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Sonntag, 3. September 2017

Ist die Vatikandiplomatie nur naiv oder bösartig?

Woran hat sich die Kritik an der päpstlichen Diplomatie im Falle Venezuelas denn nun entzündet? Der Venezueler Carlos A. Casanova faßt es auf OnePeterFive noch einmal zusammen: Im April 2014 hatten die Venezolanischen Bischöfe in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Stimme erhoben und gegen den von Präsident Nicolas Maduro (Sozialisten) eingeschlagenen Weg heftig protestiert. Er führe das Land in den Totalitarismus. Ein Weg, der mittlerweile bereits weit gediehen ist und durch eine Volksabstimmung legitimiert wurde. 

Die mit "acht Millionen Stimmen Zustimmung" heuer tatsächlich weit mehr Stimmen FÜR das Regime brachte, als überhaupt zu den Urnen gegangen waren, denn das Referendum wurde weitgehend von der Bevölkerung boykottiert. Es läßt sich durch Videoaufnahmen beweisen, daß viele Abstimmungslokale bei diesem Verfassungsreferendum weitgehend oder sogar völlig leer geblieben waren.

Das war absehbar, und wurde auch so vorhergesagt: daß diese Abstimmung in jedem Fall eine Farce ist und weitgehend boykottiert wurde, weil die Lösung, über die abzustimmen war, in jedem Fall dem Totalitarismus alle Wege bereitet, ja ihn beschließt. Es ist der Weg in den totalitären Kommunismus, den schon Maduros Vorgänger Chavez eingeleitet (und damit das alleine durch das Öl reiche Land in den Bankrott geführt) hatte. Trotzdem wurde dieser Weg nun "mit überwältigender Mehrheit angenommen"?

Völlig überraschend, und als schallende Ohrfeige gegen die lokalen Bischöfe, hatte aber 2014 der Nuntius des Vatikan, Erzbischof Aldo Giordano, kurz nach der Stellungnahme der Bischöfe (die auf der Seite der Bevölkerung stehen) eben diese "Lösung" des Präsidenten gelobt. Und zugleich die Katholiken aufgefordert, jeden Widerstand aufzugeben und dieses "Dialogangebot" (weil kein Dialogangebot) auszuschlagen. Gewaltsamer Widerstand sei nämlich in jedem Fall zu verwerfen und sündig.

Das hatte auf die Bevölkerung wie eine Verhöhnung gewirkt. Denn trotz der größten Öllagerstätten der Welt, ist das Land völlig am Boden. Die Bevölkerung hungert mittlerweile, und zwar wirklich, und das durch das direkte Verschulden der Politik, die Land und Leute unterdrückt. Es ist aber gute katholische Lehre, daß gewaltsamer Widerstand gegen einen politischen Tyrannen gerechtfertigt ist! Genau dieses Naturrecht wurde so dargestellt, als sei es gegen das Gemeinwohl. Während sich beim Präsidenten offenbar niemand fragt, ob ihn dieses Gemeinwohl überhaupt schert. Denn der Kommunismus ist niemals ein Weg des Gemeinwohls! Heute wird das Land aber sogar von Kuba kontrolliert.

Kommunismus ist in sich schlecht. Er ist in sich (intrinsisch) gegen das Gemeinwohl gerichtet. Ihn als "gangbaren Weg" zu bezeichnen, der geeignet sei "Frieden" zu bringen, ist blanke Verhöhnung einer Bevölkerung. Wie also kann ein Vatikanvertreter einen "Weg des friedlichen Dialogs" vorschlagen, wo doch völlig klar ist, daß es einen solchen gar nicht geben kann, weil doch gerade einem Vertreter der katholischen Kirche (und ihrer Soziallehre) klar sein muß, daß totalitäre Systeme NIEMALS einen Weg des "Dialogs" gehen wollen und können? Der Vorschlag des Vatikan wirkt also - gegen den Willen der Bevölkerung noch dazu, das endlich ein Ende des Elends, das Freiheit verlangt - wie blanker Hohn und Beihilfe für ein kommunistisches Regime, indem der Vatikan scheinbar dafür Sorge tragen möchte, daß die Kritiker des Systems neutralisiert und kaltgestellt werden sollen. Wie es sogar seit Chavez auf gar unverschämte Weise ganz offen und mit Mord und Unterdrückung passiert war.

Trotzdem hatte der Vatikan nun die Chuzpe, die schwer darbende, unterdrückte, hungernde Bevölkerung zu einem "friedlichen Dialog" und zur Teilnahme an der Abstimmung aufgerufen, und dann sogar noch gewaltsamen Widerstand als unmoralisch erklärt? Fordert "alle" auf, die menschliche Würde und die Verfassung zu respektieren, so als hätte auch die Bevölkerung Unrecht? Bisher hat nur die linke Regierung diese Würde und die Menschenrechte verletzt, und zwar unausgesetzt seit vielen Jahren. 

Fast dasselbe läßt sich über das Nachbarland Kolumbien sagen, die Lage dort ist genauso klar. Dort hat sich die vatikanische Diplomatie sogar dafür ausgesprochen, die linke Terrorbewegung FARC (die man mit der SS Hitlers vergleichen kann, auch hier dient sie der Regierung als Unterdrückungsinstrument) in die Regierung zu holen, die sich vom Drogenhandel und Erpressung der Bevölkerung (unter Terrorandrohung) finanziert. Die Bevölkerung soll also ihre brutalen Unterdrücker als "Gesprächspartner" akzeptieren, denn sonst wäre sie gegen das Gemeinwohl? Soll zur Verfassungsänderung zustimmen, weil angeblich eine Zukunft Kolumbiens nur auf dem Boden einer "Versöhnung aller Seiten" stattfinden könne, die zu stärken der Papst das Land sogar in Kürze offiziell besuchen wird? Soll also die Bevölkerung etwa auch zu den radikalen Genderplänen der Linken zustimmen, nur um den Frieden zu wahren?

Wenn mancherorts zu hören ist, daß die (überwältigend mehrheitlich katholischen) Bevölkerungen dieser beiden Länder eine tiefe Kluft zur Kirche sieht, kann einen das nicht verwundern. Zur Kirche? Nein, die erleben die Menschen auch heute als ihre Verbündeten. Vielmehr ist es eine Kluft zum Papst, der diese linken Regime unter seltsamen rhetorischen Floskeln (von denen man nur hoffen kann, daß sie der Naivität zuzuschreiben sind, nicht wirklicher Absicht) auch noch zu stützen scheint.


*110817*