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Donnerstag, 11. August 2016

Bresche ins Verwirrungsdickicht (1)

Was der Papst mit seinen Aussagen zur Gültigkeit von Ehen (und einer quasi "eingeschlichenen, durch Faktizität von selbst entstandenen" Ehe durch einfaches Zusammenleben "von Glaubenden") an Verwirrung angerichtet hat ist gar nicht zu ermessen. Diese Meinung vertreten auch diese katholischen Stimmen (ein Kirchenrechtler und ein Laie) in einer amerikanischen Fernsehsendung. (Video folgt im morgigen 2. Teil). 

Die die sachlichen Gegebenheiten der Ehe und ihrer Gründungsbedingungen ganz ausgezeichnet darlegen. Keineswegs nämlich muß ein Paar "reif genug" sein, um alle Konsequenzen der Ehe zu wissen. Die kennt nicht nur niemand, sondern es wäre fatal, weil man mit heutigen Augen fernes Zukünftiges auch völlig falsch bewertet. (Ein Fehler, der so oft gemacht wird, und er hängt mit einer vermeintlich konkret vorhersehbaren oder gar nötig vorherzusehenden (fernen) Zukunft zusammen, die man ohne sie bewerten zu KÖNNEN aber aus dem Heute bewertet.) Es reicht, bei einer Ehe nur "wollen, was die Ehe will". Die Ehe selbst ist ja dann das Instrument, das beide Ehepartner reifen läßt.* Und die Eheschließung ist der Initialpunkt dazu!

Das Gespräch im Video zeigt leider erschütternd, daß der Papst ganz einfach eine falsche Sichtweise der Ehe verbreitet, die fatale Folgen hat und noch mehr haben wird. (Beitrag ab 27 min.) Der wie so oft schon einen Widerspruch zwischen Lehre (Sichtweise) und Pastoral herbeikonstruiert.  Und der schon zum wiederholten Male sogar explizit den Priestern in den Rücken fällt. Und natürlich auch den Eltern. Denn das hat ganz konkrete und verheerende Auswirkungen auf die Sicht- und Lebensweise der (vor allem jungen) Menschen, die auch der VdZ beobachtet. Die in einer heilsverfehlenden Situation leben, aber nun noch vom Papst selbst den Rücken gestärkt erfahren, darin zu verharren. Der Moderator der Sendung erzählt aus seiner eigenen Erfahrung mit Bekannten, die nun nach Priestern suchen, die ihr außereheliches Zusammenleben gewissermaßen in Sakramentsstatus segnen, denn der Papst habe ja gesagt: Sie wären ja eigentlich sakramental verheiratet. Er meint, daß man sogar den Eindruck haben müsse, daß der Papst vor Menschen wie ihm warne, die doch nur ganz normale Katholiken sein wollen.

Im übrigen widerspricht sich der Papst am laufenden Band selbst. So, als er 2016 davor "warnte", die Christenverfolgung im Nahen Osten als "Genozid" zu bezeichnen - was er im Jahre 2015 sogar explizit "forderte". 

Auch wird die unhaltbare (und wiederholt getroffene) Aussage des Papstes zur 

TODESSTRAFE 

diskutiert, die ebenfalls nicht der Tradition und Sichtweise der Kirche entspricht. Der Wert des Lebens, sagte der Papst dazu, sei nämlich absolut. Das ist in dieser Weise angewandt falsch, der Papst vermischt da unzulässig (und das tut er so oft, daß man es als eine seiner Hauptsünden bezeichnen muß, denn das ist der perfideste Weg den die LÜGE geht, nicht nur häufige Folge von Unverstand und Irrtum) die Ebenen dieser Aussage. Und jeder Märtyrer belegt es. Es setzt sich fort für Soldaten, für die es im Krieg offensichtlich nicht zutrifft. Es ist nämlich nicht jeder Soldat, der einen Feind im Kampf erschießt, ein Verbrecher! 

Und es geht bis zur Todesstrafe. Sie ist einmal eine ultimative Form der Notwehr. Wenn alle anderen Strafen nicht ausreichen, um die Gesellschaft zu schützen, muß man zu dieser Form greifen, will man nicht andere leichtsinnig gefährden. Sie ist freilich keine Form der Rache! Wenn man aber gewahr wird, daß jemand jemanden töten will, so muß die verantwortliche Instanz einschreiten (und ihn unter Umständen töten)! Und der Staat hat ja die Aufgabe, das Leben seiner Bürger zu schützen. Wer sich aber außerhalb dieses Staates stellt - und das tut jemand, der etwas verbricht - hat in gewisser Hinsicht auch seine Bürgerrechte verwirkt. (Deshalb hat man bis vor kurzem auch Strafgefangene von der aktiven wie passiven Wahl in einer Demokratie ausgeschlossen.) Durch die Strafe werden diese erst wieder hergestellt. Er wird durch die Strafe (!) re-sozialisiert - re-integriert.

Das wird heute aber immer weniger verstanden und durch sentimentales Irgendwiegeschwafel ersetzt, mit dem man Gefühle vortäuscht. Denn ganz dramatisch wird es, wenn man sieht, wie Ideologien und verworrene Sentimentalitäten (die eine Form des unsachlichen Egoismus ist, kein Gefühl) bereits das Verständnis von Strafe überhaupt ausgewaschen haben. Denn es wird bei Strafe heute überhaupt nicht mehr gesehen, daß sie ja die Form der notwendigen Sühne nach einer Tat ist! 

Auch Gott straft - oder wozu soll der so großzügig und in vielerlei Formen und Weisen gewährte Ablaß gerade im Jahr der Barmherzigkeit gut sein? Auch die Heilige Schrift ist voll von belegenden Beispielen, sowohl im Alten Testament wie auch im Neuen. Jesus wandte sich nicht einmal gegen die Steinigung (der Ehebrecherin) selbst. (Zu den Bedingungen der Barmherzigkeit in diesem speziellen Fall siehe unten.)

Jede Sünde, jede Straftat hat ja mehrere Ebenen der Leidtragenden, und fordert aber auf jeder dieser Stufe Sühne zur Reintegration, zur Wiederherstellung. Da sind einmal die direkten Opfer, dann etwa Hinterbliebene, dann ist da die Gesellschaft, und dann ist auch jede böse Tat ein VERGEHEN GEGEN DAS SEIN SELBST, also GEGEN GOTT, den reinen Geist. Ohne Sühne gibt es keine Versöhnung mit Gott! Darin liegt ja das ganze Geheimnis unserer Erlösung. (Wobei der VdZ ohnehin in den letzten Jahren den Eindruck gewinnt, daß sich gerade in sogenannten katholischen Kreisen eine absurde Erlösungstheologie breitmacht, die gar kein Kreuz mehr "braucht", es bestenfalls als reduziertes Singulärereignis einzelner "Schicksalsschläge" und ähnliches - nicht aber als Grundhaltung - sehen kann. Und das ist tatsächlich unkatholisch.)

Eine Reintegration der Täter in eine Gesellschaft, in eine Gemeinschaft (in der er zuvor ja einen Beziehungsstatus hatte, einen logos, und sei es als Gast) verlangt einen "Schmerz", der dem Maß seines Heraustretens aus dieser Gemeinschaft entspricht. Das Tor zu dieser Reintegration IST DIE STRAFE. Auch die Todesstrafe. 

Das Schicksal eines Menschen hört ja doch nicht mit seinem Tode auf! Eine Reintegration in die Gemeinschaft der "Heiligen" (Kirche als societas perfecta) ist ja doch auf die Gemeinschaft ALLER Seelen bezogen. Also auch derer im Jenseits. Die Todesstrafe für alle Fälle für ungerecht zu erklären , ist deshalb einfach nicht richtig, so sorgfältig man sie auch behandeln sollte. Man übersieht sträflich, daß es ohne Sühne auch keine "Resozialisation" geben KANN. Auf Strafe zu verzichten ist kein Akt menschlicher Barmherzigkeit (auf Seiten der Opfer oder des Staates), sondern ein Akt der notwendigen Gerechtigkeit IM INTERESSE (auch, ja zuerst) DES TÄTERS. Auch wenn man im Einzelfall (wenn die Umkehr auch so glaubhaft ist) Strafe in einem Akt der Barmherzigkeit ERLASSEN kann. 

Es gibt übrigens in der Rechtsgeschichte sehr interessante institutionalisierte, ja kultivierte Formen solcher Barmherzigkeit, meist aber verbunden mit Sühne ALS FOLGE - etwa, wenn Delinquenten noch unmittelbar vor dem Galgen das Leben geschenkt wurde, wenn sie eine Hure zur Frau nahmen. Hier wurde die einmalige Sühne durch eine dauerhafte, in gewisser Hinsicht schwerere ersetzt, die so eine Ehe dann bedeutet. Wenn man solche Barmherzigkeitsakte ansieht, so haben sie aber immer mit Umkehr und Reintegration beim Täter zu tun. Aber dazu muß eine Strafe erst einmal verhängt sein. Und in diese Kategorie (der Folge der dauerhaften Umkehr VOR der Strafe) fällt auch die Barmherzigkeit, die Jesus für die Ehebrecherin erwirkte. (Übrigens: Erwirkte! Er hat das menschliche Gerichtswesen akzeptiert. "Haben SIE dich nicht verurteilt? Dann will ich es auch nicht tun. Geh hin und sündige nicht mehr.")



 Morgen Teil 2) Täter wollen, ja fordern der Tat angemessene Strafe! 
Wer sie verweigert, verweigert ihre Reintegration.






*050716*