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Donnerstag, 17. März 2016

Jugenderinnerung

Eines der (vielen) Stücke, die damals für den VdZ eine enorme Rolle spielten, war die "Pathetique". Mit nur wenigen Dirigenten erträglich als Musik, will man sich von der sehr leicht ausgelösten (weil ... angelegten, seien wir ehrlich) sentimentalischen Macht dieser Musik (das Grundübel Bernsteins!) nicht überwältigen lassen, will man bei Musik, ja bei Geist bleiben. Deshalb hier: Herbert voi Karajan mit den Wiener Philharmonikern, dem in den Augen des VdZ nach wie vor musikalischesten Klangorganismus der Welt, die gemeinsam aus der Pathetique die hohe Musik herausmeißeln.

Beachte der geneigte Leser und Zuhörer nur den 3. Satz (die Pathetique hat nur vier Sätze), wie leicht und deshalb oft der verschliffen und fast aussagelos wird. Karajan meißelt daraus ein leichtendes Gerüst heraus, das in Rhythmik und Tempo förmlich mitwirbeln macht. Er bildet damit eine wahre Katharsis, macht bereit zum letzten Satz. Macht damit die Pathetique - die Pathetische ... - erst begreifbar. Dafür sei ihm heute noch gedankt. Pathos ohne Distanz ist unerträglich. Sodaß der 4. Satz in seiner wirklichen Tragik erst wahrnehmbar wird. Hier hat der Mensch mit dem Leben gerungen. Es endet - mit dem Tod. Der vierte Satz wird oft mit einem Requiem verglichen. Kaum ein Komponist, kaum ein Künstler, der seinen Tod nicht vorwegahnt. Ja, das Vorwissen um den eigenen Tod gilt vielfach als Ausweis der ... Heiligkeit.

Tschaikowsky meinte zu der Symphonie, er habe seine ganze Seele darein gelegt. Neun Tage nach der Fertigstellung war er tot.

Keine Musik, mit der sich der VdZ über Jahre seiner Jugend so anhaltend identifiziert hatte. Der Hinweis darauf kommt in einem seiner ersten Stücke entsprechend (aber wohl kaum verstanden oder verstehbar) vor.


Peter I. Tschaikowsky
Symphonie Nr. 6 - "Pathetique"







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