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Donnerstag, 4. August 2016

Handeln als wäre man unschuldig

Es gehört zu den abstoßendsten Seiten der Unsittlichkeit, sich von der eigenen Schuld abhalten zu lassen, sachgerecht in der Gegenwart zu handeln. Es gehört mit zu den schwerwiegendsten Schuldtaten, den anderen aufzufordern, aufgrund seiner Schuld unsachgemäß zu handeln.

Schuld kann verziehen werden, und ist sie bereut und vergeben, ist sie auch vorbei. Und nicht einmal wenn sie nicht verziehen wäre, ist es eine sittlich eforderung, sachlich zu handeln. Groß ist der, der trotz des Wissens um seine eigene Schuld und Schuldigkeit sachlich zu handeln vermag.

Dann ist sie bestenfalls ein Objekt der Erinnerung. Aber es ist in jedem Fall eine sittliche Forderung, den Stand der Wiederherstellung der Würde - nach Sündenvergebung - als solchen zu sehen, und als Anspruch zu erfüllen.

Durchaus: Ein Handeln "als ob" man schuldfrei wäre, würde es emotional das sachgerechte Handeln im Augenblick behindern. Denn der Mensch hat sich an den objektiven Umständen (auch seiner selbst) zu orientieren. Er ist seinem Wesen nach "utopisch", in diesem Sinne "ideal-isch". Und das heißt immer auch zu wissen, daß man nie in einen objektiven Zustand völliger Unschuld kommt, schon im nächsten Augenblick wieder sündigt, wieder in Schuldverhältnissen steht.*









*Es verwundert also außerordentlich, daß die Kirche nicht den Menschen tagtäglich in Erinnerung ruft, daß die Schuld der Vergangenheit - auch und gerade aus der Zeit des Nationalsozialismus - vergeben, vergessen und gesühnt ist. Stattdessen scheint der Klerus nicht an seine eigene Verkündigung zu glauben, daß Schuld vergeben und getilgt werden kann. Es verwundert außerordentlich, daß der Klerus sogar selbst daran beteiligt ist, die Menschen an der Sündenvergebung zweifeln zu lassen. Und die Heuchelei und Niedertracht ist kaum noch zu beschreiben, wenn die Kirche im selbst ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit nicht die Größe aufbringt, diese Barmherzigkeit auch dem deutschen Volk zu verkünden. Zu verkünden, daß es aus seiner Schuld entlassen ist.

Die politische Katastrophe, das Versagen der Politik zeigt schon der Umstand, daß Deutschland bis heute keinen Friedensvertrag nach 1945 eingefordert hat. Denn in einem solchen Friedensschluß werden die objektiven Umstände ein für allemal festgestellt, und es wird festgestellt, wie zukünftig vorzugehen ist, wie man sich künftig begegnen wird. Und das hieße auch, als Forderung an die Würde, die generelle Politik Deutschlands in ihrer historischen Kontinuität und Notwendigkeit festzustellen. Denn keineswegs war der Krieg 1939/45 an sich ein deutsches Verbrechen.  Uns selbst das glauben zu machen ist selbst schon ein Verbrechen der Siegermächte, die hier als Sklavenhalter auftraten.

Wenn den Amerikanern bzw. Alliierten überhaupt je an einer Freundschaft mit Deutschland gelegen wäre - und das bezweifelt der VdZ sehr - würden sie sich für diese Feststellung in Nürnberg entschuldigen. Es gab verbrecherische Aspekte, keine Frage. Aber weder waren die der Grund deutscher Politik AUCH UNTER HITLER, noch waren die das Ausschlaggebende der deutschen Bewußtseinslage seit 1933. Vielmehr sollten die Alliierten endlich ihre eigene Schuld - etwa an der Eskalation des kontinentalen Krieges in einen Weltkrieg, und es gäbe noch so viele Aspekte! vieles, was sich dann als Nazi-Verbrechen zeigte, war von den Allierten ausgelöst, die Deutschland bewußt, geplant und gezielt in eine aussichtslose Lage gebracht hatten. Und wie erst an ihren Beschlüssen 1943, Deutschland nicht zu "besiegen", sondern "bedingungslos zu vernichten", seine Politik somit gar nicht als Staatshandeln anzuerkennen, ja Politik gar nicht möglich zumachen, und damit das Volk in Generalhaft zu nehmen - ein Völkerrechtsverbrechen!- den Krieg zu einem Vernichtungsfeldzug umzugestalten - zu untersuchen beginnen. Jede deutsche Politik, die dies nicht endlich in ihren Fokus bringt, ist irrelevant und schuldhaft.





*110616*