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Mittwoch, 2. März 2016

Der Einzelne ist ... gleichgültig (3)

Teil 3) Genügt das Tragen von Nike, um einer Kultur anzugehören? 
Oder: Es ist zumindest fraglich, ob die Kultur beim iPhone anfängt und endet




Eben - genau darum, genau um diese alltäglichen, unteren Gefühle und Empfindungen geht es in der ganzen Frage der Migration ÜBERHAUPT nicht. Wer daran zweifelt, daß ein syrisches Kuskus auch köstlich sein kann, hat sowieso einen Dachschaden. Nicht weniger als der, der meint, der (subjektive) Wohlgeschmack eines Kebap "schaaf.mitt.one.ales" samt Bonuskarte "nach neun eine gratis" reiche, um den muslimischen Türken als ewiges Kulturmitglied anzusehen.

Was (so nebenbei) der Einschätzung, daß die Willkommensbegeisterten 2015 aus der Erfahrung, daß für sie das Bedienen eines iPhone höchste weil mittlerweile einzige Kulturleistung ist, den Umstand, daß die meisten Zuwanderungsbegehrer ein solches Gerät in ihrer Gesäßtasche mitführen und elegant bedienen können als hinreichenden Ausweis einer Kultureinheit ansehen. Auch das jedem bekannte Suchen von Steckdosen, um einen Handyakku aufzuladen, ist halt noch nicht wirklich kulturverbindend, genauso wenig wie eine Vorliebe für Nike-Schuhe. Wobei ... da könnte man schon diskutieren ... denn beide Seiten scheinen das oft zu glauben. Oder ist das auch schon alles, was hierzulande noch an Kultur erbracht wird? Markenbewußtsein, Nike-Schuhe? Wer weiß. Auf der Nike-iPhone-Ebene kommt man aber nicht weiter.

Diese Fragen müssen also sehr wohl und zu allererst auf einer sehr abstraktiven Ebene behandelt werden - eben: auf der geistigen Ebene, auf der Ebene der Universalien. Daß das Mädchen aus Eritrea ziemlich hübsch ist, ja nicht einmal, daß der Marokkaner nebenan ordinär und sexuell anlassig ist, während der andere sich ganz ziemlich und anständig aufführt, das Einzelne also, darf da gar keine Rolle spielen. Das kann es nur, wenn es einem Universalen zugehört, es erkennbarer macht, das also eine ontologische Unvereinbarkeit mit den Allgemeinen hier und da und dort darstellt.

Denn von einem kann man mit Sicherheit (!) ausgehen: Daß dieses Universale den anderen, das Begegnende, irgendwann einmal selbst dann zum Träger sucht, also dargestellt sein wird. Und dann haben wir es mit sehr forgeschrittenen, konkreten Kämpfen zu tun. Wer also Frieden will, muß von der Ebene der Universalien her denken. Denn das Einzelne, das Individuelle, ist immer die individualisierte Form eines solchen Universalen, das ohne dieses inhaltsleer (also gar nicht vorhanden, dabei aber als Entelechie suchende, als leibsuchende Kraft immer aktiv) bliebe. Denn die Welt ist die Blühe eines Tanzes des Sinns, der ontologischen Beziehungen. Nicht das Zufallsprodukt der Kebap-Sauerbraten-Konkurrenz.

Und erst aus dieser allgemeinen Abwägung heraus kann dann (vielleicht) entschieden werden, ob das Angstgefühl der Pegida oder der Mäderl in den Gassen Kölns und Buxtehudes aus ontologischer Richtigkeit beruht - oder, zu dieser im Gegensatz stehend, psychogenes Produzieren eines (warum auch immer) gewollten (!) Vorstellungsbildes ist. Erst daraus läßt sich auch entscheiden, ob eine Massenbewegung eine Bewegung der (dann immer: verhetzten, manipulierten, ideologisierten) Vermasstheit ist, oder das ernstzunemende weil ontologisch berechtigte Aufbegehren des Individuellen, das der Gefährdung des Allgemeinen - und damit des Individuellen, das nämlich im Allgemeinen wurzelt und beginnt - wehren möchte.

Wenn das nicht (bald!) passiert, bleibt die ganze Debatte nur die nächste Stufe in der Diskussion um des Kaisers neue Kleider.





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