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Samstag, 14. Mai 2016

Der König als Garant (2)

Teil 2) Das Video + Ausufernde Bemerkungen + Mensch und Utopie










*Ganz bewußt soll hier nicht Ideologie mit Utopie gleichgesetzt werden, denn diese Gleichsetzung hinkt wie jeder Vergleich. Denn das Wesen des Menschen ist an sich utopisch, wie Y Gasset so richtig schreibt, und muß es auch sein. Gerade der Staat ist als Idee ein dem faktischen Gegenwartszustand immer vorausgehendes Sollensbild, die Ziel- und Wegmarke, an der sich alles auszurichten und immer neu auszurichten hat. In diesem Sinn ist jeder Staat (wie jeder Mensch bzw. dessen Beziehungsgestalten, allen voran: Ehe) eine Utopie. Die Unterscheidung zum Totalitarismus, der mit dem Wort Utopie so oft verbunden wird, liegt in der Haltung dieser Utopie gegenüber. Ja, sie steht immer in Spannung zwischen Unerfülltheit in der Praxis und Ideal. Aber der Totalitarismus beginnt dort, wo die Gegenwart auf Kosten dieser Zukunft geopfert werden soll, wo der Idealzustand aus der Zukunft geholt und einer noch nicht passenden Gegenwart als Nachbildung aufdiktiert werden soll, der jede Nicht-Passendheit verboten wird. 

Er beginnt aber vor allem dort, wo das Sollensbild nicht mehr der Natur des Menschen - und damit sienen naturgewollten Zielen, Zielen, die die Natur (in der Kultur) zu sich selbst und ihrer größten Erfüllung, also realisierten Möglichkeit führen - entspricht. Hier gibt es sehr wohl ein objektiv RICHTIG oder FALSCH. Eine "Vernunft", die nicht in der Wahrheit (als letztem, aber entscheidendem Ideal) gründet (weil dort gründen will, das macht die prinzipielle Offenheit dieser Haltung aus), wird deshalb immer zu falschen Schlüssen und Handlungsprämissen kommen. Sie wird der Realität niemals gerecht werden können, die Realitäten kommen immer überraschend und haben das Potential, Ideologismen zu zertrümmern - oder noch mehr nach Fremdschuld zu suchen, die ihre Verwirklichung verunmöglichen. (Etwas, was man derzeit an der sogenannten "Flüchtlingsbetreuung" gut beobachten kann.)

Wo etwa mit der Fallibilität (aber auch der Freiheit) der Menschen nicht gerechnet, diese quasi verboten und die Freiheit des Menschen als Bedingung jedes Gelingens (was auch die Freiheit zu versagen heißt) unterdrückt oder als erstes Bedürfnis ignoriert wird. Dazu braucht es keine "Bewußtheit"; gerade die ersten Werte des Menschen sind der Ratio und Eigenbeobachtung kaum zugängig, weil Beobachtungstandpunkt und zu Beobachtendes ursprünglich (ontologisch) ein und dasselbe sind. Deshalb ist es zynisch eine sprachliche Ausdifferenzierung etwa von "Heimatliebe" oder vielen Grundängsten für die Anerkennung ihrer Berechtigung zu verlangen. Diese Grundwerte erschließen sich nur dem ontologisch-philosophischen Rückfragen.

Totalitär wird es gar, wo die Zwecke die Mittel heiligen, um auch in unantastbare individuelle Räume (wieder. die Ehe ganz voran) der Lebensgestaltung einzubrechen um den Einzelnen dem Gesamtanspruch gemäß "passend" zu machen, weil alles "gerichtet" werden soll. Wie im Hitlerismus, wie im Kommunismus. Und ganz so, wie es die political correctness oder das Klimakatastrophengeschrei tun, die deshalb verwerfliche totalitäre Gebärden sind.

Aber man würde einen schweren Fehler begehen, den Menschen auf das eingeschränkt zu sehen, was er faktisch gerade einmal "ist". Das entwürdigt ihn, und es reduziert ihn entscheidend. Denn der Mensch ist, wie Viktor Frankl sagt, auch und vor allem sogar das, was er sein möchte. Von dort nämlich geht sein Sinn aus. Deshalb hat die Anthropologie (und damit die Philosophie, und in ihr die Metaphysik, und damit die Religion) immer außerordentliche praktische und politische Relevanz.

Politik kann niemals pure "Ablaufoptimierung" sein. Jedes menschliche Wirken, jede Politik HAT ein Ziel. Von Wirken und Gestalten kann man überhaupt erst sprechen, wenn etwas "auf ein Ziel hin" getan wird. Wenn man die Kraft dazu nicht hat gerät die Poltik in die Situation, vom Tagesgeschehen vor sich her getriebe zu werden, nur noch "Alternativlosigkeiten" vorzufinden. Denn mit dem Vergessen oder mutlosen Aufgeben einer Zukunft, etwa in Form einer versuchten Verwaltung des Status Quo (auch darin steckt natürlich ein Ziel, aber ein kleines, schwaches, ja sklavisches und deshalb gefährliches), erlahmt das Handeln - und der Mensch oder gar ein Staat wird zum wehrlosen Opfer der Ziele anderer. Es kann zu Alternativlosigkeiten kommen, in Teilbereichen, gewiß, aber nie darf vergessen werden, daß dies bestenfalls kurzfristig mögliches zu ertragender Kompromiss einer eingeschränkten Selbstgestaltung ist, die man auf Dauer niemals dulden darf, also bestenfalls über bestimmte Zeit als unerwünschten Zustand "ertragen muß".

**Das als puren Zufall oder tragische historische Resteverwertung zu sehen ist ein schwerer Fehler, der sehr viel an der oft und zu Recth als "neurotisch" beschriebenen Seele des Österreichers verständlich macht. Die riesige Hofburg zeigt nämlich an, wo und was die außenpolitische Verantwortung und Sendung auch das heutige Österreich noch hätte. Da muß man gar nicht gleich an eine Restauration des früheren Kaiserreiches denken.