Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Kein Triumphgeheul

Es war an dieser Stelle vorhergesagt, wer möchte sollte nachlesen: Die österreichische Lebensmittel-Supermarkt-Kette Zielpunkt ist nun offiziell pleite, 2400 Arbeitnehmer stehen noch vor Weihnachten auf der Straße. Und es war, wie heir nachzulesen, seit langem klar, wenn auch nicht allen bewußt.

Dennoch hat man das Unternehmenssterben durch Finanzspritzen noch verlängert und es durch etwas versucht, was kurzfristig nicht funktioniert: Trading up. Schuld liegt deshalb auf jenen, die ein unrettbares Mißkonzept noch einmal als "Zukunft" ausschrieben und es für die geplagten Mitarbeiter zur Verpflichtung machte, ihre Energie in einem verzweifelten Aufbäumen noch einmal in Unrettbares zu stecken. Und die so nebenbei Bankenkredite vernichteten, die die Allgemeinheit wird bezahlen müssen.

Wer einmal unten war, wer einmal ein bestimmtes Niedrigkeitsimage hatte, wer einmal NUR billiger Jakob war, wer einmal nur Preise verkaufte indem er die seriöse Kalkulation* anderer austrickste, kommt höchstens langfristig noch nach oben, kann nur langfristig seine Bedeutung als WARENLIEFERANT behaupten. Die Strategie des Marktes, sofern man sie überhaupt als solche bezeichnen kann ist vorhersehbar nicht aufgegangen. 

Der daran verantwortliche Unternehmer ist deshalb an den Pranger zu stellen! Er ist entweder unwissend oder unfähig, in beiden Fällen aber am falschen Platz, ein Emporgespülter, wie so viele in einer unverstandenen Marktwirtschaft, also - bei uns.

Cleverness im Nachbiegen nach sogenannten "Kundenbedürfnissen" ist eben keine Strategie oder Unternehmertum. Es ist das schwachbrüstige (Pirincci würde sagen: schwule) Ausnützen kurzfristiger Schwachstellen und völlige Verkennen des Marktes; Strategie kann  nur langfristig auf das Sein ausgerichtet sein, nicht auf "begging thy neighbour", und genau das tut jeder "Billigmarkt", schlag nach bei BILLA und BIPA, den ein 2015 verstorbener Besitzer nach Eigenaussagen seinen Räuberbetrieb gerade noch "rechtzeitig" an eine deutsche Kette um gutes Geld - ach, die Deutschen sind oft sowas von überschätzt ... außer bei den Banken, die leben zwangsläufig noch in der Welt von übervorgestern - an den Mann gebracht hat. Kein Mensch und kein Unternehmen kann mit dem früheren Konzept von BILLA und BIPA überleben. Trotzdem hat dieses Konzept, von völlig vertrottelter Politikerkaste als "Unternehmen" eingestuft, zwei Branchen ruiniert. Der volkswirtschaftliche Schaden individueller Cleverness ist gigantisch. 

Ein Produkt verkauft sich nicht, weil es eine entdeckte "Schwachstelle des Marktes" füllt, mit der man die Konkurrenz übertölpeln kann. Ein Produkt verkauft sich nur durch sein Eigensein. Das birgt auch Schwankungen, keine Frage, ja Krisen. Aber kein Unternehmen besteht ohne Schwankungen, und keines, weil es den Kunden hinterherläuft, um "Bedürfnisse zu decken". Auch wenn diese Irrtümer außerordentlich weit verbreitet sind. Der Kunde denkt nicht in denselben Kategorien wie der Unternehmer. Er nimmt, was er kann, umso mehr, wenn man ihn sogar noch dazu erzieht, und zieht dann Leine, weil er ... EIN PRODUKT will. Keinen funktionalen Vorteil. Nicht einmal einen pekuniären Vorteil  Der Kunde RICHTET SICH NACH DEN PRODUKTEN. Nicht umgekehrt!

Wie es der seinerzeit langjährige deutsch-adelige Geschäftspartner des VdZ in seiner sonor-verrauchten Stimme HvW - Gott hab ihn selig! Der VdZ verdankt ihm viel, trotz ... , Gott möge es ihm anrechnen - auch in diesem Punkt so richtig sagte: NIEMAND KAUFT PREISE. MAN KAUFT NUR PRODUKTE. Und Produktkauf ist Identifikationssache. Identifikation mit dem personifizierten Anbieter.

Allen 2400 nunmehr arbeitslosen ehemaligen Beschäftigten des Zielpunkt dennoch: Eine frohe Weihnacht! Ihr habt aber für ein unhaltbar sinkendes Schiff gerudert.




*Der direkte Ausweis seriöser Unternehmerschaft ist - die Kalkulation. Die oft beschriebene dreijährige Lernzeit eines neu gegründeten Unternehmens muß deshalb die Zeit sein, in der der Unternehmer  über allem Idealismus begreift, daß Preis und Aufwand und Gewinn in einen bestimmten berechenbaren Verhältnis stehen MÜSSEN, sonst ist jedes unternehmerische Handeln unverantwortliche Dummheit. Darauf also muß er abzielen. Nach spätestens drei Jahren (und das ist auch die Erfahrung des VdZ mit vielen Beratungskunden) muß demnach die Kalkulation "hart" sein, muß ein Preis feststehen, der damit schon fast von selber ein "Marktpreis" ist. Oder er muß das Produkt ändern. 

Aber als ehernes Gesetz kann gelten: Wer darunter steht, muß entweder weniger liefern, oder zum Selbstmord kalkulieren. (In diesem Punkt täuschte sich deshalb auch die vielgepriesene "Mischkalkulation". Der VdZ kann dafür ausreichend Erfahrung liefern. Ihr liegen kurzfristige Fehlschlüsse zugrunde. Zielpunkt beweist es einmal mehr! Eine Mischkalkulation kann kurzfristig helfen, aber mittel- oder langfristig ist sie tödlich, weil sie das Kaufinteresse genau auf den Schwachpunkt hinlenkt.) In drei Jahren muß ein Unternehmer begriffen haben, daß alles seinen im Grunde überall gleich auszupreisenden Wert hat. Und zwar wörtlich: Alles. Wenn er das nicht erkannt hat, sollte man ihn als gemeingefährlich aus dem Verkehr ziehen. Denn selbst wenn er noch rechnerisch betrachtet Erfolge erzielt, so tut er es nur auf Kosten der Allgemeinheit, und der Schaden wird immer größer.




***