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Dienstag, 9. August 2016

Kirche ohne Insecuritas ist Kirche ohne Gott

Peter Wust hat dazu ein wunderbares Buch geschrieben - über die "Insecuritas" als den eigentlichen Moment des Einlasses Gottes in diese Welt, als deren eigentlichem schöpferischem Augenblick. Alles christliche Leben läßt sich im Grunde darauf reduzieren: Erst im Hinaussteigen in das Ungewisse liefert sich der Mensch an Gott aus. Natürlich heißt das nicht, ins Irrationale einzutreten. Im Gegenteil. Die Vernunft ist der Moment der Gottebenbildlichkeit in der Freiheit. Aber jedes Bedenklichwerden (nach Vernunftmaßgabe), jedes Zögern, jede Mutlosigkeit ist eine Glaubenslosigkeit, und darin (siehe u. a. Kard. Newman) ein Aussperren Gottes aus dem Weltenlauf, ein Herausnehmen der Welt aus der Vorsehung Gottes.

Das ist der Grund, warum der VdZ immer so vehement gegen eine so abgesicherte Kirche wettert, wie sie in einer einzigen Bewegung über den "rationalistisch aufgeklärten" Kaiser Josef II. bis zu Adolf Hitler zur Vollendung kam. Denn die sogenannte Kirchensteuer, als Höhepunkt einer Entwicklung seit Josef II., der die Kirche enteignete, ihr Vermögen im "Religionsfonds" sammelte, und so den Klerus staatsabhängig machte, die Verpflichtung zum Erhalt verstaatlichte (was übrigens für ihn ein Verlustgeschäft war, worüber er sich sehr enttäuscht zeigte), machte die Kirche zu einer wohlgesicherten Sonderanstalt, die mit der Welt nichts mehr zu tun haben mußte. 

Welt? Das waren fortan die anderen. Wirklichkeit? Die abzupuffern war nun Aufgabe des Staates. Niemand hatte sich mehr zu fragen, ob die tägliche Wirklichkeit, dieses tägliche Hineinwerfen in die Vorsehung Gottes, von Bedeutung war. Nun mußte man nur noch mit dem Kaiser (dem Staat) "verhandeln". Und alles und jeder hatte sein Auskommen.

Hitler hat das perfektioniert. In dem typischen Ausgang jeder gottfeindlichen Bewegung. Die in ihr Gegenteil umschlägt (weil es ohne gott keine Vernunft gibt), und doch genau damit erreicht, was der (wegen Gottesferne eben unvernünftige, nicht mehr klar denken könnende) Atheist beabsichtigte. Aber ohne daß er es weiß. Er stellte die Kirche auf sich selbst, und verlangte von ihr die Einhebung einer Kirchensteuer, in der Meinung, damit würden sich die Gläubigen ohnehin von der Kirche abwenden. Das Ergebnis war genau gegenteilig. Selbst 19444 und 1945 hatte die deutsche Kirche mehr Einnahmen, als VOR den katastrophischen Kriegsereignissen, die das deutsche Volksvermögen so schädigten. Aber genau damit ... hat er die Kirche ins Mark getroffen. Ohne es zu wissen. Er hat sie verbeamtet.

Damit ist auch schon alles dazu gesagt, daß die Diözese München-Freisinig unlängst ihren Vermögensausweis offenlegte. Der zeigte, daß sie über ein nominelles Geldvermögen von 5,5 Mrd. Euro verfügt. Man rechne das auf ganz Deutschland hoch. München ist dabei beileibe nicht die reichste Diözese Deutschlands. Mainz, Paderborn, Köln ... schwimmen im Geld. Der halbe Vatikan, und mit ihm halb Afrika hängt direkt am Geldtropf Deutschlands.  (Ein Schelm, wer da an Korruption auch der theologischen Inhalte dächte. Wie hieß es einmal in einem Buchtitel? "Der Rhein fließt in den Tiber!")

Dafür auch noch ein Nutzen-Argument anzuführen ist mehr als armselig. Es ist häretisch. Denn die Kirche ist eben kein gottabgewandete-weltliches Unternehmen, das sich auch gegen Gottes Vorsehung absichern muß. Ach, Rückstellungen für Pensionen? Sieht man einmal von etwas ab, wovon man gar nicht absehen dürfte. Daß nämlich Geldrückstellungen keineswegs "neutral" sind, sondern jenes Elend vergrößern, jenen unmenschlichen Leistungsdruck auf die Menschen, der diese Wertabsicherung täglich - täglich! - erarbeiten muß, denn Geld ist nur als relativer Leistungswert überhaupt ein Wert, und jeder Prozentpunkt Zinsen auf investiertes Kapital muß von produktiven Kräften (Arbeitern, der Wirtschaft - KEIN Beamter hat noch je einen Schilling produktiv erwirtschaftet, das darf man nicht vergessen, auch wenn sie nicht "unnötig" sind) erarbeitet werden. Sehen wir also davon einmal ab.

Dann ist nicht einzusehen, warum die Kirche als "societas perfecta" nicht genau das vorzeigen muß, was der Gesellschaft auferliegt: Das Umlageverfahren nach Generationen. Daß also die Pensionslast der Kirche nie jenes Maß übersteigen darf, das von der aktuell aktiven, tätigen Generation erarbeitet wird. Aber genau das hat die Kirche auf abscheuliche Weise ignoriert. Die Zahl der deutschen Kirchenbeamten stieg von 1960 bis 2015 von 150.000 auf über 700.000. Bei auf ein Drittel gefallenen Priesterzahlen, bei einer Reduktion der Kirchenmitglieder um die Hälfte, Tendenz anhaltend.

Deshalb ist ein Vermögen der Kirche in Deutschland (und Österreich; wo es freilich nicht ganz so krass ist; Österreich war durch Josef II. bereits besser "vorgerichtet"; das Konkordat war deutlich schlechter ausgefallen, als das des Stammreiches, geschlossen 1933, wo Hitler noch mehr meinte, er bräuchte die Kirchen) Unrecht. (Von dem Schwachsinn der linksgesoffenen Schwammgehirne, die ihre historischen Bauten, Kunstschätze etc. als "Vermögen" sieht, wollen wir da freilich nicht reden.) 

Wegen seiner Verwendung, wegen seiner Funktion. Denn dadurch ist es Blutgeld. Das ließe sich nur reinwaschen, indem man einerseits sofort (!) die Kirchensteuer aufgäbe udn die Kirche auf ihr eigentliches Fundament - freie Gabe, Almosen - zurückstellte, und anderseits mit dem vorhandenen Überfluß dutzende oder hunderte großartige und neue Kathedralen errichtete. Die getreu der Tradition der Kirche als kulturbildende Kraft das Handwerk, die Baukunst in Deutschland neu aufblühen ließen (und so nebenbei: vielen tausend Asylanten Sinn, Brot und Arbeit gäbe). Samt einer Prunkentfaltung in liturgischem Gerät, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. So und nur so wäscht man dreckiges Geld rein. 

Als Startschuß für eine sinnvolle Neuevangelisierung. Mit einem Klerus, der sich täglich neu in die Hände Gottes begibt, am und vom Tisch der Gläubigen Gast, ihr Schicksal direkt und täglich neu teilend. So Gott in diese Welt einläßt. Und ihn nicht durch gesicherte und gelangweilte Existenzen ohne jede Gefahr eines Wirklichkeitseinbruches täglich neu aussperrt.

Aher dazu müßte man halt in das als Wirklichkeit einsteigen, von dem es sich am Sonntag so bequem predigt. Glauben, wagen, was man lieber anderen auferlegt, und im Zweifelsfall halt auch erläßt, immerhin - man glaubt es ja selber nicht. Und in einem fast übermenschlichen Einsichtsakt endlich jene zu hassen aufhören, die den Nerv des Christentums noch treffen und treffen wollen: Die Freien, die Mutigen, die Wagemutigen, die nur im Rückblick - nicht in aktualer Selbstzusprechung - als Heilige Erkennbaren. Die sich halt in einer so Kirche der Schmerbäuche und selbstzufriedenen Gutmenschen so gar nicht wohlfühlen.






*220616*