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Donnerstag, 14. April 2016

Hard hard facts (2)

Teil 2) Vorgeschichte, Zusammenhänge und Gründe




Hören Sie dazu noch einmal denselben Mann in einer Analyse aus 2013 mit Analysen, warum es zuletzt so weit gekommen ist und welche Zukunft der Euro als Währung hat. Das Vorgehen war auch in den letzten Jahren dasselbe wie in den Jahrzehnten zuvor, nur hat es mit jedem Schritt eine neue Dimension dazubekommen: Man wollte kleinere Krisen, die man politisch nicht verantworten wollte, durch Schulden überbrücken. Und man tat es immer, indem man die Zusammenhänge zwischen Schuldnern und Schuldigen auflöste. Nur mit einer Rückkehr zu diesem Prinzip - Haftungen durch jene, die Gelder leihen, Haftung für jene, die Schulden machen - werden diese Schulden überhaupt noch "bewältigbar" sein, wenn auch die Einschnitte dramatisch sein werden.

Nur ist es zu kurz gedacht, wenn man nun meint, man solle die Banken einfach ihre Lasten tragen lassen, und dann war es das. Denn die Banken haben doch vielfach auf politischen Druck hin Kredite vergeben. So kam es zu dieser immer engeren Verflechtung von Banken- und Staatsinteressen. Diese Verflechtung aber steht bereits am Anfang (!) des Kreditwesens, wie wir es heute kennen, und wie es im späten 18. Jhd. in England entstand.

Bagehots Buch behandelt also genau den neuralgischen Punkt, den auch Hans Werner Sinn als einzigen Ausweg sieht: Im direkten Haftungszusammenhang zwischen Schuldnern und Geldgebern. Der im 18. Jhd. aufgelöst wurde. Womit (!) die private Wirtschaft eine Dynamik annehmen konnte, die sie bei strenger Haftungsklammer gar nie annehmen hätte können. Der Turbokapitalismus begann, und sein Interesse und das Interesse der Staaten wurden immer ununtscheidbarer. Die heute beobachtbare Nähe von Großkapital, Banken und Staat ergeben sich folgerichtig, denn nun werden einzelne Kapitalen (die sich unausbleiblich konzentrieren, weil das entscheidende Korrektiv fehlt, wo jede irdische Größe eines Tages an sich selbst scheitert) "systemrelevant".

Als erstmals der Staat zuvor rein privaten Banken gegenüber - die auch alle Risiken der Kreditnehmer zu tragen hatten - in Haftungsverhältnisse trat, um landesweiten Wirtschaftskrisen, ja schon einem größeren Fluktuieren der Steuereinnahmen vorzubeugen, und das alles in engem Zusammenhang mit der Staatsfinanzierung selbst. (Erneut der Hinweis auf das außerordentlich erhellende Buch von Bagehot "Lombard Street".) Denn das moderne Staatswesen ist direkt abhängig von seiner Finanzierung. Ein stehendes Heer, ein ausgebauter Beamtenapparat würde sich ja bei einer Krise ebenfalls auflösen. und nun denke man sich noch eine Regierungsform vor, die von der Wählergunst abhängt.

Aber ein Zusammenbrechen privater Verhältnisse ist IMMER anzunehmen. Das hat historisch auch scharfe Gegensätze zwischen den Allerreichsten und dem Bürger immer wieder aufgehoben, gewissermaßen "alles auf Null gesetzt." Auch die Fugger sind nach 200 Jahren pleitegegangen, und sie interessanterweise genau an dem zugrundegegangen, was sie zuerst großgemacht hat: an ihrer Staatsnähe. So ist es nämlich auf der Welt - alles geht irgendwann an seiner eigenen, weltimmanenten Logik zugrunde, wenn es darin verharrt. Es sperrt die einzigen wirlichen Lebenskräfte aus.

Darauf gründet sogar eine regelrechte Pflicht zum Zins, die nämlich auf der Verantwortung den Geldgebern (oder für Ausgeliehenes Haftenden) gegenüber beruht. (Die oft zu hörenden Thesen, daß alles Übel bei den Zinsen begänne, die seien sachlich nicht rechtzufertigen und reine Gier, ist deshalb pures utopistisches Geschwätz.) Es gibt nämlich kein zwischenmenschliches, innerweltliches System ohne periodische Krisen. Das liegt im Wesen der Welt. Dazu ist der Mensch und dazu ist das Leben einfach zu brüchig, das Leben und die Welt sind nie absicherbar.

(Wenn also heute die EZB die Zinsen auf NULL stellt, so zeigt sich darin ohne jeden Zweifel ein Element einer Verantwortungslosigkeit, die man nur noch mit Verachtung den Eigentümern gegenüber sehen kann. Und genau das ist ja auch die Konsequenz der Aussagen von Prof. Sinn: Diese Zinspolitik ist Teil einer umfassenderen Enteignungsstrategie, ohne die sich Staaten sowieso nie entschulden konnten und können werden.)

Mit jedem dieser Schritte erfolgten somit weitere Verschiebungen ehedem privater Vorgänge zuungunsten der Staatsbudgets, und wenn das nicht mehr ging, schuf man internationale Einrichtungen, wie die Europäische Zentralbank, und stattete sie wie bei letzterer mit praktisch vollkommener Macht aus, mit dem man lokale Probleme in immer höhere Ebenen auslagerte, die natürlich ein Eigenleben entwickeln, das die Politik mit neuen Handlungsforderungen konfrontiert.








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