Dieses Blog durchsuchen

Montag, 14. März 2016

Die Seele formt den Leib (2)

 Teil 2) Menschen die einander lieben können auch leichter Organe austauschen




Die Organe verlieren nicht ihr Eigensein ALS Organ, aber sie sind es in einer individuellen Ausprägung. Und in dieser wirken sie auch auf die Persönlichkeit zurück, die beide Ebenen - irdische und geistige bis (im Taufsakramentalen) himmlische - eben zu einem Ganzen eint: Ganz Mensch sein heißt dann, zwar alle Potenz des untermenschlichen Lebens und Seins (Tier, Pflanze, anorganische Materia) in sich zu tragen, diese aber in den Geist hinein zu einem neuen Insgesamt zu heben.

Medizinerberichte, die es gibt, wonach transplantierte Organe, die zwischen Menschen, die einander nahestehen oder wo Liebe im Spiel ist, häufig deutlich weniger Abstoßungsreaktionen hervorrufen, das Immunsystem des Empfängers also weniger unterdrückt werden muß, klingen in diesem Licht nicht nur glaubwürdig, sondern sogar logisch. Denn Liebe hat mit der Teilhabe an derselben Form zu tun, der idea, der Beziehungsform, unter sie sich Menschen die lieben wollen stellen.

In diesem Licht, und wenn wir nun schon so weit gekommen sind, wird nun verstehbar, daß auch die Beziehungen der Organe zum Ganzen in einer idea wurzeln, wie in deren Manifestation gipfeln. Damit wird das Eigenwesen der Organe sichtbarer, und damit der Umstand, daß jedes Organ auch eine bestimmte Eigenschaft des Ganzen darstellt. Man sagt nicht zufällig, daß einem "etwas an die Nieren geht", und die Temperamente waren nicht zufällig in der Leber gesehen, "über die eine Laus laufen" könne. Während die Liebe (das Maß des Stehens in der Welt, denn die Liebe ist der Wille, daß die Welt bzw. etwas sei, sie ist also existentiell-zentral) mit "Herz" identifiziert wird, der Verstand und der Wille (als bewußtgemachte Hinorientierung auf etwas) mit "Kopf". Während sich manches "auf den Magen schlägt" oder "in den Eingeweiden rumort". Die Menschen wissen also davon. Die Aufgabe der Organe ist allgemein und überall prinzipiell gleich, doch die individuelle Ausprägung anders. Eine transplantierte Niere tut deshalb auch im Empfängerkörper einen gewissen gleichen Dienst, aber sie tut es zu allererst auf eine individuelle Weise. Ist das Immunsystem ausgeschaltet - denn dieses ist selbst höchst individuell, und trifft nun auf eine andere Individualität - ist auch fraglich, ob der Empfänger diese Niere jemals durch seine Individualität "übernehmen" kann. Aber individuell sein muß alles immer, denn Individualität ist das erste Seins-Prinzip alles Seienden.

Deshalb zerfällt ein Körper, aus dem das Leben gewichen ist (die Seele ist das Prinzip des Lebens), in ebensolcher Stufigkeit, bis hin zu rein materiellen Grundbestandteilen - dem sprichwörtlichen Staub. Wo jedes Organ, jede Zelle sich nach und nach aus dem Übergreifenden entlassen und damit, im gewissermaßen dem Gesamttod folgenden Teiltod, ihres "Selbstseins als Organ" entledigt sieht, in seiner Charakteristik aber die Gestalt aus der entwichenen Seele trägt und auf sie verweist. Wer einen Klumpen geschmolzenes Metall in eine Höhlung gießt, wird, wenn er dieses entfernt um es in eine andere Höhlung zu stecken, aus der ein solches Stück herausgefallen ist, die Spannung aus zwei verschiedenen Formen - desselben Metalls - feststellen. Vielleicht kann der geneigte Leser es sich so besser vorstellen.

Mit esoterischer Verbrämung, Gnosis und "Reinkarnation", mit welchen Dingen es auf der ganz oben verlinkten Seite zusammengebracht wird, hat dies alles rein gar nicht zu tun. Genauso wenig mit Spuk- oder Geisterphänomenen. Daß aber ein transplantiertes Herz - das Herz ist die Mitte einer Person, es ist gewissermaßen die Konzentration der Persönlichkeitsdynamik - dem Empfänger größte Probleme macht, noch dazu, wo das Selbstbewahrungsvermögen des übrigen Körpers durch Immunsuppression fast ausgeschaltet ist, verwundert überhaupt nicht. Denn fortan hat es seine Seele direkt in ihrer zentralen, ersten, umfassendsten und höchstgereihten Schaltstelle (die nicht das Gehirn ist!*) mit einer fremdgeprägten materialen Unterlage als zweiter Seite des zentralen Menschseins zu tun.



Literaturempfehlung dazu:
 Helmuth Plessner, "Der Stufenbau des Organischen und der Mensch"



*Die sogenannte "Gehirntoddefinition", die heute weitgehend als medizinischer Standard bei der Feststellung des Todes eines Menschen angesehen wird, also aus den recht oberflächlichen Gehirnströmen aussagt, ob ein Mensch noch lebt, also noch Mensch ist, oder nur noch "Organhaufen", ist ein schwerer Irrtum! Und folgenreich. Sie folgt damit dem Irrtum der Philosophie, die seit der Renaissance das Menschsein nur noch mit dem Bewußtsein identifiziert. 

Aber während der Organismus bei "totem Gehirn" offensichtlich noch lebt - sonst könnte man ihm gar keine lebenswichtigen Organe entnehmen! diese müssen "lebend" entnommen und augenblicklich tiefgekühlt und binnen kürzester Zeit reimplantiert werden, sonst, tot, als bloße Zellmasse also, sind sie unbrauchbar - wird der "organspendende" Mensch durch die Organentnahme selbst erst getötet. Darüber gibt es umfangreiche Literatur, und erschreckende Berichte von Augenzeugen solcher Vorgänge, die die Reaktion (Angst, Schmerz etc.) des nunmehr schutzlos Ausgeweideten und dann Getöteten schildern. Wie sich die Mediziner vor solchen Erfahrungen schützen? Sie narkotisieren heute standardmäßig den angeblich toten, nicht mehr Mensch seienden "Organspender". Schmerz ist übrigens eine eindeutige Reaktion der Persönlichkeit (was an der Möglichkeit zum Umgang damit - von der "Wehleidigkeit" bis hin zum Ignorieren von Schmerzimpulsen - ablesbar ist), keine bloß organisch-mechanistische Reaktion.

Das Sterben des Menschen ist ein Prozeß, der individuellen Zeitverlauf und individuelle Prägung hat. Erst im ersten (weil höchsten) und letzten Organ hängt sein Leben definitiv - und das ist das Herz. Aber selbst der Einbezug des Herzens in den Gesamtprozeß des Sterbens hat individuellen Verlauf, und passiert nicht einfach "von jetzt auf jetzt". Das (tote) Herz eines toten Menschen kann aber nicht mehr transplantiert werden.

Der Zustimmung der Evangelischen Kirche sowie der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz zur Gehirntoddefinition (wie vor einigen Jahren passiert) kann der VdZ nicht beitreten. Der Mensch ist mehr als sein Bewußtsein, selbst wenn er es nicht mehr erlangen sollte. Menschsein ist prinzipiell unabhängig von der Fähigkeit zur Aktualisierung. Auch im Unterbewußten laufen noch gesamtmenschliche Prozesse und Erkenntnisvorgänge ab.





***