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Sonntag, 20. Dezember 2015

Wie EU & Kirchensteuer das Priestertum unterbinden (1)

Was ist damit gemeint, wenn an dieser Stelle immer wieder die Rede davon war, daß der Kirche der Blick für Wirklichkeit verloren gegangen ist? Daß der Klerus in den meisten Teilen Europas praktisch ausnahmslos das entscheidende Element der Welt - das Schöpferische des Lebens - nicht einmal mehr kennt?

Diese Behauptung stützt sich auch übrigens auf Vergleiche, die der VdZ etwa durch ungarische Priesterbekanntschaften ziehen kann. Auch hier und innerhalb des ungarischen Klerus zeigt sich noch dazu dieselbe Unterscheidungslinie.

Es geht um die Verbeamtung, es geht um das Element der "Sicherheit in der Welt". Und betrifft natürlich nicht nur den Klerus, sondern weite Teile der europäischen Gesellschaften, also auch Bürger des alltäglichen Lebens. Selbst hier - dieselbe Unterscheidungsgrenze.

Sie ist bei Zivilbürgern genau dort zu finden, wo sich seine alltägliche Existenz mit der Wirklichkeit selbst auseinandersetzen muß. Sie hat bei jedem Menschen nämlich genau die Dimension, genau jene Erstreckung, auf der er Verantwortung und Auseinandersetzung mit Ängsten zu leisten hat. Deshalb ist sie nicht pauschal erkennbar, und trägt immer individuelles Gesicht. Da handelt der eine, als Beispiel, als Geschäftsmann für Produkte, die Luxuskunden anzielen, mit außerordentlicher Härte und Schärfe, um am Abend, im trauten Freundeskreis bei einen Glas Luxuswein linke gesellschaftspolitische Forderungen zu stellen.

Der Kleriker ist von dieser Spezifizierung defacto befreit. Der Priester ist ja genau nicht - wie der Künstler, wie der Philosoph -  in das Figurenspiel der Welt eingebunden, sondern steht dazu quer. Er ist der prinzipielle Vermittler der Gnade, deren Gesicht dann in einer konkreten "zivilen" Lebenssituation sichtbar wird. Seine Aufgabe ist es, den Menschen jene Gnadenvermittlung zu bieten, die den Lebensalltag vom Prinzipiellen her durchwirken soll und kann, um so im konkretesten Dasein das weltschöpferische Element fruchtbar zu machen. Der Tisch des religiösen Tischlers ist damit tatsächlich anders, als der des nicht-religiösen, so weit geht das. Sodaß bestimmte Herangehensweisen an tägliche Aufgaben tatsächlich einmal schöpferisch sind, ein andermal aber kalt die innere Weltlogik auf Funktionalitäten herunterbrechen.

Es geht also um die eigentliche Basis der Religiosität. Diese Basis aber wird erst dann wirksam und fruchtbar, wenn der Mensch sich wirklich abhängig sieht. Das gilt auch umgekehrt: Religiosität ist daran erkennbar, und in ihrer Art erkennbar, wovon sich der Mensch existentiell abhängig sieht. Nur so auch läßt sich aus dem wirren Geschwafel des Bergoglio-Papstes mit viel gutem Willen so etwas wie Spiritualität herauspicken: Denn es ist dies die Haltung der Armut. die mit mehr oder weniger Gütern oder Besitz nur indirekt zu tun hat. 

Am Klerus dieser Länder ist also nicht primär zu kritisieren, DASZ er Geld hat. Es ist zu kritisieren, ja es ist ein prinzipieller Mangel, ein schwerer Defekt der Religiosität, wie er sich dann im Zugang zur Wirklichkeit der Menschen überhaupt ausdrück und zur Gestalt kommt, wenn der Klerus diese Armut NICHT hat. Die eine direkte Angewiesenheit auf die Gnade Gottes als Weltenschöpfer braucht. Noch einmal: Es geht nicht um Menge oder Art der dem Klerus zur Verfügung stehenden materiellen Mittel!

Nur ein Klerus aber, der heute - buchstäblich! - nicht weiß, wovon er morgen lebt, der heute nicht weiß, wovon er nächstes Monat seine Internetrechnung bezahlen oder seine Soutane erneuern soll, nur der ist in der Lage, Religiosität überhaupt zu entwickeln, nur der kann mit Wirklichkeit in Kontakt geraten. Denn nur der, der alles aus Gottes Hand erhält, und zwar: je neu erhält, zeigt zugleich auch die Grenzen dessen auf, was als Humanum den Namen "Eigentum" oder "Besitz" trägt. Der ein Geschenk sein muß, weil die Welt überhaupt ein Geschenk ist. 

Die Folgen aus der realen Entkoppelung des Klerus von dieser "momentanen Hand Gottes" sind katastrophal.* Denn genau daraus erwächst die völlige Verkennung der Natur des Weltgeschehens. Salopp formuliert: Wer nicht einmal mehr vom Wetter abhängt (wie der Bauer, der noch nicht am Tropf der EU oder zahlloser Solidaritätsversicherungen hängt), nur der rennt den Klimaapokalyptikern hinterher. Wer nur in Abstrakta umgebrochene menschliche Situationen (der Armut, der Not) kennt, der wird die wahre, ja absurde Natur dieser Migrationsbewegungen nicht erkennen. Und er wird deshalb, genau deshalb den Menschen, für deren Seelenheil er verantwortlich ist, auch völlig verfehlte "moralische" Richtlinien nahebringen.

Nur der Priester, der dieselbe Angst und Not erlebt wie der, er ihn an seinem Mittagstisch teilhaben läßt,  der buchstäblich an dessen Sorge hängt, nur der nimmt als alter Christus, in seinem Fleisch wahrer Priester, wahre Opfergabe im Sakrament, an der Not der menschen überhaupt teil. Der Rest ist rationalistisches, zweitwirkliches, pseudowirkliches Geschwafel.**


Demnächst² Teil 2) Erst wird der Mensch kastriert, und mit ihm die Gnadenvermittlung - Gegen den Sopranaturalismus, für einen grundschweren Realismus

²Durch einen lächerlichen Bedienfehler - es war schon sehr spät, der VdZ hundemüde, aber er wollte den Text noch einmal an einem Punkt präzisieren, der ihm den ganzen Tag nachgegangen war, wurde der bereits fertiggestellte zweite Teil dieses Artikels unwiderbringlich gelöscht. Das ist umso bedauerlicher (zumindest in den Augen des VdZ), als es sich um einen der besten je für dieses Blog verfaßten Texte handelte. Er hat natürlich versucht, ihn aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, aber die wirkliche Rekonstruktionsarbeit wartet noch. Und das ist nun richtig viel Arbeit, denn die meisten der hier vorzufinden Texte sind in höchst kurzer Zeit - als morgendliche Tagebuchauslagerungen; nur Vertraute des VdZ wissen, in welch kurzer Zeit der VdZ in der Lage ist, solche Texte zu verfassen, sie unterscheidet sich nur wenig von einer reinen Sprechzeit (Arbeit beginnt erst danach) - verfaßt, und sind in der Regel aus einem Gedanken geboren (oder nicht ...) Der Leser möge sich also bitte nicht gefrotzelt fühlen. Der regelmäßig Leser weiß ohnehin, daß solche Verschiebungen selten vorkommen. 




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