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Freitag, 4. Dezember 2015

Wahn der Quantifizierung

Größe, Übergröße innerhalb einer Art ist ein Zeichen der Degeneration. Wenn heute die Größe der Menschen als Ausweis der gestiegenen Lebensqualität gesehen wird, so widerspricth das jeder handgreiflichen Beobachtung. Auch und gerade die (zunehmende) Größe der Menschen zeigt das genaue Gegenteil: Den Mangel an Form, und damit den Mangel an Selbstsein, und das heißt: Begrenzung, an gedeihlicher Entwicklung.

Selbst die Historie zeigt das: Die "größten" Menschen der Geschichte waren keinesfalls "Riesen" in der Körpergröße. Oft waren sie sogar kleiner als der Durchschnitt. In jedem Fall waren es Menschen, die sich selbst besaßen, die von seelischer Energie durchdrungen waren, die sich nach außen wandte - nicht an das eigene (körperliche) Wachstum verschwendet weil fehlgeleitet wurde.

Noch deutlicher wird es an Geschwisterreihen. Die körperlich größten aus einer Familie waren meist auch diejenigen, die am meisten degeneriert waren. Die über die Mütterlichkeit, die Muttergebundenheit nicht zu ihrer Grenze, zu ihrem Ort gefunden haben. Gerade Muttersöhnchen sind deshalb häufig groß an Körpergestalt.

Das sicherste Zeichen der Degeneration unserer Kultur ist die Zunahme der (durchschnittlichen) Körpergröße. Sie stammt nämlich aus der Fehlleitung der menschlichen Energie, des Geistes, auf sich selbst, statt auf die Welt. 

Jedes Ding hat sein Maß in sich. Ja, durch sein Maß wird es es selbst.

Der Volksmund wußte immer, warum im Archetyp des "langen Dürren" auch das Charakteristikum des Narren steckt, und wie mehr im langen Dicken, in dem sich beide Formlosigkeiten - nur auf je andere Art - treffen.

Umgekehrt war der Philosoph immer der stämmige, eher kleine, fleischige, ja dicke Mensch. Als Thomas von Aquin verstorben war, mußte man die Tür zu seinem Studierzimmer ausbrechen, um ihn hinaustransportieren zu können.

Man lege selbst diese Dinge - weitergesponnen - auf die Schönheitsideale (ach, wären es nur solche; es sind doch vielmehr funktionalistische Gebrauchsideale, also zweimal umzulegen) der Gegenwart um.

Daß der heutige Mann in keine Rüstung des Mittelalters paßt, sollte ihn also beschämt machen. Es sagt viel über ihn aus. Die Rüstungen kamen ab, als der Freß- und Widerstandslosigkeits-Wohlstand als Kriterium des Lebens zunahm. Denn dann wurden die Tugend der Vorfahren zu eng, konnte von uns nicht mehr erreicht werden.





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