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Samstag, 16. Juli 2016

Es gibt keine Intergration

Gerade die Terroranschläge der letzten 12 Monate zeigen, daß das bisherige offizielle Denken über "Integration" nicht realitätsgemäß ist. Auch der Mann aus Nizza war schon 10 Jahre in Frankreich, hatte Arbeit und ein soziales Umfeld. Der Islam ist zutiefst psycho-sozial verwurzelt, das gehört zu seinem Wesen, daraus ist er auch entstanden. Als solcher ist ein Muslim so gut wie gar nicht integrabel. Weil er es nur in bestimmtem Rahmen ist, der aber variable Grenzmaße hat. Als Islam ist der Islam nicht wirklich festmachbar. 

Denn es fehlt ihm die Vernunftbasis. Er kann aus sich heraus nicht sagen, was er ist, und was er nicht ist. Nimmt man ihn strenger, ist er unweigerlich und nicht wegzudiskutierender Ausgangspunkt totalitärer Gewalt. Nimmt man ihn milder, ist er entweder zumindest tendentiell fast schon Christentum (das ja aus dem Arianismus heraus - der die Göttlichkeit Jesu ablehnt, worauf sich der Satz "Es gibt nur einen Gott (=Gott Vater), und der Messias (Mohammed ist ein Gerundium und heißt: Der Gesandte, also Der Messias=Jesus) ist sein Prophet" bezieht - ohnehin den Grundkorpus seiner Schriften und Grundlagen stellt), oder eben überhaupt kein belastbarer, klar und einheitlich zu interpretierender Islam mehr. Zumindest nicht für den einfachen Menschen.*

Das sieht auch der bisherige Vizepräsident der Imame-Konferenz Frankreichs, Hocine Drouiche, so. Er trat Stunden nach dem Nizza-Massaker vom 14. Juli zurück. Er habe sich getäuscht, meinte er. Islam und Islamismus sind nicht zu unterscheiden, beide seien (er sagt: heute; ob es aber je anders war?) untrennbar verbunden. "Wir haben immer gedacht, daß der Terrorismus im Irak und in Afghanistan als eine Reaktion auf die Politik der Regierung Bush entstanden ist. Der Arabische Frühling hat aber mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß das Problem des Islamismus mit der theologischen und rechtlichen Krise des Islams zusammenhängt.“

Es ist ein fundamentaler Fehler, den Islam von der Kultur der Menschen im muslimischen Raum zu trennen. Das ist nicht trennbar, und das ist sowieso bei keiner Religion trennbar. Lebt der Muslim westlich, ist er also das, was man mit integriert meint, verdunstet der Islam bzw. muß er zuvor verdunstet sein. Schafft der Mensch aus diesem Kulturraum es aber nicht, seine Zielkultur zu beherrschen (sic!), wird er automatisch zum Islamismus greifen. Das ist eine schon rein menschliche Tatsache. Das ist aber vor allem der durch die gesamte Geschichte des Islam erkennbare Faden. Das Problem ist mit europäischem Denken nicht ( und zwar prinzipiell nicht) zu lösen, weil es ein islam-immanentes Problem ist. 

Selbst Kemal Atatürk ist daran gescheitert, weil ein Säkularismus dieser seiner Facon (der äußerst starkes Militär brauchte und bräuchte) an sich nicht möglich ist und einem Selbstverlust gleichkommt, der in einem Volk (siehe: Türken) einen seelisch-geistigen Rückstau bringt, der sich eines Tages entlädt. Wie in der AKP, wie in Erdogan. Atatürk hat keine Transformation der Türken erreicht, sondern deren Spaltung.

Die Konsequenz kann nur heißen, sofort jede weitere Zuwanderung von Muslimen zu verhindern, und die vorhandenen Muslime in gut beherrschbare Parallelräume zu fassen. Ein "Dialog" nach europäischer Vorstellung ist nicht führbar. Hier stehen sich zwei unvereinbare Welten gegenüber - siehe die Einschätzung von Atatürk selbst. Es kann bestenfalls über die Jahrhunderte zu gewissen pragmatischen Annäherungen kommen, die vielleicht irgendwann auch eine kulturelle Verschmelzung bringen können. Aber eine Integration in dem Sinn, wie ständig überall diskutiert wird, ist nicht möglich. Jeder Versuch, es dennoch "schaffen" zu wollen, ist eine wirklichkeitsferne Selbsttäuschung.**




*Ob er es für an sich hoch zu schätzende Gestalten wie Navid Kermani ist, zumindest in jeder Situation, sei dahingestellt. Der sich auf den ursprünglichen kulturellen, naturreligiösen, poetischen Charakter der arabischen Beduinen beruft, der in gewisssen kulturellen Tendenzen nach wie vor bestehte, wenn auch schon sehr sehr selten. Eine Poesie, die in hohem Maß in den Korpus des Koran eingeflossen ist. Eine Poesie, die aber seit mindestens 120 Jahren in allen Koranschulen so gut wie ausgemerzt wurde. Was Kermani selbst sogar mit Bedauern zugibt.

**Das lehrt uns übrigens auch die Geschichte der Juden in Europa. Man übersieht gemeiniglich, daß die Juden viele Jahrhunderte, ja über ein Jahrtausend brauchten, um sich schließlich zu intergrieren. Denn DAS WAREN SIE zur ersten Hälfte des 20. Jhds. in Deutschland. Die Juden standen damals kurz vor der völligen Assimilation "als Deutsche". 1930 waren bereits 90 % der jüdischen Männer mit deutschen Christinnen verheiratet, und immerhin sogar schon 30 % der jüdischen Frauen mit deutschen Männern. Defacto waren die meisten atheistisch oder hatten sich bereits taufen lassen. Es ist deshalb höchst interessant, daß just zu diesem Zeitpunkt zwei politische Bewegungen aufkamen und zusammenprallten: Der Zionismus hier, und der Hitlerismus dort. Beide hatten dasselbe Interesse: Die (Rück-)Herauslösung der Juden aus dem "deutschen Volk". 

Hitlerianer mußten dafür sogar "rassische Merkmale und Gründe" (er)finden. Wobei ihm die jahrhundertelange Separationspolitik (aller Seiten) gut zu brauchende psychologische Charakteristika lieferte, die die Juden aus entsprechender Überlebenstaktik tatsächlich entwickelt hatten - solange sie nicht integriert waren. Also haben sie alternative Strategien entwickelt. Wie es selbst in kinderreichen Familien bei uns zu beobachten ist. 

Ja, die Geschichte des Abendlandes im letzten Jahrtausend kann sehr plausibel (auch) als Geschichte der Alternativstrategien der Europäer selbst gelesen werden. Es waren die nicht-integrierten Bauernsöhne, die das Kaufmannswesen ergriffen, es waren die Verlierer, die Geistliche wurden, es waren die Ungeistigen, die Geld zu so hohem Ansehen brachten, es waren die verachteten Geistlichen, die die Wissenschaft als ersten Wert etablierten, es waren die von der Zentralmacht unerwünschten Alt-Adeligen, die in der Kirche eine Chance auf Ansehen sahen, es waren die Geld-Verlierer, die religiösen Totalitarismus entwickelten, es waren die ausgestoßenen Engländer, die Festlandeuropa über eine neue Philosophie und die Erfindung "ungenierten Kapitals" ruinierten, usw. usw. usw. Bis heute, es hat sich nichts geändert: Es sind die ihr Selbstwerden verfehlenden Frauen ohne Wirklichungssättigung, die nach Moral und Psychologie greifen um "aus dem Hintergrund" zu steuern, es sind die Unschöpferischen und Unsittlichen, die ein neues Weltdogma im Klimawahn geschaffen haben, dessen Stifter, Schriftausleger und Priester sie nun sind. 

Bei den westlichen, den sephardischen Juden brachte es hohe pragmatische. rationalistische Intelligenz mit sich. Wie sie eben der Nicht-Integration in einem sonst geschlossenen Kulturraum typisch ist. Übrigens eben überall, auch im Kleinen, und auch bei Nicht-Juden, und übrigens: in gewissen Zügen - etwa in der Haltung einem Nicht-Eigenen, dem Fremden und "Ungläubigen" gegenüber - auch sehr deutlich beim Menschen aus dem muslimischen Kulturraum, dem dem schillernden Westen gegenübersteht. Der ihn doch braucht. So, wie die Europäer die Juden brauchten.

Diese Tatsachen sollten zumindest in gewisse Überlegungen einfließen. Sie erzählen uns nämlich viel über die heutige Situation den Muslimen gegenüber.




*150716*