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Donnerstag, 14. April 2016

Ob das wirklich nur Terror ist?

In einer nicht ganz friedlich verlaufenen Situation in einem Zug meinte ein Kurde (der die Position der Österreicher gegen türkische Jugendliche vertrat), daß das kein Wunder sei, denn Türken hätten keine Kultur. Eine ähnliche Position scheint die PKK zu vertreten, die Kultur mit Demokratisierung gleichsetzt und eine ebensolche für die Türkei verlangt. 

Daß die Machinationen der APK Erdogans nach der vorjährigen Wahl, die erstaunlicherweise eine kurdische Opposition ins Parlament in Ankara einziehen ließ - formell vorerst - und damit seine absolute Mehrheit brach, in einem neuerlichen (angeblichen) Kurdenterror mündete, ist so einsichtig wie logisch. Wer glaubt Erdogan, wer glaubt einem Orientalen? Als solche sich die Kurden, die nach Ansicht maßgeblicher Historiker die Nachfahren des frühen (und immer schon kriegerisch-bereiten) Volkes der Hethiter sind, ja nicht betrachten.

Die Visumfreiheit für Staatstürken wird nach Ansicht maßgeblicher Stimmen also vor allem eines bringen: Eine Möglichkeit für Erdogan, Kurden abzuschieben. (Denn an eine Befriedungsintention Erdogans in Syrien glauben ja wirklich nur Naivlinge. Der Mann hat den Bürgerkrieg in Syrien doch nur angeheizt, gestützt, wenn nicht sogar begonnen.) Anderseits wird es den handfesten Konflikt der Türken mit den Kurden mitten nach Europa tragen. Die Zeichen dafür sind längst an die Wand geschrieben. Denn Erdogan möchte mit Gewißheit vor allem eines: Daß die EU/NATO die Türkei stützt und braucht, weil er nur so stark genug ist, einen kurdischen Staat und damit eine territoriale Abspaltung von der Türkei durch kurdische Staatsgründung zu verhindern.

Was ja schon Atatürk zu verhindern versucht hat. Und die Türkei ist für die EU/NATO/USA vor allem als Anti-Rußland-Position von enormer Bedeutung. Sie bedroht Rußland "im Bauch". Das ist allemal ein paar Milliarden wert, noch dazu wenn diese dazu dienen, europäische Politikerlächerlichkeit zu kaschieren. Da trifft Lächerlichkeit auf Lächerlichkeit, das muß sich doch zur großen Gebärde potenzieren?

Worin die Türkei sich freilich umgekehrt in einem Interessenskonglomerat mit den Syrern (das aber scheint lösbar, Syrien ist als Staat bereits zu geschwächt), dem Irak und den Persern befindet, denn die Kurden als Volk (das man auf insgesamt 10 Mio Menschen schätzt) sind auf diese Staaten aufgeteilt. Und sie scheinen einen ausgeprägten und unbrechbaren Autonomiewillen zu haben, den nur die großmütige französisch-englische Siegerlösung von 1918 ignorieren konnte. (Übrigens: Staatswille eines Volkes ist ein völkerrechtlich relevantes Naturrecht.) Wie links immer man die PKK und ihren Demokratiewillen einschätzen mag. (Denn der Linken ist Demokratie immer nur Mittel zu Endzweck gewesen.) Ohne Krieg lösbar scheint das tatsächlich nur in einem föderalen System innerhalb der jeweiligen Staaten zu sein. Es scheint innerhalb der Kurden keine einzelne Kraft zu geben, die dieses Volk explizit zu einen vermag.

Eine PKK, die sich lt. diesem Kurier-Interview also mit einer demokratisch-föderalen türkischen Lösung zufrieden gäbe - danach sah es nach dem Wahlgang 2015 ja sogar aus - in der sie ihrer Bevölkerungsmeinung nach ausreichend Gewicht zur Opposition und Wahrung der Eigeninteressen hätten. Sonst, so dieser Kurdenführer, würde es in einen großen Krieg gegen die Türkei münden. Na freuen wir uns auf die Situation in den Städten unserer Länder.





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