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Donnerstag, 13. Oktober 2016

Politik aus Gegnerschaft

Man mag über den Korea-Krieg denken wie man will - das unten zu findende Filmchen der Prager University macht in jedem Fall klar, in welchem Ausmaß die Weltpolitik des gesamten 20. Jhds. von der Gegenposition aus Kommunismus und Anti-Kommunismus geprägt war. Wie sehr sich alle freien Gesellschaften vor einer kommunistischen Revolution fürchteten.

Das strategische Ziel des Eingreifens der USA in den Kampf der schon gefährlich unterlegenen Kräfte Südkoreas war dem gesamten Weltkommunismus - Sowjetunion, China, etc. - klarzumachen, daß die westliche "freie" Welt es niemals hinnehmen würde, einen weiteren Staat zu übernehmen. Das hat die Außenpolitik der gesamten nächsten Jahrzehnte - weil auch die Vorsicht der kommunistischen Staaten - entscheidend geprägt und vorsichtiger gemacht.

Freilich, warum man heute die Thesen von Ernst Nolte, daß die Situation Westeuropas - mit seinen zahlreichen Faschismen - als Reaktion auf die Bedrohung durch den Kommunismus verstehen müsse, ja sich auch Hitler erst aus dieser Antagonie überhaupt begreifen läßt (samt ihren Sozialismen, die sie teilweise wie eine plumpe Imitation kommunistischer Ideen aussehen läßt), so vehement angreift verschließt sich dem normalen Denken.*

Die Angst vor dem Kommunismus war in Westeuropa ganz real, und ganz real begründet, und die jeweiligen kommunistischen Parteien taten auch alles, um diese Angst lebendig zu erhalten. Und selbst in den USA ging diese Angst um, als in den 1920er Jahren die Gewerkschaften ungeheure Ansprüche stellten, die die meisten Amerikaner als kommunistische Ambitionen verstanden. Immerhin wurden die Forderungen immer laute vorgebracht, ganze Industriezweige zu verstaatlichen. Dem ein Präsident Coolidge strikt widerstand. Denen Franklin D. Roosevelt aber schon mehr nachzugeben schien, denn sein Regierungsprogramm unterschied sich von dem der Faschisten in Europa kaum - die wie er den sozial(istisch)en Bewegungen als historische und weitverbreitete Erscheinungen den Wind aus den Segeln nehmen wollten. Roosevelt führte Etatismus sein, wie die Faschisten, ließ aber den Unternehmen scheinbar alle Freiheit.

Es war in Deutschland nicht anders. Das war überall das Konzept. Ein Konzept, das der Korruption Tür und Tor öffnete, weil es wirtschatftlichen Erfolg direkt an Politik band. Fortan (und bis heute) waren die erfolgreichen Unternehmen die, die den Regierungen und ihrer Politik nützten. Die bekamen auch die Segnungen staatlicher Geldausgaben zur Speisung, samt garantierten Gewinnen. Daß gerade volkswirtschaftliche Thesen um dieses Thema zu dieser Zeit florierten, hat darin seinen Grund, in den Antagonien von Mises und Keynes. Die Sympathien für Hitler, die auch in den USA groß waren, begründen sich genau darin: Er war für die meisten das perfekte Gegenmittel gegen den Kommunismus. Das Time-Magazin machte ihn 1938 zum Mann des Jahres. Umso wirkmächtiger mußte das Mittel sein, das die USA dazu brachten, dem Drängen der Briten nachgaben, in den Krieg einzutreten. Da brauchte es schon ein Pearl Harbour.

So, wie die gesamte Politik der USA und Westeuropas nach 1945 für Jahrzehnte und immer mehr eine einzige Anti-Position gegen den Kommunismus war. So weit sogar, daß sie jedes Eigenleben verlor. Ein solches verdunstete regelrecht. Denn aus dem "Gegen-"Sein leitet sich KEIN Sein ab. Nur viel Wille.








*Der VdZ hat es in Sopron/Ödenburg in Ungarn erlebt, wo er sich meistenteils und seit neun Jahren aufhält. Dem gelernten Österreicher ist heute überhaupt nicht nachvollziehbar, warum sich die eigentlich deutsche Stadt 1921 NICHT für Österreich, sondern für den Verbleib bei Ungarn (Ödenburg war einer der hauptstädte der ehemaligen ungarischen Provinz Westungarn) entschied, das damals noch offiziell Monarchie war. Entsprechend geistern bis heute Verschwörungstheorien durch die Landschaft. Aber: Auch ein überwiegender Teil der deutschen Bevölkerung der Stadt entschied sich ebenfalls nicht für Österreich. Warum? 

Weil die Menschen in den Nachbarländern Österreich und Deutschland das Erstarken der kommunistischen Bewegungen (in beiden Ländern gab es damals ständige gewaltsame Putschversuche; Wien ist sowieso seither "das rote Wien") schon in nächster Nähe beobachten konnten - und das auf keinen Fall auch wollten, ja fürchteten. Die Angst vor einem kommunistischen Putsch beherrschte die Innenpolitik dieser beiden Länder selbst ja ganz direkt und bis in die späten 1930er Jahre. Und sie beherrschte auch die Innenpolitik fast aller westeuropäischen Länder. Und war sehr konkret - man denke an Spanien 1934-36.




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