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Donnerstag, 9. Juni 2016

Wahrer muß gedacht werden

Den Eindruck, daß das Geschichtsbild der Gegenwart, wie es unsere und vor allem unserer Kinder Köpfe beherrscht, regelrecht auf dem Kopf steht, wenn man das gesamte 20. Jahrhundert hernimmt, hat der VdZ schon lange. Es konkretisiert sich immer mehr. Nun kam ihm ein Buch unter die Finger, in dem über Churchill ein völlig anderes Bild gezeichnet wird, das im Abgleich mit dem offiziell verordneten Geschichtsbild ein sehr stimmiges Ganzes ergibt. Selbst wenn "The British Mad Dog" von M. S. King, ein Buch über Churchill, in einigen Details ganz sicher falsch liegt, wie der VdZ bei einem ersten überblicksartigen Lesen festgestellt hat, bleibt noch eine derartige Fülle einer in den Fakten unbestrittenen, aber in der Interpretation erhellenden Sicht, daß es einem fast den Atem nimmt. 

Bei aller Gefahr (und noch ehe dieses Buch durchgearbeitet ist) sieht der VdZ aber die lange schon brennende Notwendigkeit zu einem dringenden Aufruf, das 20. Jahrhundert historisch neu durchzudenken. Es ist nach wie vor lange nicht hinreichend aufgearbeitet. Gefahr, weil sich die offizielle, universitäre Geschichtswissenschaft weitgehend überhaupt einer seriösen Aufarbeitung verweigert hat, zum anderen bestenfalls in ersten Ansätzen zu einer Revision mancher eingefleischter Sichtweisen bereit ist. Gefahr, weil damit ein Aufarbeiten des Unbehagens, das einen seit je beschlichen hatte, wenn man sich dieser offiziösen Geschichtserzählung genähert hat, nur unter dem Paradigma einer Anfechtbarkeit geschehen kann, mit dem Risiko, in Details immer wieder fehlzugehen, mit der Unsicherheit, daß Interpretationen immer mit hohem Grad an mutiger Eigenverantwortung und Wahrhaftigkeitsforderung weil Selbstprüfung verbunden sein werden. Zumindest vorerst.

Aber es ist Zeit. Es ist Zeit für unsere Söhne und Töchter, sich von dieser dumpfen, irrationalen Hand einer aus politischen Gründen oktroyierten Sichtweise zu befreien, oder sich auf eine solche Befreiung einzustellen, die ihr Denken mit schwarzen Nebeln verdunkelt hat, um sie zu instrumentalisieren, abgesichert mit "moralischen Gewißheiten", sodaß jeder Denkversuch an Hürden ewiger Verdammnisdrohung scheitern mußte. Weil ganze Zonen von Undenkbarkeiten "aus moralischen Gründen" geschaffen wurden. Die damit diesen neuen Generationen jeden Zugang zu sich selbst unterbunden hat. Es ist Zeit, das 20. Jahrhundert neu zu denken. Wahrer zu denken. Darin liegt der Schlüssel zur Lösung der derzeit unlösbaren Identitätsfragen.

Womit sich ein tiefer Seufzer niedriger Hoffnungspegel verbindet. Denn genau daran wird es womöglich scheitern. Denn mit der Frage nach der Identität ist eine Dringlichkeit der Wahrheit verbunden, der der mentalische, charakterliche Haltung der Jugend nur noch ausweichen möchte. Denn darin liegt das Glücksgeheimins der Gegenwart. Der auf die Stirn geschrieben steht: Lieber irrational aber wohlbefindlich, als wahrhaftig und mühsam. Lieber im garantierten Dauerorgasmus des Suhlbettes der Placentawärme ewig tot sein, als die Erde als das zu erleben, was sie ist: ein "vallis lacrimosa." Tod deshalb allen, die das Bild verändern wollen, das Nihilismus verspricht.


*090616*