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Freitag, 14. Oktober 2016

Finde das Notwendige aus dem Gegebenen

Dieses Filmchen der Prager University wendet sich gegen die so beklagenswerte Kluft zwischen einer Generation, die vollgestopft wurde mit Ansprüchen die daraus entstehen, daß eines Lebenslaufbahn sich aus einem selbst ergäbe, man müsse nur den "Leidenschaften" folgen, und der nüchternen Realität. Denn es steckt schone eine tiefe Wahrheit darin zu sagen: Tue nicht, was du gerne tun würdest, sondern das, wo du gebraucht wirst, womit die Welt an dich mit einer Anfrage herantritt. Da hinein investiere dich, und dann wird sich eine Erfüllung einstellen: in der Hingabe an die Aufgabe. Nicht an deine "Leidenschaften". Und das drückt sich mit dem Wort "follow the opportunity - not the passion" schon recht gut aus.

Stattdessen aber haben wir es heute mit einer Unmenge an "bestausgebildeten Karriereträumern" zu tun, die was immer sie tun können tun, um sich "noch besser auszubilden", sich dabei aber einer (relativ gesehen) immer kleineren Menge an "Chancen" gegenübersehen und deshalb unter enormem Konkurrenzdruck zu ihren Kollegen steht, die alle dasselbe wollen: den Traumjob. Die Folgen sind absehbar. Obwohl die Arbeitslosigkeit in den USA sehr hoch ist, können fast 6 Millionen Arbeitsstellen nicht besetzt werden, weil es keine Personen gibt, die dafür bereit oder ausgebildet sind.

Diese verkehrte Denkweise  hat aber noch ganz andere Folgen, der VdZ meint sie in den letzten Jahren fast seuchenartig ausgebreitet zu sehen, und zwar nicht nur aber verstärkt - bei Frauen. Die selbst in höherem Alter noch alles hinschmeißen um sich ganz ihren "Träumen" hinzugeben, die sie angeblich nie verfolgt hätten, was sie in ein Leben voller Unzufriedenheiten und Unerfülltheiten geführt hätte. Daraufhin schmeißen sie alles, in erster Linie ihre bisherige Ehe und Familie, in der sie gelebt haben, um nun endlich endlich ihre Träume zu leben. Die Tragik ist kaum zu übersehen. Denn natürlich gelingt das auf eine seltsame Art und Weise nicht, und Verzweiflung macht sich breit, weil nichts mehr bleibt von ihrem Leben, sich alles auflöst.

Nächster Schritt? Die Vehemenz, mit der sie die "patriarchalen Strukturen" als Schuldige identifizieren, wird grenzenlos. Denn selbstverständlich ist ihnen dieses Leben der "Freiheit" nur möglich, indem sie das gesellschaftliche System (Sozialstaat) bis in den letzten Winkel ausnützen. Hier zeigt sich die wahre Natur dieses Denkens: Es ist reine Phantasie, hat aber eine Verheißungskraft, die jeden scheitern lassen MUSZ. Denn die einfachen und direkte Wege zum Lebensglück, das man finden könnte, wenn man nur "sich selbst folgt", die gibt es nicht. Das Ich - liegt im Du. Das Lebensglück liegt in der Selbstweggabe. Die Freiheit liegt in der Gebundenheit an eine Aufgabe. Wer die Hände mit sich selbst voll hat, kann Lebensfülle, die immer geschenkhaft ist, ja die das Wesen der Welt - als gigantisches Geflecht gegenseitiger Beschenkung, in der alles ein "für" ist - verfehlt, gar nicht mehr annehmen. Contradictio in adjectio, mit anderen Worten: Die heutigen Konzepte für ein angeblich erfülltes Leben bewirken genau das Gegenteil. Sie bewirken Leere.

Der Ratschlag aus dem Video ist deshalb so verstanden völlig richtig: Folge nie deinen Leidenschaften - bringe diese aber auf, im Dienste deiner Aufgaben, an die du dich hingibst.

Wo findet sich aber diese Aufgabe? Eigentlich ist es sehr simpel - dort, wo bereits die Vorfahren gebraucht wurden. Dort, wo die Herkunftsfamilie steht. In der Identität die sich durch den Vater zeigt und ausgebildet hat und die ganz selbstverständlich auch die Identität eines selbst wurde. Durch Standorttreue also - nicht durch eine Suche nach einem Standort, den es noch nicht gibt. Den muß man dann so weit ändern, als er eben tatsächlich nicht mehr adäquat ist. 

Dort ist auch der Ort für Entwicklungen, ja Innovationen. Weil sich eben Techniken und Vorgangsweisen geändert haben. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß sich am Ort den ich bei Geburt vorfinde Aufgabe, Fähigkeit aus Vererbung, sowie die Charakterdisposition aus dem Aufwachsen in dieser Umgebung in Deckung befindet ist so hoch wie sonst nie. Denn das hat die höchste Wahrscheinlichkeit, daß sich daraus auch ein subjektiv befriedigendes Leben entwickelt.

Worin deutlich wird, wie viel Verwirrung der Mythos der Gegenwart anzurichten vermochte der da verkündet, es habe sich "alles geändert". Die jeden jungen Menschen in ein Nichts stellt, in dem er sich seinen Lebensort gewissermaßen selbst erfinden soll. Niemand aber ist leichter beherrschbar als jener, der keinen festen Standort hat, denn dem kann man sogar die Kriterien seines Lebens diktieren, wie sie eben "passen". 

Das zeigt sich nicht zuletzt in der Generation des "geburtenstarken Jahrgänge" der frühen 1960er Jahrgänge in Europa. Die eine Generation der "Spätzünder" ist, weil die "Überzähligen", die "Dazugekommenen", die "Zusätzlichen" erfahren haben, daß sei nicht unbedingt mehr gebraucht würden. Also schwankte diese Generation zwischen extremer Anpassung an neue Ideen und Zeitgeistwellen und Rebellentum sowie Orientierungslosigkeit. Sturmreif geschossen durch die Mutlosigkeit, die sich aus der Aufgabenlosigkeit ergibt, mit enormer Neigung zu Sicherheit (Sozialstaat) und Beamtenkuschelei als Andienung an die Macht.

Sie brauchte damit lange, um einen Platz in der Welt zu finden, wenn sie ihn überhaupt fand. Kein Mensch hat sich für sie interessiert. Also hat sie vor Ideen und Grillen gestrotzt, die Welt überhaupt und revolutionär bis in seine grundlegendsten Grundlagen (samt Religionsrevolution) zu verändern, um sich interessant zu machen, gar eine neue Welt zu schaffen, denn die vorhandene hat sie ignoriert. Was sich in einer tatsächlichen Revolution (die 68er ff. hier, die Religionsreformation als Folge des 2. Vatikanums dort) entladen hat, der Revolution der Ortientierungslosen.

Vielleicht aber hat sich gar nicht so viel geändert wie wir glauben wollen? Vielleicht ist genau unsere Herkunft jener Ort, an dem wir weiterbauen sollten? Noch dazu, wo wir doch heute in einer fast gegenteiligen Situation stehen. Denn es gibt im Generationswechsel ZU WENIGE junge Menschen, um das System aufrecht zu halten. Auch in Europa bestünde ein enormner Bedarf an Arbeitnehmern, die vorhandene Aufgaben erfüllen könnten und sollten - aber nun, verrrückt gemacht durch absurde Ansprüche, die ihnen die Generation der Überzähligen in den Kopf gesetzt hat, nicht erfüllen WOLLEN, weil man ihnen eingeredet hat, daß sie ihren Platz selbst definieren müßten.

Ja, eine Gesellschaft, eine Kultur, ein Staat braucht auch diese "Ränder des Neuen", sonst erstarrt sie. Aber diese Ränder dürfen nicht plötzlich zum Generalthema werden, wie wir es heute haben. Sondern die Ränder sind der Impuls für den Hauptstrang, sich neu aus den alten Quellen zu durchbluten, die in jeder Generation eines Tages zu starren, unlebendigen Korsetten werden. Sie ist semper reformanda - immer und von jeder Generation zu reformieren! Aber nicht - zu ersetzen weil neu zu erfinden.

Der VdZ meint tatsächlich, daß die Aufgabe dieser Generation der Überzähligen noch nicht beendet ist, die dereinst verbittert eine Revolution anzettelten, die nur durch Flucht in Rausch und Konsum zu beschwichtigen war. Vielleicht hat sie sogar erst begonnen. Denn es ist jene Generation, die die Wurzeln noch kannte. Deren Aufgabe darin liegen könnte, aus dieser Erinnerung heraus eine Anknüpfung zu finden, in der auch den heutigen Generationen wieder fester Boden und Halt angeboten werden könnte. Ohne daß sie in den Torkeleien der Extremismen stecken bleibt.









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