wir mit dieser Art zu fragen - weil wir uns auf einen falschen Erwartungshorizont beziehen - bereits zerstören. Nicht die Demokratie, sondern die Vorstellung davon kann deshalb nicht funktionieren. Die sogenannte Öffentlichkeit hat eine Vorstelloung von Demokratie entwickelt, die nicht mehr erfüllbar ist. Das Mittelalter, ja sogar die Vorgängergesellschaften wie die alten Germanen, hatte weit mehr Demokratie, als wir heute auch nur ahnen."

"Weil  aber persönliches Urteil auf einem Wissen aufruht, das immer einem Geglaubten folgt - man weiß nur, von dem man GLAUBT, daß man es weiß, daß es also sichere Welttatsache ist - ist persöniches Urteil in höchstem Grad von persönlichesn Beziehungen abhängig. Von dem, DEM man glaubt. Passiert dieser Kontakt nicht über die den Fisch wie Wasser umgebende Umgebung, übersteigt sie automatisch auch den persönlichen Urteilshorizont, weil die Ebene der Details nicht mehr verankert werden kann. Nur der bereits hier Gefestigte, der mit ausreichender Erfahrung und Lebensgewißheit nach Strukturmuster zu urteilen vermag, vermag noch Glaubwürdigkeiten zu beurteilen. Das Eindringen der heute immer universalistischen Medien in diese Entscheidungsebenen ist deshalb immer Überforderung und Täuschung. Immer. Aus ihrer Natur heraus. Denn auch hier wird JEMANDEM geglaubt. Aber jemandem, den zu beurteilen den Entscheidungshorizont des Einzelnen so gut wie immer übersteigt, weil sein Stand überstiegen wird. Darin fischen übrigens alle diese Youtube-Bewegungen und Aufklärungssendungen. Sie lügen aus Prinzip. Nicht durch Details. Weil sie Entscheidungskompetenz heuchlerisch verteilen, die den Einzelnen im Normalfall weil durch den Stand übersteigt. Glaubwürdigkeit ist immer persönlich verankert. Oder sie ist Überschätzung."

"Wir sitzen auf einem Pulverfaß. Denn wir haben es mir einer Generation zu tun, die dabei ist, das Heft der Handlungen in die Hand zu nehmen, die sich maßlos selbst überschätzt. Diese wurzellose Generation wird alles, wirklich alles zertrümmern, und ein Scheinreich aufrichten, das nur in tiefsten Barbarismus münden kann."

"Die Radikalisierung in Internetforen und Youtube-Kanälen stammt aus der Unmöglichkeit, einer Aufforderung zu entsprechen. Denn die Fülle der Informationen läßt den überwiegenden Teil der Bürger überfließen. Ihre Rezeption entspricht nicht ihrer realen Macht. Also werden sie aggressiv, weil sie von Erkenntnissen getrieben werden, die ihren Stand überschreiten, und deshalb keine Wirkung zeigen. Es ist zynisch den Menschen vorzumachen, daß es auf sie ankäme, wie das Große verlaufe. Es ist ein Märchen zu behaupten, daß es auf sie ankäme, daß das Volk ob der Mißstände aufstehen müsse, usw. Denn es stimmt zwar, daß es auf jeden ankommt, aber nur im Rahmen jenes Umfelds, das ihn wirkich angeht. Und das ist definiert - im Beruf, im Stand, in der Identität."

"Nehmen wir die arabische Welt, und diese ganze Diskussion ums Erdöl. Es ist einfach nciht richtig zu sagen, daß es den USA ums Erdöl in Arabien gehe. Die Amerikaner brauchen dieses Öl nicht, vielleicht haben sie es überhaupt nie gebraucht. Auch wenn sie dort viel kaufen. Ich kaufe auch einen Fernseher aus Taiwan, obwohl es auch welche in Deutschland gäbe. BRAUCHEN tue ich also die Taiwanesen nicht. Ich nütze sie nur, weil sie halt da sind. Das einzige Interesse das die Amerikaner am arabischen Öl haben ist geostrategischer Natur. Denn anders als die Amerikaner, brauchen die Chinesen, die Inder, die Japaner, ja überhaupt die Asiaten dieses Öl. Wer also die arabischen Ölquellen beherrscht, und sei es, daß er - und das ist der Hintergrund des Boykotts des iranischen und irakischen Öls über viele Jahre gewesen - hat die theoretische Möglichkeit, diese Volkswirtschaften zu beherrschen."

"Aber man tut den USA vielfach schweres Unrecht. Sie sind nciht Herren im eigenen Haus, so sehr sie das auch behaupten wollen. Man übersieht die spezielle Rolle der Briten in diesem Spiel. Man übersieht die Epigonenrolle der USA, die sich an den Briten orientiert, auch vom britischen Kapital abhängt, und nur aus diesem speziellen Verhältnis - Archetypen! - verstehbar wird. Für sich gesehen sind die Amerikaner sehr, sogar sehr fähig zur Selbstkritik. Aber sie stehen vor der übermächtigen Mutter aus England, die sie vor ihren Stuhl zitiert und ihnen die Welt erklärt. Die Amerikaner haben sich in schlimmste Kalamitäten verwickelt, weil sie beginnend mit dem 1. Weltkrieg die Aufträge der Mutter erfüllten. Es ist eigentich nur ... wie überall und immer. Selbst die amerikanischen Verwicklungen im Vorderen Orient sind Kriege folgsamer Söhne. Sie verrichten das Geschäft der Briten, die auf andere Art ihr Imperium aufrechthalten wollen. Das Übel ist, daß den meisten Briten diese ihre Rolle nicht mehr klar ist." 

"Die Briten mußten nur eines, und darauf hat sich ihre Amerikapolitik konzentriert: Den Katholizismus zu bekämpfen. Denn man mag ihn drehen und wenden, verdammen und verfluchen - aber er ist aus seinem Wesen auf Wurzeln ausgrichtet. Die Monroe-Doktrin der Amerikaner konnte nur so überwunden werden. Anders hätten die Briten ihr Weltreich nicht aufrechthalten können. Das war auch der Hintergrund des Sezessionskriegs. Die Briten haben nie ihr Imperium aufgegeben oder verloren. Sie haben nur die Strategie geändert. Was wir in Amerika finden, bis zur Datenüberwachung, ist nur ein unbeholfenes Nachfolgen britischer Ambitionen." 

"Die Charakteristik der Briten ist seit der Magna Charta immer gleich: sie haben ein Legitimationsproblem. Deshalb strecken sie sich seither nach Effizienz, nach Wirkung. Und dazu gehört die psychistische Herrschaft über unfolgsame Kinder. So läßt sich das Verhältnis zu Frankreich begreifen. Das von britischer Philosophie unterspült seinen ohnehin fragilen Halt verloren hat, um sich in der französischen Revolution endgültig zu entfalten. Das ist die Art der verschmähten Frauen! Sie unterspülen die geistigen Grundlagen ihrer unfolgsamen Kinder. So bekommen sie sie doch wieder in ihre Gewalt." 

"Man nehme nur die spezielle Rolle des Rhein für Europa. Über ihn sandte England seine geistigen Gifte, bis sie in Basel endgültig anlandeten. Die Rolle der Medien im Griff der verschmähten Frau England ist hier nicht hoch genug zu veranschlagen. Sämtliche Umsturzgedanken wurden an der Themse hochgerüstet. Bis zu Karl Marx."

"Das größte Übel, das der arabischen Welt passieren konnte war die Entdeckung ihrer Erdölvorräte. Ein Rohstoff, den sie selbst gar nicht brauchten. Und den zu verarbeiten sie gar keine Potenz hatten oder aufbauen wollten. Aber weil diese primitive Stufe der Volkswirtschaft immer mehr genügte, die Politik und manchen Wohlstand zu finanzieren, gab es auch nie einen Anreiz, produktive Kräfte zu entwickeln. Es ist kein Zufall, daß sich zugleich mit diesem Ölgeld auch der ideologische Islam die Oberhand gewann. Die soziologischen und psychologischen Auswirkungen des Erdöls waren fatal. Alle diese Völker haben nie die Zusammenhänge zwischen Wohlstand und eigener Leistung begriffen. Deshalb ist auch das Auffälligste an den Zuwanderermassen, daß vor allem jene meinen, es gäbe in Europa den Wohlstand geschenkt, weil sei es nie anders erlebt haben, weil es in ihren Ländern so passiert ist."

"Man müßte es sicher historisch noch genauer untersuchen, aber ich hege den Verdacht, daß es mit Bodenschätzen nicht viel anders ist als mit dem einer Volkswirtschaft zugeführten, geschenkten Geld. Wozu auch Kredite zu zählen sind. Eine Volkswirtschaft - also die Menschen einer Volkswirtschaft - kann immer nur einen recht kleinen zusätzlichen Betrag an Möglichkeiten verkraften, die ihre Potenz übersteigen. Meist wirkt sogar nur das Gegenteil produktiv. Am plakativsten ist da vielleicht Spanien, das durch die Goldzuflüsse aus Südamerika nachhaltig und für Jahrhunderte ruiniert wurde. Oder ist etwa Rußland durch seine Rohstoffe produktiver geworden? Und warum wohl ist die Schweiz, die so gut wie keine Rohstoffe hat, so unglaublich produktiv? Die Entwicklung Europas im Mittelalter zeigt dasselbe: sie ging von zwei Zentren aus - von der Lombardei und von den Landstrichen der Rheinmündung - die nicht durch Rohstoffe, sondern durch Produktivität, durch die Leistung der dort lebenden Menschen groß wurden."




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