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Donnerstag, 14. September 2017

Warum Münzen aussehen wie sie aussehen

Dieses Werbefilmchen findet sich aus ganz bestimmten Gründen hier - weil es ganz einfach die Gestalt einer Münze zeigt. Zu der sich manches sagen läßt. Denn die gerillten oder erhobenen Ränder bei Münzen sind eine Erfindung von Isaac Newton. Es war einer der Vorschläge, das Vertrauen in die englische Währung wiederherzustellen. Der gerillte, erhabene Rand einer Münze hob nämlich sprunghaft das Vertrauen, daß das Zahlungsmittel, das jemand annahm, nicht "beschnitten", als um seinen Metallwert vermindert worden war. Genau diese Praxis der englischen Krone, daraus Geld zu generieren, hatte das Vertrauen in englisches Geld massiv untergraben. 

Der internationale Handel mit England kam im 16./17. Jhd. fast zum Erliegen, Importware verteuerte sich dramatisch, das Ausland wollte aber kein englisches Geld mehr annehmen. (Im Inland wurde die Werthaltigkeit ja per Gesetz erzwungen, was aber nur zur Bildung eines "Bückmarktes", einer Parallelwirtschaft, die die "wahren Werte" besser widerspiegelte, geführt hatte.) Die englischen Könige nutzten dies schamlos aus - indem sie selber (!) die Exportware im Ausland (das hieß vorwiegend in Amsterdam, dem damals größten Hafen Europas) gegen ausländisches Geld verkauften, und dieses werthaltige, stabiler gehaltene Geld in England gegen den erzwungenen, vorgeschriebenen Wechselkurs in englisches Geld tauschten.

Aber das konnte nur einige Zeit vorhalten. Und vor allem: Im Interesse einer stabilen englischen Wirtschaft (und nur auf ihr konnte auch die Krone ihre Steuereinnahmen aufbauen) mußte eine stabile eigene Währung her. Der Effekt - in erster Linie als Reaktion auf die veränderte, nun fälschungs- und beschneidungssicherere Art der Münzprägung (die Veränderung des Goldgehalts war ein eigenes Thema) - trat sofort ein. Die englische Außenwirtschaft erholte sich binnen weniger Jahre.

Das Vertrauen in die einzelne Münze, in das konkrete Zahlungsmittel, war so lange von Bedeutung, als es keine von der Obrigkeit garantierte Zahlungskraft gab. So lange bemaß sich der Wert der Währung am Tauschwert einer Referenzware - Gold. Es ist deshalb kein Wunder, daß die Schaffung einer Zentralbank (wie in England, als - nach den Niederlanden - zweitem Land in Europa) aus der Gilde der Goldschmiede hervorging. Und alle übrigen Länder zogen mit der Zeit nach. Denn zu Beginn des 18. Jahrhunderts war das Vertrauen in Geld in ganz Europa an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Es gibt eben kein Geld, das absolut ist, das wirklich dauerhaft wertbeständig ist. Wert und Geld bezieht sich immer auf die Sittlichkeit eines Handelsraumes. Der Wert einer Währung, der Wert von Geld ist direkt abhängig von der Sittlichkeit und damit kulturellen Höhe eines Volkes. Auch bei Gold.

Anders als viele glauben, ist also eine Goldwährung (durch Gold gedeckte Währung) keineswegs wertstabil. Sie ist es nur relativ zum Wert des Handelsgutes Gold, und er hängt und hing immer von seiner konkreten Verwendung ab. Was wir heute erleben ist deshalb eine schiere Illusion - als gäbe es einen Goldwert UNABHÄNGIG von seiner Wertschätzung als Ware. Dazu braucht es schon recht dichte Gebilde von Zweitwirklichkeit.










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