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Mittwoch, 18. Mai 2016

Da haben wir es ja (2)

 Teil 2) Verwickelte, problematische Beispiele aus der Kirchengeschichte - 
Nein, nie waren es Revolutionen und Gleichmachereien, und waren die Charismen noch so groß. Kirchliche Charismatiker haben sich immer der klerikalen Autorität untergeordnet.





Darin gründet das ungeheure Ringen etwa einer Johanna von Orleans, deren Wirkung auf Frankreich mit völliger Gewißheit mit dieser schwierigen, nach damaliger Zeit (niedrigster Stand, und dazu auch noch eine Frau) völlig undenkbaren Konstellation direkt zu tun hat. Denn gleichzeitig ist damit auch dem Hörenden, dem Gehorchenden sogar die Tür zu einer Selbstaufgabe gewiesen, die Voraussetzung für die Wirkung ist. Ähnliches läßt sich etwa bei einer Katharina von Siena sagen, die bekanntlich den Papst dazu aufforderte, Avignon zu verlassen und nach Rom zurückzugehen. Unabhängig von den realpolitischen Überlegungen, die darin mitwirken, weil ja die Kirche und das Papstamt unter spezifisch nationalen und realpoltischen Einfluß gelangt waren, ob man das wollte oder nicht, dem sich das Papsttum erst im (damaligen!) Rom und Vatikanstaat weit effektiver entziehen konnte. 

Das Ringen auch einer Theresia von Avila, die nie (und der VdZ kennt doch den Großteil ihrer Schriften) gegen die Hierarchie verstieß, sich auch an die Ordnung Mann-Frau hielt, und immer gehorsam war, ist nur in ihrem spezifischen Rahmen (z. B. als Äbtissin in einem Frauenorden) zu sehen, nie hat die große Heilige ihn selber überschritten, im Gegenteil, ihr Gehorsam dieser Ämterstruktur und Hierarchie gegenüber kann sogar als Bedingung aufgefaßt werden, unter der in ihr so viele Tugenden und Kräfte aufblühten. Sie selbst hat übrigens immer bedauert, die typischen Schwächen einer Frau zu haben, eben WEIL sie Frau war, denn für ihr Werk wäre sie lieber Mann gewesen.

Und, im übrigen, GERADE ein Heiliger wie Franziskus, auf den sich ja der Papst gewissermaßen beruft, ist ein MUSTERBEISPIEL dieses Gehorsams, und das obwohl er eigentlich ein Rebell, ja ein Umstürzler und Anarchist hätte sein müssen, nimmt man seine radikale Frömmigkeit, die man durchaus und in gewisser Weise sogar als Häresie bezeichne könnte, WÜRDE man sie der gesamten Kirche verpflichtend vorschreiben. Sie war und ist ein Kontrapunkt, ein meinetwegen sogar wichtiger Kontrapunkt der Relativierung, alles keine Frage. Aber sie ist KEIN allgemeiner Weg der Kirche auf der Welt, das muß man ganz eindeutig feststellen! Der Heilige Franz von Assisi hat sich - und das war der entscheidende Unterschied zu den damals überall aufblühenden, aber in diesem revolutionären Geist verharrenden, damit erst (!) häretisch werdenden Armutsbewegungen dieser Zeit - niemals außerhalb der Hierarchie der Kirche gesehen, und sich ohne jede Frage der Autorität und Hierarchie, die er zutiefst anerkannte, unterstellt bzw. eingegliedert. Und zwar bewußt als "Unterster", sodaß seinen Brüder zeitweise sogar das Priesteramt untersagt war.

Es sind auf eine Weise Ausnahmen, für die man gewiß immer einen offenen Blick braucht, keine Frage, und gerade dann, wenn man als "Oberer" auch damit befaßt ist und sein muß, untere Ämter zu besetzen, Notwendigkeiten des Organismus zu erkennen dem man vorsteht (und wenn es eine noch so kleine Teilorganisation ist), etc. etc. Ganz so wie halt jeder an seinem Platz einen offenen Blick und ein hörendes Ohr braucht, immer und zu jeder Zeit, um den Anruf Gottes zu hören. Denn der Führende muß ja auch hören, was der geführte Organismus äußert, um in er Liebe seinen Zustand, sein Bedürfen, etc. etc. zu hören und gegebenenfalls zu erfüllen. 

Aber selbst, wenn mit dem Unteren spezifische Charismen verbunden sind, die meinetwegen einem Oberen nicht gegeben sind, so war das nie und zu keiner Zeit als Aufforderung zu verstehen, seinen Platz als Unterer zu verlassen und gleiche Rechte wie die Oberen zu verlangen. Im Gegenteil, die Bescheidung auf seinen Ort war immer unbedingte Voraussetzung selbst für die Reinheit der ausgeübten Charismen. Und dieser Ort ist sehr sehr konkret und bestimmt!

Das dürfte auch hinter der ersten Kirchenspaltung gestanden sein, den die Geschichte vermerkt, die im 4. Jhd. auftauchte, als der Heilige (!) Hipolitus (der St. Pöltener Diözesanpatron; noch heute betet die Kirche in den allermeisten Fällen den von ihm zusammengestellten Meßkanon) opponierte, daß ein Sklave zum Papst gewählt werden solle. Das KANN überhaupt nicht sein, was seine Meinung, und er ließ sich zum Gegenpapst wählen. Erst sein Rücktritt und seine freiwillige Verbannung beendeten diesen Streit. Es war aber gar keine wirkliche Ausnahme, hier irrte eben Hipolytus, und er sah das auch ein. Denn er erkannte, daß der Klerus eigentlich nur "ein" Stand ist, der in sich also gar keine Standesunterschiede kennt, ähnlich wie es beim Künstler der Fall ist - beide Stände sind im weltlichen Getriebe sogar eigentlich KEIN Stand, sondern allen Ständen, allem Weltgefüge ZUgeordnet. Diese Standlosigkeit läßt sich aber auf Laien NICHT anwenden, zumindest nicht so einfach. 



Morgen Teil 3) Klarstellungen zur Hierarchie 
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