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Montag, 21. März 2016

Alles andere als überraschend

Wenn der Kurier von "vielen Überraschungen" spricht, die eine Aufstellung von Standard & Poors über die Schuldensituation der Welt und der Staaten angeblich enthält, so mag er damit sich und das Realitätsniveau seiner Redakteure gemeint haben. Aber jeder Mensch mit halbwegs Verstand und ein wenig erhelltem, nur etwas weniger weltverbesserndem Blick für Daten wußte es schon lange. 

Eindeutige Tatsache war nämlich: Die angebliche Bewältigung der Krise von 2007/08ff. ist durch eine beeindruckende Steigerung der Verschuldung "gelungen". Und wenn sich jemand immer schon Sorgen über China machte, so hatte auch er recht. 

Dafür genügt aber ein wesentlich handfesterer Urteilsgrund. Ein alter, erfahrener (und das heißt: leidgeprüfter) Wirt - und er VdZ schätzt Wirte sehr, wie er schon mehrmals ausgedrückt hat, sie haben oft einen nahezu prophetischen Blick für Realitäten und Entwicklungen (wahrscheinlich will man ihnen deshalb so ans Leder, wie es in Österreich derzeit passiert) - hat dem VdZ einmal folgendes erzählt: Er hab die Beobachtung gemacht, daß Unternehmen, Organisationen, die sehr rasch wachsen, umso schneller wachsen, als sie dem Kollaps nahe sind. Wenn ein Betrieb hektisch vergrößert, ist das meist das sicherste Anzeichen, daß er kurze Zeit später in den Konkursspalten aufscheint.

Das trifft auf China zu. Denn was über allem nominellen Wachstum der dortigen Wirtschaft niemand deuten wollte oder konnte, offenbart sich hier: Dieses Wachstum ist nicht auf dem natürlichen Zuwachs an Lebenswirklichung der Chinesen aufgebaut, sondern auf dem Turboblasgerät Schulden, das "Wirtschaft" auf super-rationalistische Weise zu einem wahren "Tischlein deck dich" für die Politik machen kann. So nebenbei zeigt sich, wie sehr der "Erfolg" Hongkongs einem Glitzervorhang gleicht, der nur aus Zuckerwatte gesponnen ist.

Daß Irland und Portugal in Wahrheit nur durch Staatsschulden ihre Krise von 2008 "bewältigt" haben, war auch nie ein Geheimnis. Und Belgien gilt schon seit zehn Jahren als Problem, nur haben die Medien Europas schon etliche Jahre darüber nicht mehr berichtet, weil solche Berichte den Glauben an den Erfolg des gesamteuropäischen Polit-Krisenmanagements gefährdet hätten. Nicht ganz zu Unrecht, wie man sieht. Und daß die "Rettung Griechenlands" einem notorisch brustschwachen Frankreich zuallererst dienen mußte, war auch jedem klar, der mehr liest als die Propagandaetüden eines Kurier.

Übrigens sind nach Auffassung des VdZ (und nicht nur dieses) die Einstufungen von Österreich und Deutschland etwas zu optimistisch. Denn worüber immer noch niemand spricht ist, daß das extrem ausgebaute Sozialsystem dieser Länder einen unausgewiesenen, aber sehr realen Schuldenkomplex von noch einmal 200 % des jährlichen BIP bedeutet. Denn auch Pensionszusagen sind ganz reale Schulden. Und jede, ausnahmslos jede Staatsschuld bedeutet Steuern. Und zwar für den Bürger immer in ganz realem 1:1-Wert.  Betrachtet man es so, stehen Österreich und Deutschland ganz an der Spitze dieser Liste, wobei Deutschland wenigstens wirklich (wenn auch zaghaft) Schulden reduzieren konnte, Österreich sie nach wie vor munter und großzügig aufbaut. Dazu kommt das Problem einer mittlerweile offen angestrebten Solidarunion innerhalb des Euro ... 

Das alles haben die Ostasianten nicht!

Der Bürger aber kann sich in keinem Fall über Inflation entschulden, wie es die Staaten (auch das ist seit langem vorhergesagt, und keine Überraschung; sogar hier war es schon vor etlichen Jahren zu lesen: Genau das wird aus der "Rettung durch Schulden" erwachsen ...) Der Bürger muß nämlich immer dasselbe (!) an Realwert = Schaffensprodukt und Arbeitsleistung bezahlen, und das heißt hier auf jeden Fall: immer mehr zu immer weniger Kaufwert, egal welche Zahlen als Staatsschuld dranhängen. Staatsschulden sind nämlich keineswegs nur "Zahlen am Bildschirm", wie manche Narren meinen, die ihr Leben lang Geld nur kennen, weil es aus dem Bankomaten kommt. Sie beziehen sich immer auf eine bestimmte zu erbringende reale Leistungskraft der Staatsbürger.

Der Geldwert aller Währungen beruht nur und ausschließlich auf dem realen Gegenwert, wie ihn die Bürger dieser Währungseinheit erbringen können. Währungsverhältnisse, Wechselkurse drücken deshalb ziemlich exakt solche Leistungsparitäten und damit die einzigen wirklich realen Werte aus, weshalb die Politik sie ja so gerne manipuliert. Denn sie erzählen sonst die wahre Geschichte hinter allen Sonntagsreden. Erst wenn Bürger das nicht mehr können, bricht auch eine Währung definitiv zusammen und sinkt die Kreditwürdigkeit eines Staates. Erst der Rest - darunter das meiste der Mär über die "Vermögen der Reichen" - sind oft tatsächlich nur Zahlen.








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